Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
einander zu ringen / in welchem der Rostige schier solte Meister worden seyn; weil aber die Richter auffklopffen und sie warnen liessen / traten sie voneinander / und lieffen ihren Pferden zu. Bald darauff ward das Stechen auffgeruffen / und den Rittern ins gemein Dank gesagt / welche auff den folgenden Tag wieder eingeladen wurden. Die Richter / Herren Kornelius und Emilius traten mit Fr. Sophien / Frl. Sibyllen und Fr. Ursulen zusammen / und urteileten / daß der erste und lezte in gleichem Wert den höchsten Preiß verdienet hätten; den andern legten sie dem Blanken / und den dritten dem Schwarzen zu. Da ließ nun Fr. Sophia die ersten beyden vor sich fodern / und redete sie also an: Manhaffte /hochädle Ritter / wie selten es geschihet / daß zween zugleich den höchsten Preiß verdienen / so hoch verwundert man sich über euer beyder gleichmässigem Wolverhalten / und daß man ihre Tapfferkeit so gar nicht zu unterscheiden weiß / ohn daß der eine hat müssen scharff fechten. Der erste entschuldigte sich der Ehren / und legete dem Rostigen das höchste Lob zu; dieser gab dagegen vor / sein Stechen währe mit dieses seinem nicht zuvergleichen / welches alle anwesende würden bezeugen müssen. Aber Fr. Sophia sagte: Ihr Herren Ritter / werdet ja unserer Herren Richter Urtel nicht ungültig machen / sondern dieses unwägerlich als einen wolverdienten Gewin annehmen; reichte damit einem jeden das Halsband ein /und daß sie dabey sich ihres Wolverhaltens allemahl zuerinnern hätten. Der Rostige aber taht seinen Helm ab / dann er wahr der Böhmische Ritter Leches / ging ungefodert nach Ladisla auff die SchauBühne / setzete sich vor ihm auf die Knie / und sagete überlaut: Durchleuchtigster / gnädigster Herr; daß gestriges Tages Euer Durchl. ich die Hände untertähnigst zuküssen unterlassen / bitte ich umb gnädigste Verzeihung / bin sonst mit den Königlichen Herren Gesanten herüber kommen / keiner andern Ursach wegen /als Ihrer Durchl. untertähnigst auffzuwarten / und in meines Königes Diensten zu sterben; Zog sein Schreiben hervor / und übergab es seinem Herrn / welches die Königin ihm absonderlich mitgegeben / und darinnen seines Vaters des alten Pribisla Träue überschrieben hatte; begehrete auch / diesen guten Ritter in geheime Dienste zunehmen / und als einen Königlichen Verwanten zu halten. Ladisla wahr nicht allein seiner Ankunfft froh / sondern freuete sich insonderheit / daß er sich im Kampff und Stechen so ritterlich verhalten hatte / hieß ihn auffstehen / boht ihm die Hand (welche er küssete) und versprach ihm alle, Gnade und Gewogenheit. Inzwischen stellete Frl. Sidylla dem Blanken / und Fr. Ursul dem Schwarzen Ritter das andere und dritte Geschenk zu / und gingen nach Vollendung wieder hin nach des Stathalters Hof. Bey dem Abendtanze ging alles lustig zu / wobey Frl. Helena Ehrenhalben sich muste finden lassen / deren Eifer gegen Frl. Sibyllen Herkules gemerket hatte /und jhm übel gefiel / insonderheit / weil er schon andere Unarten an ihr spürete / welche nirgends als aus ihrer Eltern Nachlässigkeit herrühreten / massen dieselben wegen gar zu grosser Liebe jhre Gebrechen nicht sahen / viel weniger abgewehneten; Weil dann Herkules dergleichen Unvolkommenheiten nicht kunte zugetahn seyn / enthielt er sich ihrer mit fleiß / und näherte sich Frl. Sibyllen umb so viel mehr / weil er sonst keine Geselschafft hatte / und Fr. Sophien ihren Ladisla gönnen muste. Dieses verursachete / daß man ihn vor verliebet schätzete / welches doch in sein Herz nicht kommen wahr / hütete sich auch fleissig / kein Liebes-Gespräch mit ihr zuhalten / weil er merkete /daß ihr Herz eines mehren / als der brüderlichen Freundschafft sich gerne hätte bereden lassen / wann er Anlaß darzu geben wollen. Frau Sophia hermete sich sehr / daß sie nichts gewisses von ihm erfahren kunte / taht ihr auch leid / daß das liebe Fräulein bey ihren Eltern selbst in diesem Verdacht seyn / und vielleicht durch vergebliche Hoffnung auff Herkules /alles andere Glük verscherzen solte: zu geschweigen /daß ihr solche Kundschafft mit ihm / übel ausgedeutet / und von andern gemeidet werden möchte / daß sie wol gar darüber dürffte sitzen bleiben. Dieses wo möglich / abzukehren / setzete sie sich zu Herkules an die ander Seite / und fragete / ob sie den dritten Sprachmann geben dürffte; baht ihn hernach / er möchte helffen die heutigen Ritter beobachten / unter welchen etliche vornehme Römische Herren währen /aus
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