Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
und von eurer vorigen Knechtschafft loßgemacht seyd / dann jhr sollet wissen / daß gegenwärtiger mein Herr Bruder / der Großmächtigste König aus Böhmen / und ich / eures herschende GroßFürsten / Herrn Henrichs Erstgebohrner Sohn Herkules bin / welches jhr gleichwol in diesen Ländern bey Leibesstraffe nicht melden sollet. Wir wollen euch nach angebohrner milden Güte / nicht allein in vorige Freyheit setzen / sondern mit nöhtigen Zehrungskosten versehen / daß ihr wieder in unser Vaterland zihen / und des euren abwarten könnet / wovor ich von euch weiters nichts heische / als dz ihr dereins dessen eingedenke seyd / und bey meinen Eltern und angebohrnen Untertahnen meiner im besten gedenket; sollet auch nicht verschweigen / was jhr alhie gesehen und erfahren habet. Hernach rief er Friederich und Lutter absonderlich zu sich / und sagete: Wann ich an euer Träue zweiffel trüge / würde ich euch diese eingemachte kostbahre Kleinot nicht anvertrauen; gab hiemit Friedrichen ein Schreiben an seine Fr. Mutter /dieses Inhalts:
Herzallerliebste Fr. Mutter; Ich euer gehorsamer Sohn Herkules / füge Euer Gn. zu wissen / was gestalt mein gnädiger allein wahrer Gott mich nicht allein meiner anderthalbjährigen Knechtschaft entrissen / sondern so hoch begnadet / daß ich in meinem vertriebene Stande mehr Ehr und Gelder erstritten / als ich mir in Teutschland vermuhten seyn könte / wie Zeiger dieses berichten wird. Was ihre verteufelte LügenPfaffen von mir låstern /wollen sie ja nicht glåuben / sondern sich versichern / daß ich einem so heiligen und reinen Gott diene / welcher durchaus keine üppigkeit und Unzucht / oder was dem anhanget / dulden noch ungestraffet lassen kan. Bitte kindlich / meinen allerliebsten / wiewol / als ich vernehme / ungnädigen Herrn Vater / zugrüssen / dessen abgeneigter Wille mich mehr als andere Unlust schmertzet; Meinem geliebeten Bruder Baldrich überschicke ich sechs Reitpferde mit allem Zubehör / auch einen köstlichen Harnisch / und nebest sechs Kleinoten 20000 Kronen gemünztes Goldes zum Beutpfennige / hoffe / er werde aller Fürstlichen Tugend und der löblichen Ritterschafft eiferig nachsetzen / und sich durch falsche Verleumdungen von Brüderlicher Gewogenheit und Träue nicht abwenden lassen. Was meiner herzlieben Frl. Schwester absonderlich versiegelt ist (dieses wahren acht herliche Kleinot) wird meine Gn Frau Mutter derselben schon einliefern lassen. Befehle sie hiermit alle meines wahren Gottes und Heylandes Obacht geträulich / lebe auch und sterbe Ihr biß an Gott gehorsamer Sohn Herkules.
Nach Einhändigung dieses Briefes stellete er jhm die Kleinot in einem ledernen Beutel zu / und wurden die Baarschaffte auff die sechs Pferde gebunden / mit erteiletem gnugsamen Bericht / wie es mit allem und jedem solte gehalten werden. Hernach ging er mit Luttern auff sein Schlaffgemach / und sagete zu ihm: Sihe da / erinnere dich der Gnaden / die ich dir heut erzeige / uñ reise nicht von Prag hinweg / biß du dieses Schreiben samt beygefugeten Sachen selbst / uñ in möglicher Geheim dem Königlichen Fräulein daselbst / zu sicheren Händen wirst gestellet haben / als welches alles jhr von Fr. Sophien ihrer Schwågerin zugeschicket wird; Was du aber zu liefern hast / ist ein stoltzes Handpferd mit köstlichem Zeuge / eine Gutsche mit sechs Pferden / (wahr die geschenkete blaue) und eine verschlossene Lade auff derselben. Dieser versprach / alles geträu und fleissig in acht zunehmen und zu bestellen. Darauff teileten Herkules und Ladisla unter den XXX ådelgebohrne 21000 Kronen aus /und den übrigen XXVIgen / 7800 Kronen / daß sie sich davon rusten uñ beritten machen solten; aber Friedrich und Lutter bekahmen jeder ein wolgerustetes Pferd / guten Ritterharnisch / und noch 1500 Kronen über das vorige / und als sie von Ladisla ein Schreiben an seine Fr. Mutter empfangen hatten / gingen sie in aller Eile fort.
Es wahr dieser der ander Tag / an welchem unsere Helden der Städte Abgeordnete zu Gaste hatten / und sich gar frölich erzeigeten / insonderheit Herkules /welcher viel uñ offt an sein Fräulein gedenkend eine sonderliche Vergnugung spuren ließ / und daher mit Frl. Sibyllen so viel freundlicher umging; worüber Frl. Helena einen starken Eifer in ihrer Seele empfand / weil sie in der furcht stund / sie würde von jener außgestochen werden; ja / sagete sie in ihrem Herzen /wer weiß / was unter ihnen schon abgeredet ist / oder sonst vorgangen / weil er sie im freyen
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