Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
waschet mich mit Allaunwasser /damit das alte gar hinweg gebeizet werde; alsdañ möchte ich mich vielleicht etwas bessern; aber die Bosheit / wie jhrs nennet / welche gar zu tieff bey mir eingewurzelt ist / wird der Tugend in meiner Seele nimmermehr Raum gönnen; dann ich fühle / daß mein innerstes nichts als abgeschäumeter Frevel und begierige Widerspenstigkeit ist / dabey ichs dann werde bewenden lassen. Hierauff ruhete er ein wenig / ob schlieffe er / dann des Fleisches Schmerzen wahr überauß groß; ermunterte sich aber bald wieder / und sagte mit schwacher stimme: gute Nacht / ich scheide von hinnen; so erfüllet nun / bitte ich / meinen lezten Willen / und schreibet mir diesen Grabe-Reim zu ewiger Gedächtniß / gilt gleich / an die Galgen-Säule /welches ich lieber wolte / oder auff einen Marmelstein:
Hier liegt Geta / dessen Geist
Allen Frevel Tugend heist /
Der ihm Bosheit hat erkohren;
Der nie gutes hat gewolt /
Darumb ist / O schönster Sold!
Sein Gedächtniß unverlohren.
Mit dieser Rede gieng das lezte seiner Seele auß jhm /also daß kein Zeichen einiger Ungebärde an jhm gesehen ward. Wenzesla nam sein fleissig wahr / meynete nicht / daß ihm der Todt so nahe gewesen währe / als er jhn aber keinen Finger mehr regen sahe / fieng er zu den Anwesenden an: Immer schade ist es / daß dieser Mensch in seiner ersten Jugend nicht unter die Hand guter Lehrmeister gerahten ist / welche das zarte Gemüht bald anfangs zur Erbarkeit hätten angehalten; Dann währe dieses Reiß recht gewehnet / was vor herrliche Früchte solte der Baum zu seiner Zeit getragen haben. Ja / sagte Sabihn / hätte jhn mein Herr damahls gekennet / wie ich jhn bekam / würde er ihn vor den ausrichtigsten Menschen gehalten haben; dann nebest den Fleiß und Wachsamkeit wuste er sich demühtig uñ diensthafft zu halten / daß ich mich glükselig schätzete / einen solchen Knecht angetroffen zu haben; wahr auch gesinnet / ihm seine Dienste dereins mit der Freiheit zu belohnen / und die Verwaltung meines Landguts zu vertrauen. Ihr würdet euch aber im Außkehrich heßlich betrogen funden haben /sagte Wenzesla / wo sonst seiner lezten Beichte / die er mit seinem Tode bekräfftiget hat / einiger Glaube beyzumässen ist. Deß wil ich jhm auch eine wirdige Urtel sprechen / antwortete Sabihn; hieß ihn damit neben den andern Leichen auf die Schindgrube schleppen / und den Hunden und Raben vorwerffen.
Unsere hart verwundete Helden wusten diesen Tag wenig umb sich selbst / insonderheit Ladisla welcher gewißlich des Todes hätte seyn müssen / wann des Arztes grosse Erfahrenheit und Träne nicht gewesen währe; dann es gieng ihm eine Ohmacht über die andere zu / daß er kaum den Odem zihen kunte; und nicht desto weniger wolte er immer seines Herkules Zustandes berichtet seyn / welcher gegen Abend etwas Speise genoß / und auf seinem Lager sich auffrichtete; welches Ladisla ersehend / eine lebendige Farbe unter dem Angesichte bekam / sich auch mit gutem Willen handeln und verbinden ließ. Des folgenden Tages besahe der Arzt Herkules Wunden / und zeigte an; er müste ohn zweifel bey den Göttern in grossen Gnaden seyn / massen unterschiedliche Hiebe so gar gefährlich gangen / und doch wunderlich abgeglitschet wehren / da er sonst ohn alle Hülffe hätte sterben müssen; Wolte jhn aber schon versichern / daß auff gebührliches Verhalten / er innerhalb drey Wochen / seine völlige Gesundheit wieder haben solte; Welches Ladisla mit sonderlicher Belustigung anhörete / der nur acht Wunden hatte / die nicht sonderlich zu bedeuten /ohn die in der rechten Seite / welche Galehn noch nicht öffnen wolte / weil er sich einer neuen Verblutung befahrete, doch weil die übrigen sich wol anliessen / fassete er auch wegen dieser eine gute Hoffnung. Nun hatte er aber noch keinen Heller / so wenig wegen des ersten Bandes / als auff das künfftige empfangen / wuste auch nicht / woher jhm seine teure Arzney-kosten / und die grosse Mühe- und Kunst-anwendung solte belohnet werden; massen sie in diesem Wirtshause etwa IX Tage sich auffgehalten / und weder Knecht noch Diener / ausser einen Leibknaben hatten / der ihnen noch des vorigen Tages entlauffen wahr / und des Wirths Haußknecht jhnen die Pferde warten muste. Daß nun Galehn gleichwol im gewissesten seyn möchte / erinnerte er den alten Wenzesla /die Kranken zu fragen / ob sie die Arzneyen selbst einkäuffen / oder jhm solche bezahlen wolten. Sie hetten sehr zarte Leiber / dergleichen ihm
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