Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
Scherze / antwortete sie / so wirstu bald hinter die rechte Meynung kommen; lase damit weiter folgenden Anhang: Diese Volkommenheiten / beteure ich / wirken allein / daß ich wünschen darff / dessen ich nicht fähig bin / und doch auff ihre beywohnende Güte mich verlassend / noch nicht gar von der Hoffnung abtrete /des so köstlichen Gutes / welches die Welt kaum wert ist / und dem der eins völlig geniessenden mehr Neider als Gönner machen wird. O Wunder dieser Welt! setzet /bitte ich / meiner flatternden Seele einen festen Grund /welches nur mit diesen Worten geschehen könte / wann ihre holdselige Zunge ihrer Feder diß zu schreiben anbefehlen wolte: Frl. Valißka erinnert sich des versprochenen unwidersprechlich. O des süssen Klanges / O des erquiklichen Trostes! Nun mein Fräulein / werde ichs schier erhalten / so bin ich genesen; verfehle ich aber des Wunsches / so geniesse ein wirdiger und glükseliger als ich nicht bin / wanns nur ohn meinen Willen geschihet /der sich unterstehen wird (wo möglich ohn meiner Fräulein Verletzuug) ihm so hohe Vergnügung zu mißgönnen; umb dessen Abwendung ich meinen Gott täglich anruffe / und bey demselben nicht minder Erhörung / als bey meinem Fräulein Beständigkeit zu finden hoffe. Beygefügetes Reitpferd nebest bespanneter Gutsche und auffgesetzeter Lade / wolle mein Fräulein von ihrem Diener Herkules als ein mögliches Zeichen seiner unbewäglichen Untergebenheit auffzunehmen unbeschweret seyn /und verbleibe ich Zeit meines Lebens / Meiner gebietenden Fräulein gehorsamster und ganz eigen-ergebener Knecht Herkules.
O Fürst Herkules Fürst Herkules / sagte sie hierauff / warumb mag eure gar zu zweifel spitzige Feder mir die Seele so durchstechen; oder was vor Ursach habt jhr / mich vor träuloß und unbestendig zu argwohnen. Nichts / durchaus nichts / antwortete Libussa / als nur / was dieser Brieff anzeiget / eure Volkommenheit / deren zugeniessen er so hoch wünschet /und sie zu verlieren sich befürchtet: wie er dann wol gedenken mag / daß mehr junge Fürsten als er und Markomir das schönste wählen. Und bedenket nur /mein Fräulein / ob jhr dieser Steknadel so acht habet /als eures kostbahresten Kleinots; jene stecket jhr in ein Nadelküssen / bleibet sie; gut; wo nicht / macht jhr euch weiter keine Gedanken; dieses aber verschliesset jhr nicht allein in feste / mit eisen beschlagene Truhen / sondern setzet es auff das wolverwahrteste Gemach / und dannoch fürchtet jhr euch noch wol vor Dieben. Warumb gönnet jhr eurem Herkules nicht eben diese gebührliche Freiheit / sich der Diebe zu besorgen / die euch so heftig nachstellen? Dieser Vorsorge verdenke ich jhn nicht / antwortete das Fräulein / wann er nur meine Träue nicht in zweifel zöge / die ich bey Markomirs anwerbung / und noch gestern / meiner Meynung nach / völlig dargelegt / in dem ich seinet / ja bloß seinetwegen mich dem wütigen Strohm anvertrauet / ob ich jhm zu gute uñ zu seiner Vergnügung mein Leben retten könte / welches ich mir sonst im troknen lieber hätte durchs Schwert kürzen lassen / solte es auch mein eigenes verrichtet haben / da mirs zur Hand gewesen währe. Wol / sehr wol getahn / sagte die Jungfer; eure unvergleichliche Seele / eure geträueste Bestendigkeit flammet aus dieser Taht Sonnen-klar hervor: aber gönnet doch / mein Fräulein / gönnet dem durch hin verliebeten Fürsten dessen zuvor Wissenschaft / ehe jhr seinen Zweifel /der doch so gar Zweiffelmuhtig nicht ist / anklaget und entgegen feindet Aber wil dann jhre Gn. die gelieferte Lade auch unbesehen wieder hinweg tragen lassen / wie des Markomirs seinen geschahe? das wirstu bald erfahren / antwortete sie / ergreif den Schlüssel / öfnete das wol verwahrete Schloß / und fand anfangs ein seidenes Tuch / als eine Hülle; nahm dasselbe hinweg / und zohe etliche Stük der besten Güldenen Stük Tücher hervor dreyerley Gattung / jhr zu Kleidern; Unter diesen stund eine helffenbeinen Schachtel in welcher zwölf trefliche Stük allerhand Häupt- und Brust-Kleinote lagen; noch ein schwarzes Schåchtelchen mit Gold belegt / welches da es geöfnet ward / blitzeten die Strahlen von den kostbahresten Demanten hervor / dann es wahr der ganze Räuber-Fürstin Schmuk / welchen Servilius jhm in der Höhle unvermerket eingehändiget hatte. In beyden Schachteln lag ein kleines Brieflein / welches andeutete / daß solches alles dem Fräulein von Herkules geschicket würde / zur Vergeltung der jhm ehmals erzeigeten
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