Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
/ erhohlete mich bald / und sagete ihm dank vor den guten Willen / wolte mich bedenken /und ihn nach Verlauff etlicher Stunden Antwort wissen lassen. Aber der eine / welcher sich bißher als vom Schlage gerühret / bezeiget hatte / griff mit beyden Armen nach mir / uñ indem ich auswiche / sagete er: Nein mein Kerl / hier gilt nicht lange Bedenkzeit /ich merke schon wol / daß du nicht Lust hast / lange in Betlers Kleidern zugehen. Ich spürete / daß mirs das Leben gelten solte / erwehrete mich sein mit meinem zimlich starken Bettelstabe / daß er mich gleichwol nicht greiffen kunte / und sprang immer weiter zuruk / weil ich sahe / daß der andere gesunde Schelm sich auch nahete / welcher dann eine kurze verdeckete Plötze hervor zog / und auff mich darlieff. Ich trauete meinen Füssen / welche mich auch eines Weges von ihnen brachten / da ich etliche Steine auffnam / und mich gegen sie kehrete / sie vermahnend / mich gehen zulassen / oder der Steine zugewarten. Sie hatten beide ihre Plötzen fertig / mit denen sie ohn zweifel mannichen reisenden Menschen mochten ermordet haben / kehreten sich an meine Warnung nichts / sondern lieffen als blindlings auff mich an / daher ich dem vördersten einen zweipfündigen Stein entgegen schickete / daß ihm der Kopff borste / und damit zur Erden fiel; der andere sahe seinen Gesellen stürzen /machete sich zur Rache gefasset / und gedachte mir aus dem Wurffe / damit ich ihm dränete / zuweichen; aber weil ich zween Steine im Vorraht hatte / warff ich ihm den ersten vor die Brust / daß es puffete / und er begunte nach frischer Lufft zuschnappen; worauff ich ihm den andern vor das Maul legete / daß er wie eine Garnwinde umlief / und ich zeit hatte / mit des ertödteten seiner Plötze mich zuwapnen / mit welcher ich auch diesen andern vollends hinrichtete. Die fünff übrigen erschraken dessen sehr / dann sie sahen / daß sie mir nicht entlauffen kunten / ohn allein der Stumme / welcher quehr-Feldein ging / und ich mich besorgete / er würde mehr Hülffe aus der Nähe herzuführen / nahm deßwegen gegen die übrigen nichts weiters vor / sondern besuchete die beiden Erschlagenen / fand bey ihnen einen guten Zehrpfennig / und nachdem ich die Plötze eingestecket hatte / ging ich eilends nach dem nähesten Dorffe / sahe mich offters umb / und ward gewahr / daß die Mörder nach allem Vermögen zurük eilete / weil sie ohn zweifel in Furcht stunden /ich würde die Dorffschafft ihnen über den Halß schicken. Aber ich hielt reinen Mund / aus Furcht / an meiner Reise gehindert zuwerden; setzete demnach meinen Weg im Nahmen Gottes fort / gerade nach Magdeburg zu / unter der Hoffnung / mein Schäzchen daselbst zufinden / aber es wahr daselbst nichts zuerfahre / als daß die Fürstliche Geselschafft vor weniger Zeit nacher Prag gereiset / und das Königliche Fräulein als eine verlohrne höchlich beklaget würde. Wohin wendestu elender Arbianes dich nun? sagte ich bey mir selbst; Ich hatte ein Gelübde getahn / die Fürstliche Geselschafft nicht zusehen / biß ich entweder das Fräulein angetroffen / oder einige Gewißheit von ihr würde erfahren haben; legete auch fleissig bey mir über / wessen ich mich verhalten solte; endlich noch hielt ich vor rahtsam / mich nach Böhmen zuwenden / und daselbst unfern von Prag mein Leben in der Einöde zuführen / biß ich meiner Fräulein Leben oder Tod erkündigen würde; bettelte mich also durch das Land / und lebete etliche Zeit in beschwerlichem Elende / daß ich mehrenteils mein Leben mit Kräutern / Wurzeln und anderen Gewächsen auffhielt / doch etliche Stunden mich bey den Landstrassen fand / und den Bauren zuzeiten ein Stüklein Brod abkauffete /weil ich noch Vorraht an Gelde hatte. O wie manniche Widerwätigkeiten bekümmerten Tag und Nacht mein ohn das gnug trauriges Herz. Ist meiner Seelen Leben / Frl. Klara todes verblichen / sagte ich / so wird die Auflösung meiner Seelen und Leibes mich dahin begleiten / da sie in der Engel Geselschafft ihren Heyland und Erlöser ohn auffhören preiset; wie aber / gedachte ich bald darauff / wann etwa Wolffgang zum Wolffe worden / sich einiger Unzimligkeit hätte gelüsten lassen / und dasselbe gesuchet / welches ohn meiner Fräulein äusserstes Verderben nicht geschehen könnte? Und wañ ich mich mit dieser Vergebligkeit lange gnug gepeiniget hatte / dañ so grauete mir vor Räubern und Mördern / von denen ich selbst nicht hätte frey seyn können / wie viel weniger ein Fräulein mit einem
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