Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
welches derselbe ihm eine mißgläubige Furcht einjagen wolte; Verfugete sich auch zimlich früh nach dem Obristen Christlichen Lehrer daselbst / es mit jhm zu bereden / welcher es auf gleiche Weise auslegete / und sich erbot / mit der ganzen Christlichen Gemeine es in sein andächtiges Gebeht zu nehmen / und Gott den Herrn inbrünstig anzuruffen / daß er des Teufels Werk zerstören /und alles Unglük gnädig abwenden wolte. Ladisla nam es auch sehr zu Herzen / und durch Fr. Sophien lies er die heidnischen Pfaffen ersuchen / den Göttern Opfer zu schlachten / welche nicht allein solches über sich nahmen / sondern auch ohn Herkules Vorbewust (der es sonst nicht wurde eingewilliget haben) allerhand Räuchwerk und andere abergläubische Dinge in dem Stalle verrichteten / mit dem vorgeben / dafern diese Nacht sichs nicht enderte / müste man auff vier Wochen den Stal räumen / das Pflaster ümkehren und das Dach mit neuen Steinen belegen.
An diesem dritten Tage ward ein Ringel rennen gehalten / bey welchem sich Herkules in prächtiger Kleidung finden lies / tummelte sein Pferd dermassen / daß aller anwesenden Augen sich nach jhm kehreten. Bey dem Rennen bedingete er sich / zwar zur Lust und in Geselschaft mit zumachen / aber keinen Teil am Gewinn zu haben. Weil ers dann allen andern weit zuvor taht / schikte jhm das Frauenzimmer einen schönen Blumen Kranz mit köstlichen Perlen und ädlensteinen ümbwunden / welchen er mit höflicher Ehrerbietung an den rechten Arm steckete. Der ordentliche Siegesdanck ward dem fremden zuerkennet /welcher des ersten Tages nebest Leches den höchsten Gewinn erhalten hatte; nehmlich / eine güldene Speer Spitze mit Rubinen eingelegt / ein par güldener Sporen / und ein par Steig Bugel auff gleiche art gezieret /ingesamt am Wert 4000 Kronen. Dieser håtte unsers Herkules Kundschafft gerne gehabt / weil er jhm über die masse gewogen wahr; nachdem er aber eine schleunige Reise fortzusetzen hatte / ritte er nach geendigter übung zu jhm hin / und redete jhn also an: Hochberümter Ritter und Herr; ich dieses Orts ein Fremder auch Ausländischer / möchte wünschen / die Gelegenheit zu haben / mit demselben in bessere Kundschafft / und da ichs wert seyn könte / vertraulichere Freundschafft einzutreten / als welcher vor RittersEhr und Zier nicht unbillich von jederman geschätzet wird; weil aber die Nohtwendigkeit mir befihlet / meine Reise straks Angesichts fortzusetzen /bitte ich sehr / mein Herr wolle mich / Nahmens Pharnabazus aus Persen / unter die Zahl seiner auffrichtigen Diener und geträuen Freunde auffnehmen / und bey diesem schlechten Ringe (welchen er jhm reichete / uñ über 3000 Kronen wert wahr) meiner stets eingedenke seyn / da dañ meine höchste Vergnügung seyn würde / meinem Herrn der eins angenehme Dienste leisten zu können. Herkules bedankete sich dessen mit sonderlicher Freundligkeit / und sagete: Mein Herr /ich schätze mich ganz unwirdig des gesprochenen Lobes; Die verheissene Freundschafft ist mir tausendmahl angenehmer / trage meinem Herrn ein gleichmässiges aus redlichem Herzen auff / uñ möchte sich wol begeben / daß ich die abgelegenen Morgenländer besuchete / da seinem lieben Nahmen nachzufragen /ich unvergessen seyn werde / wann ich nur des Orts etwas genauere Nachricht haben könte; reichete jhm auch einen Ring ein / köstlicher als der empfangene /und nöhtigte ihn / bey dem Stathalter mit einzukehren. Dieser nam die Gedächtniß mit hohem Dank zu sich /dabey anzeigend / sein Nahme währe bey den Fürsten Höfen in Assyrien / Susiana / Persen / Meden / uñ andern mehr / auch in der Parthischen Hauptstad selbst zimlicher massen bekant / wann man nur fragete nach Pharnabazus des Persen Artaxerxes Oheim. Nachgehends meldete er ihm vertraulich an / es würden in kurzer Zeit solche Verenderungen und Begebnissen in den Morgenländern vorgehen / dergleichen in mehr als 400 Jahren nicht erhöret währen / und dafern er /Herkules / belieben trüge / in fremden Kriegen / Lob /Ehr und Gut zuerstreiten / wurde in der ganzen Welt ihm bessere Gelegenheit nicht zustossen / wolte ihn auch bey seiner Redligkeit versichern / daß an Persischer seiten ihm seine Kriegsdienste dergestalt solten ersetzet werden / als er würde wünschen können. Daß er aber nach seinem begehren mit ihm vor dißmahl nicht einkehrete / verhinderte seine höchste Eile /worauff vieler tausend Seelen Wolfahrt hafftete / und er sich hieselbst / bloß aus Begierde seiner Kundschafft / schon zu
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