Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
Schwimme-Müdigkeit / und dankete dem Gott inniglich / der mir so weit in sicherheit geholffen hatte. Bald naheten sich zween Buben / welche weit obenwertz des Flusses sich ganz nacket hinein gewaget / und die Schwerter ins Maul gefasset / ohn zweifel des Vorhabens / mich zuerschlagen / da sie mich lebendig nicht würden über bringen können; weil mich aber Gott vor dißmahl retten wolte / traf ich VI bequeme Werfsteine an / deren ich mich getröstete / ließ den fördersten zu mir ankommen / welchem ich / da er das Ufer fast erreichet hatte / die Stirne mit einem / und bald darauf das Maul mit dem ander stein der gestalt küssete / daß er niderstürzete; ich behende zu jhm hin / nam sein Schwert zu mir / und erwartete des andern ohn alle Furcht / nur daß ich abscheuh an dem nacketen und unflätigen Buben hatte / welcher ganz verwägen auf mich anging / rüffend; weil jhr / schönstes Fräulein /nicht habt glüklich leben wollen / müsset jhr unglüklich sterben; ich schätzete sein Dräuen gar liederlich /mich nähst Gott auff meine zimliche Fechter-Erfahrenheit verlassend / stellete mich in ein bequemes Lager / und sahe der Unflat daraus / daß ich mich meiner Haut erwehren würde / welcher von der Fechtkunst wenig vergessen hatte / daß ich vor jhm mich leicht beschützete / jhm auch Gnade und Leben anboht / dafern er sich mir ergeben / und die Anstiffter dieser Freveltaht nahmhafft machen wolte; weil er dessen sich aber wegerte / und endlich als ein rasender anfiel / ließ ich jhn in mein Schwert lauffen / daß jhm das Herz durchbohret ward. Nicht desto weniger ritten die übrigen jenseit des Ufers auff und nider / ob sie mit den Pferden durchsetzen könten / daher ich mich eines neuen überfalls befürchtend / meine Füsse auffmunterte / und mit rischen Sprüngen das blutige Schwert auff allen Nohtfall in der Faust haltend /mich nach der Stad kehrete / da ich mein Niderkleid biß an die Knie auffheben muste / dz ich am lauffen nicht verhindert würde; es dauchte mich nicht raht seyn / am Ufer hinzulauffen / damit ich den Schelmen nicht allemahl im Gesichte bliebe / sahe von ferne eine Hecke / hinter dieselbe begab ich mich / und lauschete / wz sie anfahen würden merkete auch / daß sie sich unter einander nidermacheten; doch wolte ich ihr leztes nicht abwarten / sondern nach andenrthalbstündigem irrelauffen traf ich ein altes Weib an / die ihrer Sage nach / Graß vor ihre Kuh samlete / und fragete sie / ob ich den nähesten Weg zur Stad vor mir hätte; welche mich sehend / beyde Hände zusamen schlug / und zu mir sagete; O allerschönste Jungfer / wie kommet ihr an diesen Ort? Ich gab ihr zur Antwort / sie solte hiernach nicht fragen /sondern mir Anleitung geben / wie ich hinweg kommen möchte. Ja wol / sagte sie / der Weg ist viel zuweit / welchen euch eure zarten Beine nicht tragen können. Ich aber hätte mich schier über der Vettel erzürnet / bekam doch endlich noch einen so verwirreten Bescheid / daß ich ungewisser von ihr ging als ich kommen wahr / dann sie beschrieb mirs so kunterbund durch einander / ich müste erst Hotte / hernach wieder Schwade / dann etwas gleich vor mich hin /den ungebahneten Weg gehen / sonst würde ich in die Pfützen biß über die Ohren gerahten; welches ich zwar mit einem Gelächter beantwortete / aber rechtschaffen zufunde kam / indem ich biß an den Leib durch de weichgefahrnen Koht waden / und hernach mich in einer Bach dabey wieder abwaschen muste. Kaum wahr solches geschehen / da stieß ein Reuter auff mich / den ich vor einen verwägenen Puschklöpffer hielt / sahe mich von ferne kommen /stieg ab von seinem Pferde / band es an eine Staube /und blieb stille stehen / als er merkete / daß ich gerade und ungescheuhet auff ihn zuging / ihn auch fragete / ob diß der rechte und näheste Weg nach der Stad währe; worauff er mir zur antwort gab / es nähme ihn groß wunder / wie so eine ådle schöne Jungfer mit blossem Schwerte in diesem weiten Felde so einsam ginge / griff auch nach mir / uñ sagete zugleich / er hätte nie das Glük gehabt dasselbe anzutreffen / was ihn vergnügete / ohn vor dißmahl; Ich wiche hinterwarz / boht ihm die Spitze und warnete ihn / sich wol vorzusehen / und nicht weiter zu gedenken als mein guter Wille währe; woran er sich doch wenig kehrete /sondern mich baht / seine Liebe mir gefallen zu lassen / und mich hinter die Hecke zu ihm niderzusetzen; suchete auch / wie er mir das Schwert ausschlagen / und sich meiner bemåchtigen könte;
Weitere Kostenlose Bücher