Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
nach abgelegetem Kind- und Brüderlichen Gruß von Ladisla und Herkules an die Königin und das Fräulein / reicheten sie Ladisla Schreiben ein also lautend: Gnådigste Fr Mutter; ich wil nicht zweiffeln / jhr werde mein Schreiben / in welchem ich meine sehr glükliche Heyraht angemeldet / wol eingelieffert seyn; Mein Hochzeitliche Freudenfest wird auff bestimmete Zeit / da ich lebe / vor sich gehen / möchte meiner Fr. Mutter und Frl. Schwester gegenwart von Herzen wunschen / damit nicht allein ich jhnen mein allerliebstes und mit allen Fürstlichen Tugenden begabtes Fräulein /sondern zugleich auch andere Ehren-Begebnissen zeigen möchte / deren wir von Käyserl Hocheit noch viel mehr gewärtig sind / wie zeigere dieses / Friederich und Lutter werden berichten könne / denen sie vollen Glauben zustellen wollen; und weil ich willig gestehen muß / daß mein Herkules aller meiner Ehren die einige Ursach ist /dessen Heldenmuht und Tugend zubeschreiben ich undüchtig bin / wird meine Fr. Mutter leicht erkennen /wie hoch wir demselben verpflichtet sind. Die begehreten Gelder wolle meine Fr. Mutter nur zurük behalten: weil deren ich über Notturfft habe / und in kurzem eines grösseren Schatzes mir vermuhten bin; möchte nochmahls von Herzen gerne jhre und meiner Frl. Schwester Anwesenheit / wo möglich / hieselbst wissen und sehen. Gegeben zu Padua am XII. Tage des Mey Monats / von ihrem gehorsamen Sohn Ladisla.
Mutter und Tochter lasen es zugleich mit einander /und ging dieser ihres Herkules Ruhm dergestalt durchs Herz daß sie sich / von ihm geliebet zuwerden / viel zugeringe schätzete Weil sie dann verlangen trugen Ladislaen Glük zu erfahren / muste Friederich solches mit allen umbständen erzählen / welcher dabey vermeldete / es zweiffelte niemand / die eroberte Beute in der Räuber Höhle würde Herkules und Ladisla von dem Römischen Käyser ganz und gar geschenket werden / ungeachtet dieselbe sich uber die CL Tonnen Goldes belieffe / welches die Königin vor ungläublich hielt. Lutter wahr vielfältig drauff bedacht / wie er dem Fräulein die Sachen neben dem Schreiben heimlich beybringen wolte / daß er von seiner Geselschafft sich nicht trennen / sondern zugleich mit ihnen nach Teutschland gehen möchte / hatte nun schon vernommen / wie gute Lust sie zu schönen Pferden trüge / daher er die / so Herkules seinem Bruder schickete / hoch zurühmen anfing / nebest anzeige / daß dem Durchl. Fräulein von Fürst Herkules er auch eines zu liefern hätte / dafern dieselbe ihm gnädigst befehlen wolte es herzuhohlen. das Fräulein verstund alsbald / daß er sie allein zusprechen Gelegenheit suchete / sagte demnach zu ihm / er möchte sie alle bringe / daß sie dieselben beschauete / als dann wolte sie biß in den grösten Vorplaz folgen; welches dann alsbald geschahe / da die sechs nach Teutschland übermachte zur Seite gestellet wurden / deren mit Gold und Perlen gestickete Sättel und Zeug nach abgezogenen rohten ledernen uberzügen statlich hervor blicketen; der Fräulein schneweisses / mit langer liechtrohter Mähne und Schwantze ward von zween Teutschen absonderlich geleitet. Lutter hatte die zu Padua empfangene ganz güldene Huefeisen ihm zu Prag mit silbern Nägeln unterlegen lassen. Naseband /Gebiß / Stangen Steiffbügel und Spangen wahr alles klammer Gold mit ädlen Steinen außgesezt / vor dem Häupte hatte es ein Kleinot hangen in gestalt eines halben Monden / welches von Demanten schimmerte; Zaum / Sattel / Vor- und hinderzeug wahr mit Gold und Perlen auffs reichlichste gesticket / uñ die Decke so auff dem Pferde lag / und an beyden Seiten den Steiffbügeln gleich hing / wahr ein gülden Stük in grün / daß desgleichen Pracht daselbst nie gesehen wahr. Ober dem Kleinot vor der Stirn wahr ein zartes weisses Leder angehefftet / und auff demselben der Nahme
VALISCA,
mit guldenen Buchstaben. Hinter dem Pferde folgete die blaue Sammete Gutsche mit sechs muhtigen Blänken im güldenen Zeuge / welches alles das Fråulein mit Verwunderung ansahe / und Lutter ihr solches also einlieferte: Durchleuchtigstes Königliches Fräulein / der auch Durchleuchtigste Fürst und siegreiche Held / Großfürst Herkules / hat mir gnädigst anbefohlen / ihrer Durchl. dieses Pferd /welches in dem Eilande Sizilien geworffen und abgerichtet ist / in seiner Durchl. Nahmen untertähnigst einzuhändigen / mit Bitte / solches an Stat eines geraubeten Bandes unbeschwert anzunehmen / und mit schwesterlicher Gewogenheit im stets
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