Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
herrührend / nach anleitung des Gestirns zustellen / und mein vergangenes und zukünfftiges Glük und Unglük anzudeuten. Ich hatte von diesen Leuten unterschiedlichemahl reden hören / da etliche ihre Kunst lobeten und vor gewiß hielten; andere aber sie verachteten und verlacheten; ließ ihn deswegen zu mir fodern / und begehrete / er solte nicht allein mir /sondern euch / Herrn Herkules / und Frl. Sibyllen dieselbe stellen / wovor ich ihm wolte gerecht seyn. Er verhieß mir solches / begehrete aber zuvor unser aller Geburt-stunde / und den Ort zuwissen / da wir gezeuget währen; und als ich ihm solches nicht von allen sagen kunte / nam er einen Stab / machte einen Kreiß ümb sich / und murrete viel Dinges / kritzelte auch selzame Züge in den Sand. Bald stund er auff dem linken / bald auf dem rechten Fusse; hing den Kopff /rieb die Stirn; zopffete das Haar / und hielt sich einem Narren nicht ungleich; endlich däuchte mich / wie ich einen mit ihm reden hörete / dessen Worte er in ein Schreibtäfflein fleissig auffzeichnete / und sahe ich aus allen seinen Geberden / dz er ein Schwarzkünstler seyn muste. Da nun sein Affenspiel geendiget wahr /sagte er zu mir: Gn. Frau; ihr fodert auff vier Menschen / ihres Glüks und Lebens Bericht von mir: nun wil ich euch in dreyen gerne zu willen seyn / dafern mir die Mühe vergolten wird; aber mit dem vierden haben weder ich noch die Götter zuschaffen. Ich gab ihm zur Antwort: Der Zahlung halben solte er unbekümmert seyn / weil mein Geldbeutel zimlich groß und schwer wåhre; hoffete aber nicht / daß unter uns vieren einer solte gefunden werden / auf welchen die Götter einen Unwillen und feindlichen Zorn gefasset hätten; müste demnach wissen / wer unter uns gemeinet währe / sonst könte ich mich mit ihm in keine weitere Handlung einlassen. Dieser wahr willig es anzuzeigen / da ich ihm versprechen würde / es inwendig XII Tagen nicht zuoffenbahren: Und als ich ihm solches verhieß / berichtete er mich; Herr Herkules währe derselbe / von dem seine Götter ihm weder gutes noch böses anzeigen wolten. Ich ward hierüber sehr bestürzet / und baht ihn / mich zuberichten / auff was weise doch dieser fromme und meines wissens unschuldige Herr / den Göttern könte versöhnet werden; vermochte aber ein mehres aus ihm nicht zubringen / als daß er seinen Göttern hart angelegen / hätte doch nichts erhalten / ohn daß Herkules die Ursach schon wüste / uñ niemand besser als er selbst / es anzeigen könte / würde auch den ernstlichen Nachfragern es nicht verhehlen. Ladisla antwortete ihr mit einem Lächeln; geliebtes Herz; ihr sollet euch in diesem falle wegen Herkules durchaus keine Gedanken machen; dann ich versichere euch / daß wie er dieses Sternguckers und Zäuberers Götter nichts achtet / sie ihm hingegen auch keinen schaden tuhn werden; dann er lebet nicht ohn Gottesfurcht / wie ihr wolgespüret /und ob er gleich alle andere Götter verachten würde /die wir ehren / halte ich doch / es sey ein ander Gott /der ihm Schuz hält / und sich seiner gewaltig annimt; dañ sonst könte es nicht möglich seyn / er müste schon vorlängst unter der Erde stecken. So irret auch mein Herr Vater nicht sagte sie / von dem ich neulich lauschend vernommen / daß er zu meiner Fr. Mutter sagete; es stünde ihm klärlich vor Augen / daß Herr Herkules ein Christ währe / massen man von ihm keine leichtfertige scherzrede hörete / ginge oft und viel in andächtigen Gedanken / höbe seine Hände auff gen Himmel / schlüge an seine Brust / und liesse sich in allem sehr Gottfürchtig merken; insonderheit währe er seinen Feinden zuverzeihen so willig / meidete allen überfluß in essen und trinken / und / welches allein Beweißtuhms gnug währe / hörete man ihn niemahls von Göttern / als von vielen reden / sondern nur von einem einzigen / welchen er den Allmächtigen nennete; nun ist mein Herr Vater der Christlichen Lehre eben nicht auffsätzig / sagte sie / wie ins gemein die Römischen Beamten sonst zuseyn pflegen /sondern kan sie wol leiden; verhindert auch ihre Verfolgung / als viel ihm möglich ist / weil er wisse / sagt er / daß die heimliche Unzucht und Schande / welche sie in ihren Versamlungen treiben sollen / von ihren widerwertigen ihnen aus Haß und Neid fälschlich auffgedrungen / und mit höchster Unwarheit nachgelogen werde. Ich wil euch auch unverhalten seyn lassen / daß meine Fr. Mutter in der Christlichen Lehre von jugend auff erzogen ist / und kam sie auff keinerley
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