Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
wann sie mich dann so lieb hätte /möchte sie mich imerhin nehmen; schlug die Kamer zu / und ließ uns beide allein beysamen / da das freche Tihr anfing / mit hohe Schwüren uñ Flüchen sich heraus zulassen / wie lieb sie mich hätte / und dz sie mich nimermehr velassen wolte / fehlete auch wenig /sie hätte sich gar zu mir gelegt / wañ ich nit aufgestanden währe / uñ die Kleider angezogen hätte / in welchen ich ihr so wol gefiel / daß sie mich von der Kammer nicht lassen wolte / ehe und bevor ich ihr eine gleiche Liebe versprochen hätte. Ich speisete sie mit guten Worten / sie möchte gemach tuhn / und an meiner Liebe nicht zweifeln / ich wolte zuvor mit ihrem Bruder davon reden / daß er mir des Vaters bewilligung erlangete; nam sie bey der Hand welche härter als ein Eichenbret wahr (massen sie stränge arbeiten kunte) und führete sie zur Kammer hinaus. Ihr Vater sahe uns daher treten / und fragete mich / was ich mit der Dirne zu gehen hätte / und wie ich zu dem statlichen Kleide kähme / dessen gleichen er sein Tage an seinem Leibe nicht gehabt; es müste mir ja von den seinen geschenket seyn / weil ich nacket und arm von ihm auff den Wagen geworffen währe. Welches die Tochter ungescheuhet beantwortete: Sie hätte es vor ihr eigen Geld machen lassen / wem darauff etwas mangelte; sie wüste schon / woher sie die Bezahlung von mir haben solte. O du leichtfertiger Sak /sagte ihr Vater / soltestu so viel Geld an ein Kleid legen / welches unter drey oder vier Gülden nicht gezeuget ist / uñ es einem Wildfremden antuhn / der sich wol mit schwarzer Linnewand / gleich wie ich /behelffen könte? Welches ich also beantwortete: Guter Vater / ich verspreche euch hoch und teur / daß ich alle angewante Kosten gerne und willig bezahlen wil / darumb verzeihet eurer Tochter solches / und bleibet ihr und mir gewogen. Der alte schüttelte den Kopf und sagete zu mir: Junger ich rahte dir in träuen / daß du nicht zu grosse Kundschaft mit der Dirne machest; ich habe sie meines Nachbars Sohn versprochen / der würde dir das Fell übel zu dröschen / wann er dessen einigen Argwohn von dir haben solte. Er hatte dieses kaum ausgeredet / da trat eben derselbe Baurknecht zur Tühr hinein / hatte eine Mistgabel in der Hand / und ohn einige Begrüssung sagte er zu dem Alten: Er wüste sich seiner Zusage wegen der Tochter zuerinnern / welche er durchaus wolte gehalten haben / ungeachtet die lose Dirne ihm gestriges Tages den Kauff auffgesagt hätte / welches er zu seiner Zeit ihr schon wolte geniessen lassen. Die frische Tochter kunte solche Dräuung nicht verschmerzen /und antwortete: Höre Kurd / was habe ich mit dir zuschaffen? gehe du hin nach deines Vaters alten Magd Metten / welche du vor drey Jahren beschlaffen hast; ich begehre dich Hurentrecker nicht / wil auch nicht gewärtig seyn / daß du mich deiner Dräuung nach /jagen und schlagen solt. Oder meinestu daß ich keinen Kerl ohn dich kriegen kan? Haha! ich habe schon einen Bråutigam vor mich / und wiltu ihn gerne sehen? sihe da stehet er / und hat mehr verstand in seinem kleinen Finger / als du in deinem tölpischen grossen Kopfe. Hiemit wahr der Tanz gepfiffen / dann der Vater trat hin zu der Tochter und gab ihr etliche Maulschellen / daß ihr Mund und Nase blutete / da er zu ihr sagete: Du lose Haut / hastu den jungen Bengel darumb so munter gekleidet / daß du deine Hurerey mit ihm treibest? nimermehr sol er dein Kerl werden; fiel damit die Tochter aufs neue an / und schlug frisch auff sie loß; welche aber meinen Streit mit Kurd ersehend / einen Muht fassete / sich zur wehre stellete /und den Vater nach wenigen ringen zur Erden niderwarff. Inzwischen hatte ich auch meine Arbeit; dann als Kurd hörete / daß seiner meinung nach ich ihm vor dem Korbe fischete / sahe er mich grimmig an / fassete seine Mistgabel / und in dem er mich einen Schelm und Ehebrecher schalt / schlug er auff mich zu / daß wo ich nicht ausgewichen währe / er mich bäurisch gnug würde gezeichnet haben / uñ weis ich nicht / obs mein Glük oder Unglük wahr / daß in diesem Sprunge ich eines Zuberbaums hinter der Tühr gewahr ward / mit welchem ich dem Baurflegel entgegen trat / und ihm eins über den Kopf versetzete / daß er als ein Todter zur Erden niderstürzete / und keinen Finger regete. Der Alte tummelte sich unterdessen mit seiner Tochter auff der Erden weidlich umb / und hörete ich ihn ruffen / sie solte aufhören / ihm die Kehle zudrücken; die sich aber wenig daran kehrete / biß
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