Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
fast niedergesunken und sagte mit traurigen geberden; sol ich dann meiner beyden Söhne auff einmahl beraubet werden / so erbarme es die Götter. Aber Ladisla tröstete ihn / mit bitte / solche unselige Gedanken ihm nicht einzubilden; es hätten die Götter ihn nicht deßwegen aus so mannicher Noht und Gefahr gerettet / daß er in dieser geringeren verderben solte; währe demnach sein Vorsaz / so bald ein Schiff außzurüsten; so würde sein geliebter Bruder auch eines nehmen; wolten ihre Fahrt teilen / und mit der Götter Hülffe ihr Vorhaben bald zum Ende bringen. Ja wann es nicht anders seyn kan / sagte der Alte /muß ich mich wol gedulden; ihr werdet aber es noch acht Tage ansehen / weil die Schiffe vorher außgebessert / und alle Notturfft zum fügligsten muß herbey geschaffet werden; inzwischen möget ihr euch bemühen / eure Gemahlen zu bereden / daß sie damit friedlich seyn / oder nehmet sie lieber gar mit; dann ich wil die Gefahr zum andernmahl nicht stehen / die mir schon begegnet ist. Daß sey ferne / sagte Ladisla / daß mein liebes Gemahl dieser Gefährligkeit solte teilhafftig werden; viel lieber wil ich sie in mein Königreich senden / woselbst ihr nicht anders / als einer herschenden Königin sol auffgewartet / und von meiner Fr. Mutter alles liebes uñ gutes erzeiget werden. Ich stelle meiner Tochter frey / sagte der Stathalter / zu wählen was ihr gefält / nur daß sie mir dergleichen Auffzüge nicht mehr mache / wie bereit geschehen /da etwa eine wiedrige Zeitung entstehe würde. Ladisla bedachte sich / wie er von seinem Gemahl gute Einwilligung erlangen möchte / wolte sie doch desselben Abends nicht verunruhen noch betrüben / sondern da er früh Morgens mit ihr vom Schlaff erwachete /sagte er zu ihr: O mein allersüssester Schaz / bey welchem ich zu Leben und sterben begehre; ich habe eine Bitte bey euch abzulegen / welche meiner gänzlichen Hoffnung nach / ihr mir nicht versagen werdet. Fr. Sophia sahe ihn gar lieblich an / und begehrete / ihr mit solchem bitten zuverschonen / dann weil sie sein ehelich Gemahl währe / erkennete sie sich schuldig /ihm zugehorsamen. Ich nehme dieses Erbiete von ganzem Herzen an / sagte er / und zweiffele nicht / ihr werdet eine kurze Reise / die ich nohtwendig tuhn muß / euch nicht lassen zuwieder seyn / weil mir unmöglich ist / dieselbe zurük zusetzen. Mein allerliebstes Herz / antwortete sie; meinet ihr / daß nicht vor acht und mehr Tagen schon / ich mich dieser Reise vermuhtet? ich weiß mehr als zu wol / daß ihr nit unterlassen werdet / euren Herkules zusuchen / könnet auch / vermöge eurer Freundschafft nicht wol anders /angesehen er ohn daß umb eurer Frl. Schwester willen aussen ist; deßwegen / wie herzlich gerne ichs gleich anders sähe / müste ich wol grob seyn / wann hierin ich euch wiedersprechen solte; reiset ihr nur in dem Nahmen aller Götter / und bringet euren Herkules neben dem lieben Fräulein bald wieder her; ja bin ich euch nicht hinderlich / so nehmet mich mit euch / es sey zu Wasser oder zu Land / es sey zum Leben oder zum tode / weil ich nunmehr mich also geschicket habe / daß ich der Götter Gunst und Glük nicht außschlagen / und ihre straffen / auch den Tod selbst geduldig leiden / und dawieder nicht murren wil. Ladisla hatte sich solcher angenehmen Erklärung nicht versehen / nam es vor ein Zeichen künfftigen glüklichen außschlages auff / und umbfing sie / sprechend: Mein außerwähltes Herz; niemahls habe ich einen grösseren Beweißtuhm eurer Liebe und träue gegen mich verspüret / als jetzo; daher verspreche ich euch / daß nach vollendeter dieser Reise ich mit willen nimermehr von euch scheiden wil / biß der Tod den Riß machet: Mein Schätzchen / antwortete sie / jch nehme solches Versprechen an / uñ wil euch nicht verhehlen / warumb ich in diese Reise so leicht willige; vor erst weiß ich / dz euch unmöglich ist / euren Herkules zu verlassen / der auch mir / nach euch / der liebste Freund in der Welt ist. Hernach würde ich mit meinen Trähnen und wiederspenstigen Bezeigungen euch nur betrüben / wo nicht gar erzürnen / welches ich nimmermehr zu tuhn gedenke. Endlich habe ich bey den Sternsehern mich des außganges dieser vermuhtlichen Reise erkündiget / und daneben die Götter nicht vorbey gehen wollen. Wisset ihr euch nicht zuerinnern /daß heut vor sechs Tagen ich einen fremden Mann /mit einem langen Rocke und Barte bey mir hatte / und durch Bitte bey euch so viel vermochte / daß ihr ihm eure Hand
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