Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
werden diese Herren zu außführung ihrer preißwirdigen Ehren / uns den Weg neben herzulauffen / und unter ihrem Schatten die angenehme sicherheits Kühlung gerne gestatten; wobey sich dann außfündig machen wird / welche unter uns die frischeste zu Fuß seyn / oder am liebesten zurük bleiben wird. O nein herzgeliebte Schwester / antwortete Frl. Sophia / ich wil meines Anspruchs wieder euch / mich gerne begeben / nur allein lasset mich nicht dahinden / weil euch bewust ist /daß meine Beine mich einen so fernen Weg nicht tragen können / wo ich nicht bißweilen ruhe nehme. Aber ihr meine Herren / verzeihet unserm kindischen Zanke / der sich umb eine Beute zweiet / ehe sie erlanget ist / und ich doch hoffe / mein Herr (auff Ladisla zeigend) werde nunmehr seine gewogene Einwilligung uns erfreulich anhören lassen. Ladisla wahr nicht allein durch ihre allerdinge vollkommene Schönheit / sondern auch nunmehr durch ihren freundlichen Verstand und vernünfftige Freundligkeit dermassen in liebe entzündet / daß / wo Herkules gegenwart nicht gewesen / er seinen begierden den Zaum so fest nicht halten köñen; aber die furchtsame Ehrerbietigkeit / die er von jugend auff gegen diesen Tugendvollen Helden trug / fesselte seines herzen Inbrunst / damit ja sein Herkules ihn keines Frevels möchte zu beschuldigen haben. Jedoch dem Fräulein seine Ergebenheit zu erzeigen / küssete er ihr die Hand und sagte: Er befünde durch ihre hohe Tugend sich verbunden / ihr zugehorsamen / auch mit williger vergiessung seines Bluts und Lebens ihr Verfechter zu seyn / damit er dem schweren Laster der Undankbarkeit entginge / welches ihm billich müste zugelegt werden / wann er sich ihrem Befehl wiederspenstig erzeigen würde; bähte demnach / ihm kühnlich zubefehlen / ob er vielleicht einiges Geboht zu verrichten /tüchtig und bestand währe. Das Fräulein hatte seiner Liebes-blicke in guter Auffmerkung wahrgenommen /die durch diese reden ihr so viel annehmlicher gemacht wurden / daß nicht allein Herkules / sondern auch die beyden Fräulein den Schuß merketen / und Herkules seinem Freund zu gefallen bemühet wahr /dieser beyder Auffmerkung von den verliebeten abzuwenden / deßwegen er mit ihnen ein sonderliches Gespräch anfing / welches diesen liebes-Arbeitern nicht ungenehme wahr / massen sie daher Luft bekahmen /sich durch unterredung in bessere Kundschafft zu setzen; wie wol das Fräulein nach ihrer Verschlagenheit und Zucht / ihre schon entzündete Flammen ihm nicht so leicht scheinen lassen wolte / und die vorige Rede ihm also beantwortete: Mein Herr seine Höffligkeit /deren er sich im Erbieten gebrauchet / ist viel zu groß / daß sie von mir unerzogenen Schülerin / durch gleichwirdige Antwort solte köñen erwiedert werden. Ich habe demselben ja die allergeringste Dankbarkeit zu erzeigen / sowol wegen meiner Armut an diesem Orte / als kürze der Zeit / und mangel der Gelegenheit / nicht mächtig seyn können; So ist meinem Herrn biß daher / nicht nur mein Unvermögen / sondern auch die Willigkeit allerdinge unbekant gewesen / darff auch wol sagen / mein stand und Wesen / weil meinen Herrn jemahls vor diesem gesehen zu haben / mich nicht zuerinnern weiß; Wie solte er mir dann so hoch / wie seine Reden gehen / verbunden seyn können / da ich schon mehr gutes von seinem mitleidige herzen in dieser einige Stunde eingenomen / als ich zeit meines Lebens nit bezahle kan / und noch den allergeringsten anfang darzu nicht gemacht habe / wo nicht mein Herr meinen guten Willen vor den ersten Grund der künfftigen Folge / da einige Mögligkeit bey mir ist / rechnen wird. Wolle demnach mein Herr der Undankbarkeit sich zu beschuldigen auffhören / als welche bey ihm / da ers gleich suchete / keine stat haben kan; Das hohe Erbieten / sich meiner nach wie vor / geträulich anzunehmen / macht wegen künfftigen Unglüks mich schon aller Furchtloß / weil unter diesen unüberwindlichen Händen / den Tugendliebenden nur Sicherheit und Schuz / den Boßhafften aber billiche Straffen begegnen können; Wie solte ich dann einigen Befehl über diesen mich anmassen / dessen Gunst und Güte meiner Ehre noch länger zu leben gebohten hat / uñ ich deßwegen ihm zur schuldigen Dankbarkeit billich in Ehren auffwärtig bin. Verzeihet / mein Fräulein /wiederantwortete er / eurem dienstergebenen Knechte / daß derselbe ihrem Vorbringen einzureden sich unterstehet / da im übrigen er in allem biß zum Tode willig und gehorsam ist. Ich wil nicht einführen / wie
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