Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
würde mit ihr einstimmen) ihr vorgenommen hatte / ohn alle Scheuh heraus zustossen; endlich fing sie also an: Geliebte Schwester; ich bin von Jugend auff mit euch umgangen / aber in euren Sinn weiß ich mich so wenig zuschicken / als hätte ich euer gar keine Kundschaft; Vor X Tagen woltet ihr gar verzweifeln / daß ihr euren Ladisla in XXIV Stunden nicht gesehen; jetzo mahnet ihr ihn fast selber an / daß er von euch zihen sol / und wisset doch nicht / ob ihr ihn jemahls werdet wieder zusehen bekommen. Ach Schwester / antwortete sie / die Götter kennen mein Herz / und wie hoch ich wünsche / nimmermehr von meinem Liebsten getrennet zuwerden; aber was seyn muß / und von dem unwandelbahren Raht der Götter selbst beschlossen ist / dawider hilfft alles mein beginnen weniger / als wolte ich das überlauffende Meer mit einem Strohalm zurücke schlagen; geschweige / daß ich meinen Liebsten nur unwillig und betrübt machen würde. Fr. Ursul antwortete: Seyd ihr dann / Frau Schwester / in der Götter Rahtstube gewesen / und habt daselbst ihren unwandelbahren Schluß von ihnen gehöret? Was saget ihr mir von der Götter ihrem Raht? Es ist eures Ladisla und meines Fabius freygewähl er Wille / sind vielleicht ihrer Weiber schon müde / und suchen eine Verenderung; sehet / das nennet ihr den Götter-Raht. Ihr Fabius gab ihr einen Wink / sich im reden zumässigen; aber sie sagte durre heraus / sie wolte und müste Herrn Ladisla die Warheit sagen / damit er sie nicht vor gar zu einfältig hielte; Dann ihr / ihr Herr Ladisla / sagte sie / seyd die einige Ursach / daß ich von meinem Liebsten mich muß trennen lassen; worüber sie hefftig anfing zuweinen. Er hingegen wahr so bestürzt / daß er ihr so bald nicht zuantworten wuste; Endlich sagte er: Die Götter wissen / daß ich euren Liebsten zu dieser Reise nicht beredet habe / sondern es ist sein freyer Wille / mit mir fortzugehen / wil auch gerne sehen / daß er seinen Vorsaz endere; mich aber betreffend / müste ich Ritters-Ehre unwirdig seyn / wann ich meine Frl. Schwester / so umb meinet willen in Räuber Hände gefallen ist / ungesuchet liesse / und mich gegen dieselbe träger und verzagter als mein Herkules / der nur ihr Oheim ist / bezeigete. Fabius ward auch ungehalten / uñ sagte zu ihr: dafern sie gedächte in seiner ehelichen Hulde zubleiben / solte sie sich in solchen Reden mässigen / sie würde sonst eines grössern übels Ursach seyn; dann könte sie sich nicht in güte lassen bereden / wie seine geliebete Schwester / würde er gezwungen / mit Unwillen von ihr Abscheid zu nehmen; sagte hernach zu Ladisla: Er wolte hingehen / und ihre Pferde satteln lassen. Als er hinweg wahr / fing Sophia an / ihre Wase zustraffen; es währe nicht das rechte Mittel / eines Ehegatten Huld und Liebe zuerhalten / wann man dessen steiffen Vorsaz durch noch steiffere Hartnäckigkeit zu brechen sich unterstehen wolte; so würden die Ritter offt durch Ehre gezwungen / etwas vorzunehmen / daß sie sonst wol unterliessen / und könte sie wol erkennen /daß ihr Gemahl schuldig währe / nicht allein seiner Frl. Schwester / sondern auch seinem geträuen und liebsten Freunde Herkules zu folgen. Da treffet ihr den rechten Zweg / antwortete sie / und hättet ihr ungleich besser getahn / sagte sie zu Ladisla / daß ihr euch mit eurem Herkules / als mit meiner Fr. Schwester hättet ehelich trauen lassen / weil ihr so gar von demselben nicht könnet geschieden sein / daß mich auch wunder nimt / daß ihr nicht mit Herkules und eurem Gemahl stets auff einem Bette schlaffet. Ladisla lachete darüber / wie ernstlich sie gleich solches vorbrachte / und sahe wol dz mit dieser aus Liebeseifer erzörneten Frauen nicht zu handeln wahr / biß der erste Schiefer würde vorüber seyn / daher gab er zur Antwort / er wolte seiner herzlieben Fr. Schwester dieses auff gelegenere Zeit beantworten / jetzo aber seinem Bruder Herr Fabius folgen. So gehet hin /sagte sie / und benehmet ihm den Unwille / welchen er über mich gefasset hat. Ja gar gerne / antwortete er / wann sie nur den ihren von mir abwenden wil. Der wird euch zu nichts schaden / sagte sie / weil ihr ohn daß nur euren Spot damit treibet. Er entschuldigte sich dessen / boht ihr einen freundlichen Kuß / und ging hin / seine Waffen anzulegen / ritte mit Fabius nach dem nähesten Hafen des Adriatischen Meers / in welchem eine gute Anzahl Römischer Kriegsschiffe lagen / wähleten jeder eines daraus / welches ihm am gefälligsten wahr / und liessen
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