Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
und gefährlichen Lust / damit ich nicht mehr Bekümmernis daher einnehmen dürffe. Das Fräulein ward bestürtzet / daß in der ReichsRähte gegenwart die Mutter ihr so hart zuredete / daher sie anfangs bedenken trug / ihre außgestandene grosse Gefahr zuerzählen; die Königin aber fuhr also fort: Wie sehe ich dich so bleich / naß und Ungestalt / mein Kind? gilt wo du nicht in Lebensgefahr gestecket hast / und mit grosser Mühe erhalten bist? davor ich dann den Göttern billich danke. Ich weiß fast selber nicht / herzliebe Fr. Mutter / antwortete sie / ob ich den heutigen Tag / unter die Glüklichen oder Unglüklichen schreiben sol; sonst muß ich wol gestehen / daß mir Zeit meines Lebens / Wetter und Menschen nie so hefftig / als eben heut zugesetzet / so daß ich mich wundere / wie ich der grausame Verfolgung habe entgehen können. Die Königin entsetzete sich vor solcher Rede / hub die Hände auff gen Himmel und sagete; Nun ihr hülffreichen gütigen Götter / ich danke euch vor diese heutige Rettung /und daß ihr der unbedachtsamen Jugend eure kräfftige Hand habt bieten wollen; wirstu mir aber nach diesem das Reiten und Jagen so hefftig treiben / soltu nicht sagen / daß du mein Kind seist / dann du gönnest mir ja fast keinen ruhige Tag / daß ich deinet wegen nicht in Sorgen stehen müste. Ach / Gn. Fr. Mutter / sagte sie / eyfert euch nicht so sehr / und verzeihet mir die bißher begangene Fehler; ich wil nach diesem schon wissen mich zumässigen / zweiffele auch nicht / der Himmel selbst / und meine ärgesten Feinde zugleich /haben mich hievon heut diesen Tag abschrecken wollen. Die Anwesende sämptlich bahten solches zuerzählen / sie aber ging zuvor nach ihrem Zimmer / und muste Libussa ihr ganz andere Kleider anzihen / welche auff ihrem zarten Leibe noch zimlich viel Koht sehend / zu ihr sagte; wie gehet diß zu Gn. Fräulein? hat dieselbe sich mit den Säuen im Mistlachen gewälzet? O mein liebes Kind / antwortete sie / was vor einem unsäglichen Unglük und verderben bin ich heut entgangen! Himmel / Erde und Wasser haben mich vertilgen wollen / so daß ichs vor ein Wunder rechne /und mir selbst kaum trauen darff / daß ich lebendig alhier wieder angelanget bin. Diese wolte alsbald alles verlauffs berichtet seyn; aber sie befahl ihr mit nach ihrer Fr. Mutter Zimmer zugehen / da sie alles vernehmen würde / wo sonst der Schrecken ihr so viel Verstand und Worte übrig gelassen hätte / daß sie alles in die Nachdanken fassen und außreden könte. Als sie nun zu ihrer Fr. Mutter sich nidergesetzet hatte / fing sie also an: Hat der Himmel mich heut gerettet / so hat er mich nicht weniger geschrecket daß ich gänzlich davor halte / die Göttliche Versehung habe mir zeigen wollen / wie hart sie dieselben angreiffe / die ihrem Grimme unterworffen sind. Als ich heut früh mit meiner Geselschafft außritte / warnete mich ein alter Pfaffe / ich solte zwar Hasenart nicht hindan setzen / aber doch der Entvogel Weise fleissig in acht nehmen; welches ich nicht verstund noch groß achtete / biß die Noht michs rechtschaffen gelehret /und an die Hand gegeben hat. Vor erst wolte mein Pferd sich weder satteln noch zäumen lassen / biß ichs zum Gehorsam prügelte; und als ichs uber die Brücke ritte (hie warnete mich der Pfaffe) sträubete es sich hefftig / stund als ein verschüchtertes Rehe / und hielt sich nicht anders / als ob es über ein Feur hätte gehen sollen, ich hatte fast immer an ihm zu stossen und schelten / biß ichs ihm endlich mude machete / daß es Gehorsam leistete. Etwa eine halbe Meile von der Stad sties ich auff ein artiges Rehe / dem ich mannichen Pfeil nachschikte / ehe sichs legen wolte / und wie es den Tod im Herzen fühlete / fiel es mit so erbårmlichen Geberden nider / daß michs höchlich jammerte. Bald darauff ward ich etlicher Reuter gewahr /die mit verbundenen Maul und Wangen / daß man sie nicht keñen solte / zerstreuet umbher ritten / woruber ich in Argwohn eines Auffsatzes geriet; wie auch meinen Reutern und Jägerknechten nicht wol dabey wahr / und mich warneten / ich solte mich wieder zurük zihen / weil sichs ohn daß zum schweren Wetter ansehen liesse; taht ihnen auch folge / hies das Rehe auff den mitgeführten Karren legen / und nach der Stad eilen; aber ehe ich michs versahe / wahr ich umbgeben / und zählete XII auff vorgemeldete Weise vermummete Reuter / welche mir nach schrihen / ich möchte stille halten / und so hart nicht eilen / sie wolten meine geträue
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