Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
Ich wahr behende auff / das Wild zuerhaschen / da der Lecker Urisla mich und meine Diener einen wunderlich-verwirreten Weg führete / biß wir von acht Gewapneten uns umgeben sahen / die auff uns zudrungen / meine vier Diener vor meinen Augen nidersäbelten / und mich gefangen hin auff Ninisla Schloß führeten / woselbst ich wilkommen geheissen / und zur Mahlzeit geführet ward; ich aber mich erklärete /keinen Bissen anzurühren / biß ich zuvor wüste / ob ich verrahten / oder unter Freunden währe. Ninisla antwortete mir gar trotzig; ich währe in guter Sicherheit und Ruhe / wolte auch nach geendeter Mahlzeit mir alles Verlaufs gnugsame Rechenschaft geben /daß ich verhoffentlich wol zufriede seyn würde. Ich dagegen wendete ein / der Mörderische überfal / und daß meine Diener straks Angesichts erschlagen / ich aber gefänglich angenommen wähte / könte mich keiner Sicherheit bereden / wüste vielweniger / wie sich eine solche Taht verantworten liesse; welches er aber mit einem höhnischen Gelächter beantwortete: Der Verlust vier Diener währe sehr geringe bey einem Könige / und könte mit leichter Mühe eingebracht werden; mich betreffend / währe ich kein Gefangener /sondern ein gebietender König / es währe dann / daß ich mich selbst darzu machen wolte. Da schlage Unglük zu / sagete ich; Heisset daß ein gebietender König / der / wie ich verstehe / nach eines andern Pfeiffe tanzen sol? wegerte mich auch / Speise zu nehmen / biß er mit etwas pochen mich ermahnete / ihm seine Wirtschaft nicht zu schmähen; dann ob er gleich kein König / so währe er doch Herr und Gebieter auff dem seinen. Ich muste mich bequemen / und aß / wiewol mit schlechter Begierde; aber die Gesundheiten muste ich so viel stärker bescheid tuhn / da meiner Frl. Tochter / die erste; seines Sohns Urisla die andere; meine die dritte; und Ninisla (welche der Sohn anfing) die vierde wahr. Ich begunte schon zu merken /wohin dieses Beginnen zielete / wiewol ich nicht desgleichen taht / sondern als ein Unachtsamer mich stellete / biß Ninisla mich fragen durfte / wessen ich wegen meines Königreichs gesinnet währe / nachdem mein Sohn / welcher ohndas zur Beherschung undüchtig gewesen / erschlagen währe / dessen er gute und gewisse nachrichtung hätte / und nur eine Spil Erbin Frl. Valiska übrig / die nunmehr Mannes-düchtig würde / und mit einem wirdigen Gemahl /auch auf den Fal / künftigen Könige müste versehen werden. Mein Sohn Ladisla / antwortete ich / welchen die Götter mit Königlichen Tugenden zur gnüge versehen / wird sich bald wieder einstellen / von dem ich vor wenig Wochen Schreiben erhalten; und wann er gleich dahin währe / müste das Königreich nicht desto weniger nach meinem Tode ein Häupt haben / würde auch meine Tochter den Landständen wieder ihren Willen nicht auffdringen / deren vielleicht schon in der Fremde ein wirdiges Gemahl versehen währe. Daß währe zubeklagen / gab der Bube zur Antwort / daß ein eingebohrnes Fräulein des Landes müssig gehen /oder ein Ausländischer über die freien Böhmen die Beherschung nehmen solte. O nein! die Stände leiden solches nicht / und mus freilich das Fräulein einem des vornehmsten Bömischen Adels verheirahtet werden / wo sonst Unruhe und des Reichs gänzliche Verwüstung sol vermieden bleiben. Weil ich dann ohn Ruhm zu melden / der gewaltigste Landsasse dieses Königreichs bin / und mein Sohn Urisla zur Kron scheinet gebohren seyn / wie ihm ja alles Königlich anstehet / so wird König Notesterich sich gefallen lassen / daß wir zwischen dem Fräulein und ihm eine glükliche Heiraht schliessen / und der wirdigen Kindes Kinder mit fröligkeit erwarten. Ein solches / sagte ich / wird von uns solcher gestalt nicht können / als auff der Jagd / verrichtet werden / weil uns der andstände Wille und Meynung unwissend ist; werden demnach gemach fahren / und der Zeit erwarten / daß uns die Eile nicht schier heut oder Morgen gereue. Solches nun wahr ihm eine unangenehme Antwort /fassete den Becher und sagete: Er söffe den Tod daraus / wofern diese Heiraht vor meinem Abzuge nicht solte und müste volzogen / und das heimliche Beilager auff diesem Schlosse gehalten werden; müste mich demnach kurz bedenken / und vernehmen lassen / wessen ich gesinnet währe. Er taht mir überdas den Vorschlag / daß ich mit eigener Hand und untergedruktem Pitschaft an mein Gemahl und Tochter schriebe / daß sie mit dem Kanzler Bretisla / Herrn Pribisla und Krokus / ohn alle andere
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