Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
nie vorkommen; so wehre die Verwundung / wie sie selbst wüsten / groß und gefährlich / welche mit Haußkräutern sich nicht wolte heilen lassen; möchte also gerne wissen / wessen er sich hinfüro verhalten solte. Wenzesla solches Herkulessen auf teutsch zu verstehen / der ihm befahl / einen rohten Wetscher auß der verschlossenen Lade zu holen; redete inzwischen mit Galehn /und sagte: Mein Freund / verzeihet / bitte ich / unser gestrigen Schwachheit / welche verhindert hat / daß wir unser schuldigen Dankbarkeit nicht haben können eingedenke seyn / und lasset eure beyde Gesellen herzuruffen. Dieser holete sie selber / daß Herkules Zeit hatte / etliche Sachen zu sich zu nehmen; und als sie alle drey sich einstelleten / gab Herkules dem Meister einen schönen Ring von 50 Kronen / und so viel Baarschafft / zu jhm sagend; Sehet da mein Freund /hiemit sey euch der erste Band und der schon angewandte Fleiß vergolten / so es gnug seyn wird / und begehret jhr ein mehrers / sol es euch zu allem Danke werden. Dieser war jhm solcher Freygebigkeit nicht vermuhten / wegerte sich / alles zu nehmen / und auff Nöhtigung erbot er sich / es in künfftig mit seinen geträuen Diensten zu erkennen / und allerhand nöhtige Arzneyen davon einzukauffen / boht auch jedem Gesellen eine Krone von dem empfangenen; Da Herkules ihm einredete / er solte dieses vor sich behalten /und gab ihnen XXIV Kronen / unter sich gebührlich zu teilen; Wodurch sie ingesamt dermassen zum fleiß auffgemuntert wurden / daß sie stets auffwarteten /und zu allen Diensten sich willig einstelleten. Bey spätem Abend machte sich Galehn an Ladislaen Seitenschaden / lösete jhn sorgfältig auf / und nach fleissiger Besichtigung sagte er zu Herkules: Mein Herr /euer Bruder sol mit der Götter Hülffe an dieser Wunde nicht sterben / dafern er sich nur aller Sorge und Schwermühtigkeit entschlagen / und meiner geträuen Warnung folgen wird. Davor sey Gott im Himmel Dank / antwortete er; vermahnete hernach seinen lieben Freund / sein selbst acht zu haben / damit er nicht Mörder an seinem Leibe würde; welches Ladisla also beantwortete: Mein Bruder / bekümmere dich nur meinetwegen nicht; ich wil / wie bißher geschehen /deines Willens gerne leben / unter der Hoffnung / die Götter werden unsere / kaum vor neun Wochen wieder erneuerte Freundschafft nicht so schleunig zureissen. Aber deine Gesundheit wird das heilsamste Pflaster zu meinen Wunden seyn / deßwegen / ihr mein geträuer Arzt / sagte er zu Galehn / leget nur Fleis an meines lieben Bruders Heilung / und seyd versichert /daß ich euch nicht doppelt / sondern vielfach lohnen werde. Mein Herr / antwortete dieser; ob ich wol zu euer Gesundheit sehr gute Anzeigung spüre / möchte ich doch von herzen wündschen / daß ihr erst in dem Stande währet / darin euer Bruder sich befindet / alsdann wolte ich euch beyde inwendig XIV Tagen gehen und reiten lassen / wohin euchs gelüsten möchte; wolle demnach mein Herr wegen seines Bruders sich nicht bekümmern / der in fünff Tagen vor ihm stehen und sitzen sol. Dieses erfolgete auch in der taht / massen nach solcher Zeit Herkules sich des Tages etliche Stunden von seinem Lager auffmachete / da hingegen Ladisla annoch grosse Gefahr hatte; biß nach Verlauff eilff Tagen / da Herkules schon gehen kunte / der Arzt nach Besichtigung des gefährlichsten Schadens sagete; Nunmehr habe ich / dem Himmel sey Dank / die unfehlbaren Zeichen / daß am Eingeweyde durchaus nichts verletzet / oder doch schon alles wieder geheilet ist; Wann nun mein Herr sich mehr wird zur Speise halten / damit Leib und Geist Krafft bekommen / und der angewandten Kunst zu Hülffe treten / sol durch der Götter Segen und meinen Fleiß / heut über drey Wochen diese schädliche Wunde keines verbindens mehr bedürffen. Dessen nicht allein Herkules / sondern auch Wenzesla froh ward / so daß dieser schon außrechnen durffte / auff welchen Tag er mit seinem Herrn sich auff dem Prager Schlosse finden wolte. Am siebenzehenden Tage nach der Verwundung / legte Herkules seine Kleider an / und ob gleich Ladisla der grössesten Gefahr entrunnen war / hielt doch seine Schwachheit sehr an /daher Wenzesla sich eines langwierigen Lagers befürchtend / ihn diesen Tag erinnerte / es würde die Königin seine Fr. Mutter sonder Zweifel sich hefftig bekümmern / daß sie so gar keine Zeitung von ihm hätte; wolte deßwegen / da es seiner Gn. gefällig /eine schnelle Botschafft ablauffen lassen / damit sie in ihrem Trübsal
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