Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
welchem er anzeigete / wie es Zeit seines abwesens mit des Reichs verwaltung solte gehalten werden; Im andern baht er von ihr vertraulich / was ihm jährlich zum unterhalt solte nach Rom durch Wechsel übergemacht werden. Und nach dem er sie wol versiegelt hatte / händigte er sie Wenzesla solcher Gestalt ein: Hier sind zween Brieffe an meine Fr. Mutter / die sollet ihr auff schneller eile überbringen /und nichts als dieses wenige vermelden; Ich verbleibe ihr gehorsamer Sohn / als lange ich lebe; dafern sie aber ein Mütterliches Herz zu mir träget / wolle sie ihr den Inhalt / wo nicht beyder / doch des grösseren Schreibens gnädigst gefallen lassen; und wann deren keines seyn könne / habe sie macht / nicht allein als eine Mutter / sondern auch als eine gebietende Königin mit mir zu schalten. Wenzesla antwortete: wie dann gnädigster Herr / sol ich das Glük und die Ehre nicht haben / Ihre Durchl. nach Prag zubegleiten? was wird meine allergnädigste Königin sagen / daß von euer Durchl. ich geschieden bin / und derselben nicht auffwarte? Bekümmert euch umb nichts / sagte Ladisla / meine Fr. Mutter wird nach verlesung meiner Schreiben mit mir und euch schon zufrieden seyn; nur grüsset mir daneben meine geliebtste Frl. Schwester /und andere gute Freunde. Also muste Wenzesla von Rom hinweg voll Unmuht und mißligkeit / daß er seinen Herren nicht mit bringen solte; wie wol er noch der guten zuversicht lebete / er würde bald nachfolgen / und die Herrschafft antreten.
Nach seinem Abzuge bereiteten sich unsere Helden / ihren Ritterzug vorzunehmen. Sie hatten schon drey gute Pferde / zu denen kaufften sie noch fünffe / und vier Ritter Harnische von schlechtem ansehen / aber sehr feste / uñ in Sizilien geschmiedet / nahmen zween Leibknaben an / gutes Römischen Adels / welche Sie in roht Scharlaken mit einer güldenen Borte kleideten; Vor sich selbst aber jeder drey köstliche Kleider machen liessen / bestelleten auch zween ritterliche Diener / in Waffen wol geübet / und von den Römischen Geschlechtern / die aber in tieffen Schulden stecketen / daß sie ümb Sold dienen musten / weil sie von ihren Gläubigern hart gedränget wurden / daß sie von jhren Gütern wenig zu geniessen hatten. Sabihn ihr Wirt verwunderte sich / woher ihnen so viel Mittel kähmen / angesehen sie vor ihrer Verwundung gar kärglich gelebet / und sich keines überflusses hatten merken lassen. Weil ihm nun alles / was verzehret wahr / auff einem Bredte bezahlet wurde /hätte er solche Gäste gerne länger behalten / daher er ihnen nach Mögligkeit vorging. Des sechsten Tages nach Wenzesla Abschied / erhielt Herkules bey seinem Ladisla / daß er mit ihm in die Christliche Versamlung ging / und jhrem Gottesdienste beywohnete /so viel einem Ungetaufften zugelassen wahr; und ob er gleich alles vor Aberglauben und Kindische Gebräuche hielt / so begunte er doch den Christen etwas geneigter zu werden / weil er sahe und hörete / daß jhr Gottesdienst viel anders beschaffen wahr / und der Gottlosigkeiten sich keine befunden / deren sie von den Weltweisen und Heydnischen Pfaffen beschuldiget wurden. Nach vollendetem Gottesdienste trat Herkules zu dem damahligen Bischoff Urban / und lieferte jhm 100. Kronen / unter die nohtleidende Christen außzutheilen / mit dem Versprechen / daß / wann ihm Gott zu seiner Reise Glük geben würde / wolte er hernähst ein mehres bey den Armen tuhn; begehrete daneben / daß er jhn ins gemeine Gebeht einschliessen / und vor seinen lieben Gesellen zu Gott bitten wolte / daß er zum Christentuhm erleuchtet würde; ging mit Ladisla wieder nach der Herberge / und ließ daselbst zwölff lahme gebrechliche Christen speisen /und Tuch zu Kleidern geben / hernach besahe er den Ort / wo die beyden vortreflichsten Bohten und Jünger des Herrn / Peter und Paul / jhr Leben durch willigen Todt umb des Nahmen Jesus willen zugesezt hatten /da der heilige Peter gekreuziget / und Paul enthauptet wahr / da dann Ladisla sich in seiner Geselschafft befand. Endlich bestelleten sie ihren Wirt Sabihn zum Verweser und Auffheber aller künfftigen WechselGelder und Briefen / beydes die sie von anderwerz bekommen / und die sie an gewisse örter schreiben und übermachen würden / davor sie ihm jährlich 150 Kronen vermacheten / und auff ein Jahr vorauß bezahleten. Dem Arzt schenketen sie zum Abzuge XX Kronen / und beyden Gesellen X; kaufften auch umb XX Kronen eine köstliche WundSalbe von jhm / womit man alle frische Wunden in kurzer frist
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