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Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte

Titel: Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Heinrich Buchholtz
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BaurenKnechte; aber daß mein Schaz als eine Dienstmagd leben solte / ist mir nie eingefallen. Wann dann alle Unglüksfälle / die zuersinnen wahren / mein Gehirn durchlauffen hatten / folgete mein unbewäglicher Schluß / ich wolte entweder als ein Betler sterben / oder ihrer frölichen Ankunft erwarten / oder sie aufs neue suchen. Aber Gott schickete mir wider meinen Willen etwas Linderung / in dem mein Leib Schütze Zariaspes / meiner Fr. Schwester ehemahligen Parthischen Hofmeisterin der Sysigambis Sohn / mich ohngefehr erkennete / da ich so wenig seiner als er meiner vermuhten wahr; dann als ich des Nachtes im offenen Walde unter dem freyen Himmel mein Gebeht / und daß es niemand verstehen solte / auf Medisch taht / ruhete mein Schütze mir unwissend hinter einem Baume / hörete nicht allein seine Muttersprache von mir / sondern erkennete auch meine Stimme / dessen er nicht wenig erschrocken / in Demuht zu mir nahete / und ob er zwar in dem FrühLichte meine elende Lumpen sahe / kehrete er sich doch nicht daran / setzete sich vor mir auff die Knie /und sagete auff Medisch zu mir: Durchleuchtigster Fürst / welcher gütiger Gott hat mich zu so glükseliger Stunde hieher geführet / Euer Durchl. Gegenwart zuerfahren? Und was vor herbes Glük leget einem so mächtigen Fürsten diese heßlichen Betlers Kleider an? Ich hätte mich gerne verstellet / und gab auff Teutsch zur Antwort: Ich verstünde seine fremde mir unbekante Sprache nicht / weil ich ein Teutscher / und zwar ein armer Betler währe. Aber mein Zariaspes kehrete sich nichts daran / blieb in seiner Demuht /und baht untertähnigst / mich dergestalt selbst nicht zuverleugnen / weil mich weder Noht noch Gefahr darzu antriebe; daher ich mich ihm endlich zuerkennen gab / und geboht ihm bey Lebensstraffe / meine Gegenwart keinem einigen Menschen wissen zumachen; dessen er sich lange wegerte / und endlich auff harte Dräuung versprach / doch mit dem bedinge /daß ich täglich von ihm etliche Speise nehmen solte. Also blieb ich in diesem Stande etwa zehn Tage / biß der allergütigste Gott meinen Seelen-Schaz des Weges hersendete / da ich in meinen Betlers Kleidern nicht weit von der Heerstrasse saß / und von meinem Zariaspes hefftig vermahnet ward / mich nacher Prag zuerheben / und zum wenigsten als ein unbekanter mich daselbst auffzuhalten; ich mich aber gegen ihn erklärete / wie ich diese Nacht bey mir beschlossen hätte / auff dem nähesten Dorffe mich noch eine ganze Woche auffzuhalten / und nach deren Verlauff in seiner und sechs anderer Meden Geselschafft mich nach dem Flecken zumachen / woselbst ich in der Herberge erfuhr / daß mein Fräulein mit Wolffgang nach dem Elbstrohm solte gereiset seyn; der Hoffnung / ich wolte daselbst ihre Spuhr antreffen / oder doch etwas bessere Zeitung von ihr erforschen / hatte ihm auch schon befohlen / was vor Kleider / Waffen / Kleinot /Gelder und Pferde er mir bringen solte; Ja ich speiete mich schon selbst an / daß mir dieser heilsamer Raht nicht zeitiger eingefallen wahr. Aber die unvermuhtliche Ankunfft meiner Fräulein machte nicht allein diesen meinen Vorsaz zu Wasser / sondern benam mich aller Angst und Traurigkeit. Was vor Anfechtungen aber in meiner Einsamkeit und Armut ich von dem leidigen Teuffel ausgestanden / und wie er mich / zur Verzweifelung zubringen / angelauffen hat / davon wil ich nicht viel Worte machen / und nur / weil ich lebe / dieses rühmen / daß Gottes Krafft in mir Schwachen so mächtig gewesen / daß ich alles ritterlich überwunden / ungeachtet dieser geistliche Kampff mir mannichen Schweiß ausgejaget / und mein Fleisch redlich gezähmet hat. Einen vor andern aus hefftigen Saz habe ich dem Teuffel halten müssen / des Nachtes zuvor / ehe Zariaspes mich antraff / und zweifele ich durchaus nicht / der böse MenschenFeind sey mir das mahl in leiblicher Gestalt eines Betlers erschienen / wovon ich zur andern Zeit ausführlichen Bericht tuhn wil / weil ich höre etliche zu uns komen /welche mich hindern werde / mich des ergangne recht zueriñern. O du wunderbarer Gott / sagte hierauff Königin Valiska / wie gehestu mit deine lieben Kindern so wunderlich um auf dieser Welt! jedoch muß ihnen alles zum besten gereichen / insonderheit deine väterliche Heimsuchungen; dann ich gläube nicht / daß ein Mensch / wes Standes er auch seyn mag / sich recht erkenne / oder seine Schwacheit gläube / dafern er nicht unter deiner Zucht gedemühtiget wird. Aber gnug vor dißmahl / von diesen traurigen

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