Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
wahren / weil auß Böhmen ich nun Mittel gnug haben kan / sie zu unterhalten. Wie es dir gefält / mein Bruder / antwortete er; doch sehe jch nicht / wie wir uns nur vor umschweiffende Ritter außgeben können / wann wir mit zu grosser Menge reitender Diener einher prangen; hätte ein jedweder einen Handfesten ädlen Diener / der uns ein gutes Leib-Roß nachführete / und einen Knaben / auff unsern Leib zu warten / währe meines ermässens / übrig gnug; und solche zu unterhalten / wie es dir ein geringes / also kan mir auch nicht mangeln / weil meine Fr. Mutter mir im neulichsten Schreiben Hoch Ritterliche Zehrungskosten versprochen hat; und wer weiß / was vor Glük uns durch Abenteuer zustossen möchte / daß wir in der Fremde mehr Gelder überkähmen / als wir auß unserm Vaterlande zugewarten haben? O daß ich nur erst recht gesund währe / sagte Ladisla / damit an Verhinderung unsers löblichen Vorsatzes ich nicht länger schuld trüge. Wir sind ja / weiß nicht wie / zu diesen Wunden kommen / antwortete Herkules / und was hätten wir vor Ruhm davon / wenn diese heillosen Diebe uns hätten gar erschlagen? Ich hatte mich meines Lebens gar zeitig erwogen / sagte Ladisla / als ich sahe / daß die frechen Buben so muhtig in unsere Schwerdter lieffen; Zweifele auch nicht / da der verwägene Geta seine Fäuste mit gebrauchen können /würde es noch gefährlicher umb uns gestanden seyn; jedoch geschehene Dinge sind nicht zu wiederbringen / nur daß sie uns zur Lehre dienen / dergleichen unlöbliche Streite / so viel möglich zu meiden / welche viel Wunden und wenig Ehre geben; Wann ich nun wissen möchte / wie bald ich völlig genesen solte /hätten wir unsere Sachen darnach anzustellen. Wenzesla saß im Neben-gemache / und hörete alle vermahnungen / damit Herkules Ladislaen zur reise nach Böhmen bewägen wolte / aber weil derselbe wegen schwachheit zu sanfte redete / kunte er dessen antwort nicht vernehmen; meinete auch / Herkules unwillige reden gingen auff etwas anders als auff eine verwegerung / nach Böhmen zu ziehen. Galehn störete ihr Gespräch durch seine ankunfft / zu welchem Herkules sagete; Gewißlich / mein Freund / wird mein Bruder schlimmer Haut zu heilen haben als ich. Ja mein Herr / antwortete er; Herr Ladisla ist flüssiger und schwermühtiger art; wiewol des Herrn wunden gegen diesen Seiten-Schaden nicht zu rechnen sind; doch haben wir das gefährligste schon vorbey gebracht. Er lösete hiemit die Binde auff / und als er das Pflaster hinweg taht / drang ein zimlich teil Blut hervor; dessen er sich übel gehuhb / fing an zu schelten / und verwies ihm mit harten worten / warumb er sich so heftig bewäget / daß die Wunde einen Bruch bekommen; es dürffte leicht geschehen / daß das lezte ärger würde als das erste / und er sein lebelang ein krummer Mensch bliebe; trüge demnach bedenken / die heilung allein über sich zu nehmen / wan er seinem geträuen Raht nicht folgen wolte / damit man ihn hernähst nit der versäumnis oder des Unverstandes zu beschuldigen hätte. Herkules hatte ihm seine Geldliebe schon abgemerket / sahe gleichwol / daß eine grosse Verenderung an der Wunde wahr / dessen Ursach er wol wuste / und sagte zu ihm; hätte sein Bruder sich vielleicht übersehen /solte es hinfort nicht mehr geschehen / und möchte er gebeten seyn / allen fleiß an zuwenden / daß die heilung in kurzer zeit verrichtet würde / des wolten sie sich dankbarlich einzustellen wissen. Galehn wuste wol / daß er ein mehres nicht fodern durfte / weil er vor sich schon über 160 Kronen baar empfangen hatte; wolte sich gleichwol dieses erbietens gebrauchen / und fragete / ob ihnen daneben an der eile so groß gelegen währe / so wolte er inwendig drey wochen / von heut an zurechnen / den Schaden ganz heile schaffen; und ob sie ihm noch etwas vor seine mühe zuwenden wolten / stellete er ihrer hohen Freigebigkeit anheim. Warumb solte euch eure mühe unvergolten bleiben? sagte Herkules; thut ihr nur fleiß /daß die Wunde von grundaus geheilet werde / alsdan solt ihr vor diese drey Wochen noch XL Kronen haben. Wie aber / sagte Galehn / wann ich den Kranken vor außgang der drey Wochen gesund schaffete? Ladisla wahr dieses eine angenehme rede / und antwortete ihm: So mannichen Tag ihr mir an dieser Zeit verkürzet / so manniche Sechs Kronen solt ihr über die versprochenen haben / und würde mir nichts lieber seyn / als daß ich diesen Tag völlig gesund würde /das Geld wolte ich euch willig zahlen / und noch wol
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