Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
meynest du / Herkules könne eines Königes Freund nicht seyn? Lieber rede mir hievon nichts mehr / sagte Ladisla; ich schwöre bey dem Gott aller Götter / daß ich mit willen mich von dir nicht trennen werde; würdestu aber beschworne Träue brechen / und Zeit meiner Schwachheit heimlich von mir scheiden; sihe so wil ich mich / wie krank ich bin / zu Pferde setzen / und nicht auffhören in der Welt umbzureiten / biß ich dich außspüre; sterbe ich dañ solcher gestalt / so sol mein Geist dich allenthalben verunruhen / und deine Träulosigkeit dir vorhalten. Diese Worte redete er mit solcher Bewägung / daß jhm das Blut auß der Nasen hervor schwitzete / sahe auch Herkules mit verwendete Auge an / als einer / der leztzügig ligt; dessen er höchlich erschrak / ihn umfing / und sagete: Herzallerliebster Bruder / was verursachet dich zu dieser hefftigen Verenderung? hältestu mich für einen meineydigen Bösewicht / der sich von dir ohn Abscheid hinweg stehlen wil / so verzeihe dirs mein Gott. Hiedurch ersetzete Ladisla alsbald seine Sinnen / drückete ihm die Hand aus innerlicher Hertzensliebe / und antwortete ihm: Habe ich mich an dir zu hoch vergiffen / so räche dich ohn schonen; kanstu aber den Fehler verzeihen / welcher auß der allerlautersten Liebe entstehet / so bleibe mein Herkules / wie ich dein Ladisla bleiben werde; und höre meines Herzen unbewäglichen Schluß: Mein Königreich sol mich durchaus nicht sehen / du geleitest mich denn dahin mit freyem und aller dinge ungezwungenen Willen und Vorsaz. So ist meine Fr. Mutter verständig gnug / die Herschafft zu verwalten / weil ich ausser Landes bin. Würde nun der Himmel es schicken / daß ich auff unser Reise etwa durch unfall das Leben einbüssen solte / und du mein Königreich anzunehmen dich wegern woltest / so ist meine Meynung / daß dein Bruder Baldrich meine Frl. Schwester Valisken (die nunmehr von XIV Jahren) heirahten / und Sie Ihm mein Königreich zur Heimsteur zubringen sol. Herkules wolte jhm hierauff Antwort geben; aber Ladisla kam ihm zuvor / und sagte; Ehe ich dir einige Antwort gönne /beschwöre ich dich zuvor bey dem wahren Gott Himmels und Erden / und bey deinem Jesus / den du täglich anbehtest / daß du dich nicht unterstehest / mich von meiner vorgenomenen Reise abzumahnen; Du weist / daß mein Königreich dein ist / und du mir keinen grössern Dienst tuhn köntest / als dasselbe mit mir gemein zu haben; sintemahl dir aber nicht gefällig ist / deine Jugend daselbst in Müssigang und üppigkeit zuzubringen / ich dir auch solches nicht rahten kan / wil ich dich forthin nicht mehr darzu reizen /sondern habe nun selbst diß mein Land auff gewisse Zeit in meinem Herzen verschworen; deßwegen sol und muß unser gemachter Schluß fest bleiben / und so bald ich genese / ins Werk gerichtet werden. Herkules sagte: Böhmen möchte wündschen / daß ich nie gebohren währe / oder du mich niemahls mit Augen gesehen hättest; dann so viel ich mercke / wird solches Land meinetwegen ohn seinen König seyn müssen /welches ich auff ein oder ander Jahr noch so groß nicht achten wolte; Wie aber / wann mir mein Gott in weit abgelegener Ferne etwa Kriegsdienste / oder wol gar eine Herrschafft versehen hätte / woltestu alsdann dein Reich angeben / und bey mir bleiben? Lieber bedenke doch / mein Bruder / was unbilliche Sache du vornimst / und verschwöre nicht in deinem Herzen /wozu dich Gott selbst beruffen und verordnet hat. So wil ich nun / angesehen deine hohe Beteurung / dich in meiner Gesellschafft herzlich gerne eine zeitlang wissen / allein beschwöre mich nach diesem nicht mehr so hoch / auf daß ich nicht gehindert werde /mein geträues Bedenken dir anzudeuten. Was endlich meinen lieben Bruder Baldrich betrift / so hat derselbe durch GOttes Gnade in künfftig (weil ich ja enterbet seyn sol) so viel Länder zu beherrschen / daß er ein mehres weder verwalten noch begehren kan; Zweifele auch sehr / ob die LandStände deines Reichs damit würden friedlich seyn; Und warumb woltestu mit Schliessung solcher Heyraht zwischen deiner Frl. Schwester und meinem Bruder so schleunig verfahren? nach dem mahl dieser erst von XIIX Jahren ist /und man nicht wissen kan / ob eins dem andern von Gott versehen sey; welche lezten Worte er mit sonderlicher Bewägung vorbrachte. Ich wil alles nach deinem Gutdünken machen / sagte Ladisla / nur daß unser abgefasseter Schluß nicht gebrochen werde /ohn daß wir uns mit mehr Dienern versehen / als wir sonst willens
Weitere Kostenlose Bücher