Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
lange auffgehalten hätte / welches er mit Nachtreisen einbringen müste; nam hiemit Abscheid / baht / das eröffnete ingeheim zuhalten / und den Durchleuchtigsten Fürsten Herrn Ladisla untertähnig grüssen. Herkules kunte ihn wider seinen Willen nicht auffhalten / wünschete ihm Glük zu alle seinem wichtigen Vorhaben / versprach auch / inwendig Jahrs frist / da er lebete / mit einer kleinen Ritterlichen Schaar / bey welcher er vor Räuber Anfall gesichert seyn könte / sich in Persen finden zu lassen /welches diesem Herrn überaus angenehm wahr / auch zuvernehmen gab / je stärker er kommen würde / je angenehmer würde er seyn / ungeachtet man auff allen fall zum überfluß Völcker hätte. Also begab sich Herkules nach Hofe / woselbst über Tische von diesem fremden Herrn viel geredet ward / und schätzete ihn der Stathalter vor einen Parthischen Gesanken / der irgend bey dem Käyser nöhtige Werbung zuverrichten hätte / worin er doch irrete / massen er von andern Morgenlåndischen Fürsten abgesendet wahr. Des Abends nach der Mahlzeit bey dem Tanze / überfiel Herkules eine ungewöhnliche Traurigkeit / deren er sich durchaus nicht entschlagen kunte / wie sehr er sich gleich der Fröligkeit annahm. Ladisla merkete solches an ihm / und fragete / ob er sich nicht wol befunde; dem er antwortete: Ich weiß fast selber nicht /wie mir ist; mein Gemüht in mir ist als zerschlagen /mein Herz ligt mir im Leibe als ein Kiselstein / und weiß dessen doch nicht die allergeringeste Ursach; darumb bitte ich meinen Gott / dz er von uns alles schädliche gnädig abwenden wolle. Mir ist nicht viel besser zu sinne / sagte Ladisla / weiß nicht / ob etwa die vielfältigen Gåstereyen solchen Ekel und Widrigkeit erwecken mögen; sähe demnach gerne / daß du dich zur ruhe legtest / so wil ich dir bald folgen. Ich bin gleich des willens / antwortete er; rief Klodius zu sich / und befahl ihm / daß er 1000 Kronen morgen gar früh dem Christlichen Lehrer bringen solte / dieselben unter die Arme auszuteilen; schrieb auch / da er in seiner Schlaffkammer angelanget wahr / ein Brieflein an denselben / offenbahrete ihm sein trauriges Anliegen / und begehrete / daß gegen morgen früh er sich auff eine Trostpredigt schicken möchte / nach deren Anhörung er willens währe etwas auszureiten. Richtete hiemit seine herzliche Andacht zu Gott / und sprach unter andern dieses Gebeht: Gnädiger Helffer! mein Heyland JEsus Christ; verzeihe mir gnädig die bißher begangene grosse üppigkeit / und daß ich schier ohn einigen rechtschaffenen Gottesdienst / diese Tage in der Weltpracht und nichtigen Fleischeswerken zugebracht habe; Du weist / HErr mein Gott / daß ich wider meinen Willen mich dabey finden lassen muß / und viel lieber in stiller Einsamkeit dir dienete / dein heiliges Wort zubetrachten; allein ich lebe ja leider in der Welt / in der heydnischen Welt / da ich manniche Abgötterey und Boßheit anzuhören gezwungen werde / und mich solchem unbillichen Wesen nicht widersetzen darff. HErr sihe mich an mit den Augen deiner väterlichen Barmhertzigkeit; wende von mir des Herzen Traurigkeit / uñ gib mir einen ruhigen FreudenGeist / welcher von der welt sich abzihen und dir in beharlicher furcht dienen möge. Solte aber etwa ein schweres Unglük wegen meiner vielfältigen Sünde mir bevor stehen; O HErr so wende es in Gnaden von mir / und stehe mir zur Rechten / daß ich darunter nicht erliegen möge; alsdann wil ichs durch deine Hülffe gerne tragen / und deine Züchtigung zur heilsamen Besserung annehmen; dann ich weiß HErr /daß des Fleisches Wolergehen mich auff dem Wege zum Himmel nicht erhalten kan / sondern deine Gläubigen dir durch viel Trübsal nachfolgen müssen. Erhöre mich HErr mein Gott umb deiner Barmherzigkeit willen / und laß deine Güte über mich walten / wie ich auff dich hoffe.
Nach geendigtem Gebeht legte er sich und schlug alle weltliche Gedanken auß dem Sinne. Ladisla wolte samt seinem Gemahl mit Herkules in einem Gemache schlaffen / weil er seine Traurigkeit sahe; folgete ihm auch bald nach / und funden ihn schon in voller Ruhe / da er einem Engel Gottes ähnlicher als einem Menschen sahe. Die Arme hatte er nacket aus dem Bette liegen / und die Hände gefalzet / dann über dem Gebeht (welches stets seine Gewonheit) wahr er eingeschlaffen. Sie wolten ihn in seiner Ruhe nicht stören / legten sich auch so sanffte nider / daß er ihrer Anwesenheit nicht inne ward. Als es gegen den Morgen ging / ließ er einen
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