Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
er endlich das Stechen gar angab / und auff sich selbst zürnete / daß er als ein unerfahrner sich darzu hatte bereden lassen. Als der Sonnen Untergang dem Spiel sein Ende gab / traten die jungen Fürstinnen /Klara und Schulda an Fürstlicher Seite hervor / lieferten Herkules und Valisken den höchsten Preiß / jedem ein Perlen Krönichen von treflicher Zierde und Kostbarkeit / welche sie auch von ihrer Hand annahmen /aber Herkules das seine Fürstin Schulda / und Valiska das ihre Fürstin Klara auff das Häupt setzeten / mit bitte / ihrer stets babey zugedenken. Die Königiñen Lukrezie uñ Vanda teileten den Rittern den erworbenen Preiß aus / als Leches und Klodius / die vor andern sich wol gehalten hatten / und bekam jeder eine Halßkeite von 2000 Kronen. Der Abend ward nach gehaltener Mahlzeit mit tanzen und anderer Lust zugebracht / da Baldrich seinem Bruder anzeigete / er hätte mit Siegward abrede genommen / auff morgenden Tag in fremder Gestalt beym Stechen sich finden zulassen / und auff ihre Schau Bühne andere zustelle /damit sie daselbst nicht vermisset würden. Ladisla dieses hörend / erboht sich / den dritten Mann zugeben; so kunte Herkules von ihm nicht bleiben / trat mit ein / und wurden eins / in ganz gleicher Rüstung auffzuzihen / und sonst keinen in ihre Geselschafft zunehmen. Die Ritterschafft stellete sich frühzeitig gnug bey den Schranken ein / aber keiner wolte vor den andern hinein reiten / biß die nähesten darzu von den Richtern angemahnet wurden; Und als die meiste Ritterschafft sich eingestellet hatte / ließ Herkules einen verstelleten Römischen Knaben hineinreiten / welcher den Richtern diese Werbung vortrug: Hochweise und Großansehnliche Herren; es sind vier fremde Ritter /Gebrüder / gestern Abend spät zu ihrem Ebenteur alhie ankommen / gutes ungeschwächten Adels / die ohn Ruhm zumelden / zum Schimpff und Ernst sich ehmahls haben gebrauchen lassen / uñ nach Begebenheit stärkere und schwächere angetroffen; Diese meine Herren melden allen anwesenden Königen und Fürsten / ihre untertähnigste gehorsamste Dienste / den Herren Richtern ihren Gruß / und alle Freundwilligkeit an / und lassen durch mich vernehme / ob ihnen mit gänzlicher Hinterhaltung ihres Nahmens / ein oder etliche Speere zubrechen / könne erlaubet seyn /welches sie weder aus Hochmuht noch Widersezligkeit / sondern aus andern hoch dringenden Ursache begehren. Sie stelleten zwar gerne einen Bürgen / aber in der fremde mißtrauen sie denselben anzutreffen /und hoffen dannoch alhie so viel Glauben zufinden /daß man sie vor redlich halten und erkennen wird /solle auch nach geendigtem Stechen ihr Stand und Nahme gebührlich angemeldet werden / und erbieten sich im übrigen / den Gesetzen sich gemäß zu verhalten. Die Richter gaben nach gehaltener Unterredung zur Antwort: Wann die Großmächtigste Königin / Fr. Valiska sich hierzu gnädigst verstehen würde / könte ihnen solches gleich gelten / deren Antwort zuerwarten stünde. Weil nun diese alles angehöret hatte / ließ sie durch einen Knaben anzeigen / sie bedankete sich wegen des angetragenen Grusses gnädigst / und daß die vier tapffere Ritter Gebrüdere diesem Stechen beywohnen wolten; weil dann ihnen noch zur Zeit nicht geliebete / sich kund zugeben / solte ihnen ihr ansuchen eingewilliget seyn / mit Vorbehalt ihres getahnen Erbietens. Auff welche Erklärung diese viere auff Apfelgrauen Rossen in so gar einträchtigen Waffen den Einrit hielten / daß einiger Unterscheid an ihnen nicht zuspüren wahr / ohn daß Herkules einen weissen / Ladisla einen gelben / Baldrich einen rohten / und Siegward einen grünen Federbusch / auch gleich solche Feldbinden führeten. Die Harnische wahren blau angelauffen / mit kleinen güldenen Striemen; jeder hatte im Schilde vier neben einander stehende Löuen / mit dieser Umschrifft: Fratrum Concordiâ nihil fortius.
Nichts ist so stark / als die brüdeliche Einigkeit. Sie sprengeten so freudig / und mit so höflicher Art zu den Schranken ein / daß jederman die Augen auff sie warff / und ihre geschikliche Rittermässigkeit nicht gnug loben kunte. Gegen Königin Baliska über nahmen sie Stand / und erzeigeten sich überaus ehrerbietig gegen dieselbe / mit halbverschlossenen Helmen / daß sie nicht unterlassen kunte / ihr Guk Fenster auffzumachen / und mit Neigung des Häuptes ihnen ihre gute Gewogenheit erkennen zugeben; welches auch Königin Sophia / die neben ihr stund / mit verrichtete. Auff ihren Einzug fand sich
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