Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
gehehlet / und seinen König nit gewarnet / sondern selbst ihn den Räubern in die Hände geführet / an vier Ecken des Marktplatzes mit zwo glüenden Zangen gezwacket / ihm das Herz lebendig aus dem Leibe gerissen und den Hunden vorgeworffen /der Leib aber in vier Stücke geschnitten / und auff die vier Grenzen des Pragischen Ackers zu ewiger Gedächtnis / neben angehefteter Schrift und bezeigung der Ursach seines Todes auffgehenket werden / da dañ der Vater mit umbher gehen sol / daß er eigentlich alles sehe / als ein Büttelknecht mit Hand anlege /und ihm den ersten Zwak mit der glüenden Zangen gebe. Demselben aber sol eine stokfinstere bewägliche Gefängnis / vier guter Spañen hoch und weit zugerichtet / und er in derselben anderthalb Jahr mit grobem Brodte und trüben Wasser ernähret / aber mit kräftigen sachen täglich gestärket werden / daß er bey Leben und Gesundheit bleibe; nach geendeter solcher Zeit / sol er an allen Gliedern seines Leibes zerstümmelt / mit glüenden Pfriemen zustochen / und endlich als sein Sohn / vom Leben zum Tode gebracht / auch an die vier Grenzen des Bömischen Königreichs samt hinzugeschriebener Ursach seines Todes auffgehenket werden. Alle seine unter und übersich steigende Verwanten biß ins dritte Glied / sollen des Reichs ewig verbannet / und ihre Güter der Königlichen Kammer heimgefallen / des Verrähters Schloß aber / nebest aller zubehörigen Erbschaft sol (da es kan beliebet werden) dem alten geträuen Wenzesla Zeit seines lebens geschenket seyn. Diese Urtel ward von allen Anwesenden gebillichet / bestätiget / und folgendes Tages in gegenwart der Landstände und einer ungläublichen Menge des Volkes volstrecket; wobey die erbärmlichste Schauung wahr / daß der Sohn seinen Vater aufs äusserste verfluchete / offentlich beteurend / er hätte ihn durch bedrauung des Todes mit auff die Brust gesetzetem blossen Schwerte gezwungen / daß er äidlich angeloben müssen / seinem Willen beyzupflichten; hingegen wahr das aller abscheuhlichste /daß der Vater bey des Sohns schmerzlicher Pein sich als mit freuden finden ließ / auch ohn wegern ihn mit der glüenden Zange angriff / da er zugleich sagete: Es wird dir wol gleiche viel gelten / ob hierzu meine oder eines andern Hände gebrauchet werden; welches aber dem Sohn dergestalt zu Herzen ging / dz er in der ersten Zwackung todes verbliech. Sonsten zuvor bey der Geisselung trieb der Sohn ein grosses Geschrey / aber der Vater unterdrückete das Geheule / stellete sich doch über alle masse ungeberdig / ob wäre er seines Witzes beraubet. Er ward alsbald mit einer Heilsalbe geschmieret / welche ihm doch / weil sie beizend war / grosse schmerzen verursachete / und nach seines Sohns hinrichtung / sperrete man ihn in die enge Gefängnis als in einen Tragekorb / da er des Tages über am offenen Markte stund / und von allen vorübergehenden als ein Fluch angespeiet ward / worüber er in solche Ungeduld geriet / daß er nur stets den Göttern und seinen Königen fluchete / ungeachtet er darüber fast täglich mit Peitschen gestrichen ward; endlich bezeigete er sich gleich einem wütigen Hunde / muste aber die bestimmete Zeit aushalten / und die lezten drey viertel Jahr in einem tieffen tunkelen Keller zubringen / wiewol in seinem engen verschlossenen Kefig / da er krum ineinander wuchs / und nach Ausgang derselben Zeit durch die ausgesprochene Straffe hingerichtet ward / da er grossen Jammer trieb / und die gottlose Seele nicht so leicht von dem verfluchten Leibe abscheid nehmen wolte / so daß er auch / nachdem ihm das Herz schon ausgerissen / und damit aufs Maul geschlagen wahr / sich noch mit Händen und Füssen bewägete. Unsere Königliche Geselschaft aber lebete in herzlichen ehrliebenden freuden / da Valiska aus kindlicher Liebe nicht lange von ihrem Herr Vater seyn kunte / und verlangete den beyden verliebeten Bräutigams nicht wenig nach dem angesezten Tage ihres Beylagers / welches eine Woche vor der Hochzeit und dem Freistechen bestimmet wahr / unter welcher Zeit Valiska und Ladisla sich bemüheten / ihrem lieben Herr Vater den Christlichen Glauben beyzubringen / worzu er anfangs schwer zubereden wahr /insonderheit / weil auff seiner Heimreise aus Pañonien ihm die Teutsche Göttin Freia (wie er bestendig vorgab) des Nachtes erschienen währe / hätte ihn seines ihr getahnen Gelübdes / da er in Teutschland geheirahtet / erinnert / und dabey angedeutet / das durch ihren Schuz und Beystand er unter so mannicher
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