Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
niemand kehrete sich daran / ohn Gallus gedauchte die Stimme zukennen / trat zu ihm /und nach genauer Besichtigung sagete er: Wie nun Bruder Victor / treffen wir uns alhie so unvermuhtlich und in solchem Stande? Dieser kennete ihn bald / und gab zur Antwort: Hat dich dann der Teuffel auch noch zu dieser unseligen Stunde hergeführet / daß du mein Unglük vermehren must? Hilff Gott! sagete Gallus /sich gegen Königin Balisken wendend / wie schicket es die himlische Versehung / daß der Uhrstiffter Ihrer Hocheit ehemaligen Gefängniß in dem unseligen Flecken vor Padua / alhie auff diesem Schlosse muß gefesselt / und wegen seines Verbrechens abgestraffet werden. Ihr werdet euch irren / antwortete die Königin / massen dieser ein Böhmischer Landsasse ist / und Zeit meiner Reise nach Padua auff seinem Schlosse sich finden ließ. Ich versichere eure Hocheit / sagte Gallus / daß er der eigentliche Uhrheber solches Unglüks ist / wie er schon gnugsam gestanden hat / und meine Kundschafft nicht leugnen kan. Wolan / sagte die Königin / so gehet mit hin / und bey der Folterung befraget ihn auch dieses Glückes wegen auffs allergenaueste und schärffeste / daß ich recht hinter meine Verfolger komme / vielleicht ist er eben derselbe /welcher mich aus Angst in die Moldau hat springen machen. Ja ihr Wunderschöne / antwortete der Bube /währe ich selbst dabey gewesen / und hätte meinen Leuten es nicht allein vertrauet / wolte ich sie von der Moldau weit gnug abgeführet / und allen meinen Begierden ein glükliches Ende gemacht haben. Je bistu doch unser aller Teuffel gewesen / sagte sie / wolte weiter nicht mit ihm reden / und befahl / mit ihm hinweg zueilen.
König Notesterich hielt nunmehr Zeit seyn / sein ausgestandenes Elend zuerzählen / damit aus der übereinstimmung mit der peinlichen Bekäntnis alles desto gewisser dargelegt würde; ließ alle anwesende Landstände in grosser anzahl auf den Saal fodern /und hielt diese Rede zu ihnen: Großmächtige Könige und Königinnen / Durchleuchtige Fürsten / Fürstinnen und Fräulein; Hoch und Wolgebohrne / auch ädle / Grafen / Ritter / Herren und Frauen / sämtliche gegenwärtige Freunde und Freundinnen / teils herzgeliebete Kinder und Anverwanten / teils gehorsame Untertahnen und sonst liebe Geträue. Wann des Himmels sonderliche gütigkeit mir nicht Schuz gehalten /und in meiner Gefängnis und schweren Dienstbarkeit sich meiner gnädig hätte angenommen / währe kein Wunder / daß ich schon tausendmahl verzweifelt /und mir selbst gewaltsame Hand angelegt hätte. Ich kan nicht ersinnen / warumb die Götter mir eben /grösser Elend auflegen wollen / als nie keinem Könige vor mir geschehen ist / nachdem ich ja der groben Laster mich nicht habe teilhaftig gemacht / noch gegen meine Untertahnen mich grausam und unbarmherzig erzeiget. Wie dann etliche von meinen Lands Rähten / hier anwesend / mir werden Zeugnis geben /daß jener wolergehen ich über mein eigenes gesuchet habe. Die schweren Schatzungen uñ Frohndienste habe ich nicht vermehret / sondern gemindert / und mich wol nie keinmahl über ichtwas so geeifert / als da ein Schmeichler einsmahls sagen durfte: Die Untertahnen blieben dannoch Untertahnen / wañ sie gleich ihrem Herrn alles hergeben müsten. Doch mus ich nicht zweifeln / es müssen die Götter freylich etwas an mir wissen / daß so harter Züchtigung wert sey / dann wer wolte dieselben vor ungerecht schelten? Aber diese höchstansehnliche Versamlung nicht übergebühr auffzuhalten / mus ich meiner Erzählung den Anfang machen. Es wird annoch vielen von den meinen unvergessen seyn / was gestalt ich vor drey Jahren und sechs Wochen mit wenigen Dienern etliche Meilen auff die leidige Jagd geritten (meine Fr. Tochter wird sich erinnern / was kurz vorher sie mir aus eines Pfaffen Munde vor eine Warnung erteilet) als der Verrähter Ninisla mir bey seinem Sohn zuentboht / es liessen sich etliche sehr grosse Uhrochsen in seinem Gehölze spüren / und weil ich ein Geboht (O des leidigen Gebohts!) ergehen lassen /daß kein Mensch ohn mein Vorbewust und einwilligung selbigen nachstellen oder leid anfügen solte /hätte er mir deren Anwesenheit untertähnigst verstendigen wollen / ob mir gnädigst gefallen möchte /durch derselben fahung mich zuerlustigen; und erinnere ich mich sehr wohl / daß mein geliebtes Gemahl mich zwar wegen eines gehabten Traumes davon abriet / welches ich aber leider in den Wind schlug / und solche Verachtung rechtschaffen büssen müssen.
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