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Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte

Titel: Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Heinrich Buchholtz
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die Mutter hinzu trat / und den Alten rettete / gleich da mein Gegener zu bodem fiel; worüber die Dirne sich höchlich erfreuete / daß sie mit blutigem Maul und Gesichte mir zurieff; Halte dich frisch du mein lieber Sebald / ich wil niemand anders als dich haben. Mir wahr trauen dazumahl nicht sonderlich wol / massen ich mich vor des Alten Rache fürchtete / den gleichwol sein Weib zu frieden sprach / vorgebend / er wüste ja wol / daß sie beyde es mit ihrer Ehr eben so gemacht hätten / und wo er nicht in seiner Tochter Willen gehehlen wolte / müste ohn seinen dank noch diesen Abend die Ehe volzogen werden; wodurch er nähern kauff zu geben bewogen ward. Ich aber machete mich freundlich zu der Dirne / hielt ihr meine Gefahr wegen des nidergeschlagenen vor / und baht /mir zu helffen / daß ich mit einem geruheten Pferde mich davon machen könte / der Lebensgefahr zu entgehen / welches sie ihrer einfalt nach / nicht allein gerne einwilligte / sondern den Baurensattel selbst hervor nam / und ihres Vaters beste Pferd mir fertig machete / da die Mutter mir inzwischen 15 Gülden hohlete / mit der Abrede / ich solte nach dem nähesten Flecken / drey Meilen von dar / zu ihrer Schwester mich begeben / sie wolte in dreyen Tagen mich wissen lassen / wessen ich mich zuverhalten hätte. Wem wahr lieber als mir? ich setzete mich geschwinde auff
     

/ und rante als ein Vogel davon / dann das Pferd wahr guter Schenkel / mietete im nähesten Dorffe einen Bohten / der mich des nähesten weges nach Magdeburg / bringen solte; aber es wolte sich annoch nicht nach willen fugen / sondern ich ward am Weserstrohm von sechs Räubern überfallen / welche mir Pferd / Geld und Kleider nahmen / dz ich mit noht Mutterleibes-nacket / jedoch ohn sonderliche Wunden davon kam. Also muste ich in die sechs Stunden nach art unser ersten Eltern fein leicht dahin springen / biß mir eine Bäurin mit einem Pelze begegnete / welchen ich ihr mit gewalt abborgete / und ihn umb die Schuldern hing. Gott verzeihe mirs / daß ich dazumahl gedachte / ob dem guten Adam sein Pelz auch also angestanden währe / und wolte mich in dieser Kleidung noch wol haben geduldet / wann nur mein allerliebstes Evichen bey mir gewesen / deren ich mich doch nicht gerne in solchem Schmuk hätte sehen lassen /wiewol sie mich hernach in einem lausichtern antraff. Das Weib lieff mir eine weile nach / wolte den Pelz nicht gerne missen / endlich als sie sahe / daß alles vergebens wahr / fing sie an / mich so abscheuhlich auszuschelten und zuverfluchen / daß ich mich schier an ihr vergriffen hätte. Sie wahr kaum von mir hinweg / da begegnete mir ein alter Betler mit zurissenen Lumpen / dem ich einen Tausch anboht / welcher ihm nicht zuwieder wahr / dann der Pelz wahr neu und gut. Ich bekleidete mich armselig gnug / und hatte noch / wie mir dieser Betler sagete / 18 Meilen biß gen Magdeburg / welchen Weg ich vor mich nam /und des folgenden Tages eine andere Betlergeselschaft / sieben Mann stark antraff / unter denen ein Blinder / ein Stummer und drey Lahme oder hinkende wahren / die übrige zween aber risch und stark / und kunken sich doch stellen / als währen sie an der rechten Seite vom Schlage gerühret. Diese macheten mit mit Kundschaft / und frageten / warumb ich in solcher Jugend und bey so gesunden Tagen mich aufs betteln begäbe / und anderen elenden unvermögenden Leuten das Brod vor dem Maule hinweg nähme; ich könte mich ja bey einem Bauren vor einen Knecht vermieten / und das Brod wol gewinnen. Ich gab ihnen zur Antwort; es hätten mich sechs freche Räuber durch gewaltsame Plunderung in diesen Stand gesetzet / welchen ich nicht gedächte långer zu führen / als von hier ab biß nach Magdeburg / woselbst ich mir getrauete einen Herrn zubekomen / dem ich auffwartete / dann ich wåhre aus der ferne / wüste mit Gewehr und Pferden umbzugehen / und hätte unterschiedliche fremde Sprachen in meiner Jugend gefasset. Der eine hinkende Betler fing darauff an; es wåhren Narren / die sich in Dienste begäben / und der Arbeit sich unterwürffen / wann sie beim Müssiggange gute Tage und alles gnug haben könten; wann mir nun ein solches sanftes Leben auch gefiele / wolte er mich in ihre Geselschaft / die sich zimlich stark befünde / aufnehmen / und zur versicherung eines guten willens / mir seine jüngste annoch unverheirahtete Tochter nebest 2000 Gülden Brautschaz geben. Ich erschrak dieses erbietens / merkete schon / was vor eine ehrliche Geselschaft ich angetroffen hatte

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