Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
und von meinem eigenen Untertahn mich dergestalt quälen / höhnen und peinigen lassen müssen? welches ich aber alles vergessen wil / nachdem die gütigen Götter mich mein liebes Vaterland und Königreich / ja mein herzliebes Gemahl / Kinder und Anverwanten wiederumb haben sehen lassen; daher ruffe ich den Himmel zu Zeugen / daß ichs wenig achte / ob / und auff waß Weise der Gott- und Ehr-vergessene Bube gestraffet werde / wil auch das Gericht keinesweges über mich nehmen / sondern den anwesenden Großmächtigen Königen heimstellen / in sonderheit ihren Liebden /König Hilderich aus Gallien und König Haron aus Schweden / mit Bitte eine solche Urtel zufellen die weder aus Haß noch Rachgier herrühre. Großmächtiger König / antwortete Hilderich / eure Liebde tuht wol und löblich / daß dieselbe diese Sache bloß der Gerecht und Billigkeit anbefehlen wil / wie dann allemahl ein Richter / wann er beleidiget ist / nicht sein eigen Richter seyn / sondern andere darüber urteilen lassen sol. Jedoch ist die an eurer Liebe begangene Boßheit so groß und übermacht / daß wann dieselbe nicht ernstlich gnug gestraffet würde / könte es einem und andern Anlaß gegeben / eines gleichmässigen (dann ärger wird ers nicht leicht machen) sich zuunterfahen. Dann gleichwie nähest Beleidigung der Götter / dieses Verbrechen das gröbeste ist / wann man der höchsten Obrigkeit wirklich wehe tuht / also muß man solchen Frevelern die schwere Hand aufflegen / und hiedurch den hohen Häuptern Freiheit schaffen. Daß ich aber vor mein Häupt mir nicht unternehme / den Ubelthätern die Urtel zu sprechen in einem Königreiche / darüber ich nicht zu gebieten habe / wird weder eure Liebe / noch jemand anders mir verübeln / gelebe auch der Zuversicht zu meiner allerwerdesten Fr. Tochter und grossen Freundin / Fr. Valisken / sie werde mein Anmuhten ihr nicht lassen zuwider seyn / und an meine Statt das Recht über die Boßhafteste der Welt außsprechen / da ich dann schon weiß / daß sie den Mittel-Weg wol treffen / und den Verbrechern die gebührliche Straffe aufflegen werde. Großmächtiger König / Gn. Herr als Vater /antwortete sie ihm: Ich würde dieses Amt über mich zunehmen / von einem andern mich nicht bereden lassen / weil ich unzähliche Entschuldigungen einzuführen hätte; nachdem aber ich über mein Herz es nicht bringen kan / eurer Hocheit als meinem recht-gewogenen Herren und Vater einige Mögligkeit zu versagen /bin derselben ich demütig-gehorsam / und wil mich hüten / daß meine Urtel nicht aus Rache / sondern aus Recht herfliesse / wie dann ohn das Ihre Hocheit / der König aus Schweden / mein Herr Oheim und Vater /als Mit-Richter mich schon wird zu führen wissen /daß ich weder zur Rechten noch zur Lincken außweiche. Großmächtige Königin / hochwerte Fr. Wase /und nicht minder-geliebete als Tochter / sagte darauff König Haron; Ich gelebe der Zuversicht zu eurer Liebe / daß wann meine auch herzliebe Fr. Tochter /Fr. Sibyllen ich an meine Statt derselben zur Mitrichterin zugeben werde / wird euer Liebe solches nicht ungenehm / noch jetzt gedachter meiner Fr. Tochter zuwider seyn / welche ich Kraft dieses darzu erbitte und bevollmächtige. Die frome demütige Sibylla rechnete dieses nit unbillich vor ein gewisses Zeichen sonderlicher väterlicher Gewogenheit / damit der König ihr zugetahn wahr / daher sie / ihren Gehorsam sehen zulassen / auffstund / sich anfangs gegen ihn neigete /und bald zu ihm hintrat / ihm die Hand zuküssen / an dessen Stat sie aber von ihm freundlich umfangen /und an die Stirn geküsset ward. Worauff Valiska also antwortete: Gn. Herr Vater / Herr König Haron; es hat Eure Hocheit mir eine solche Mit Richterin zugeben wollen / welche wegen ihrer volkommenen Frömmigkeit / Tugend und Verstand ich von dem ersten Tage unser Kundschafft her / so herzlich liebe / als ob wir zugleich und auf einmal unter einem Herzen gelegen hätte / weiß auch schon / dz dieselbe mein Herze-Schwesterchen mich schon wird einhalten köñen / daß ich nirgend zu weit gehe; daher vor diese mir zugegebene Mit Richterin ich mich untertähnig bebanke. Für stin Sibylla erröhtete wege des gesprochenen Lobes /als dere wahre Demut sie nit berede kunte / dessen wert zu seyn / wolte auch ihre Entschuldigung vortragen / aber Herkules kam ihr vor / und ließ eine Frage an die Königl. Geselschaft abgehe / obs nicht könte gewilliget werden / daß das ganze Königl. und Fürstliche Frauenzimmer das Richteramt über
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