Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
Fäuste Gewicht zuvor auch empfinden; aber was Raserey treibet euch / Fremde also anzufallen? Dieser gedachte / er wolte ihn mit vergeblichen Worten / und listiger Verstellung / biß zu seiner Mitgehülffen Ankunfft aufhalten / meynete also / er hätte die Räuber gewiß antroffen und sagte: Ihr Diebe und Räuber / wohin habt ihr die entführten Fräulein geschleppet? Klodius antwortete: Vor diesen Schimpff soltu mir gerecht seyn; Ich bin ein ehrlicher Römer / komme gleich von Verohn mit meiner Gesellschafft / und weiß von den nachgefrageten Fräulein nichts zu sagen / es möchten dann diese seyn / die wir vor etwa einer Stunde kläglich genug ruffen gehöret. Dieser schämete sich / daß er durch Zorn sich so weit vergangen hatte / wolte doch allerdinge nicht trauen / sondern sagte: Dafern ihr mich werdet dahin führen / woselbst ihr meynet /das Geschrey gewesen seyn / halte ich euch vor entschuldiget / und wil mich bemühen / meinen Fehler zu verbessern. Weil nun Klodius sahe / daß er übermannet wahr / und doch diese Schmach zu rächen ihm vorbehielt / stieg er ab vom Pferde / und sagete: Wer mir folgen wil / mag sich auf die Füsse wagen weil man reitend nicht hindurch brechen kan. Worauf dieser mit seiner halbe Schaar sich zu Fusse begab / und die andere Helffte bey Markus warten hieß / biß sie weitern Befehl vernehmen würden. Es wolte Klodius jhn gleichwol unterrichten / daß zween Ritter zu der Schreyenden Rettung hingangen währen / und er nicht wissen könte / ob sie gesieget oder verlohren hätten /weil der Streit als von weitem eine zeitlang gehöret worden / und nachgehends alle Zeichen des weitern ergehens sich verlohren hätten. Aber dieser wahr von Zorn taub und blind / und eilete nur fort / den Ort zuerreichen / da er die begangene Untaht rächen könte; ward auch endlich unserer Helden in vollem Harnisch gewahr / fassete sein Schwerd und Schild / dann andere Waffen hatten er und seine Leute wegen der eile nicht angelegt / und lieff auff die unsern mit diesen Worten zu: Haha ihr Fräulein-Räuber / jezt sollet jhr den Frevelmuht teur genug bezahlen. Klodius trabete neben ihn her / und wolte ihn noch seines Irtums unterrichten; aber da halff alles nichts; Er gieng wie ein erzörneter Eber hinzu / und schlug hefftig gnug von sich. Nun merketen unsere Helden seinen Irtuhm leicht / deßwegen sie der Anfallenden Hiebe nur mit den Schilden außnahmen / und anfangs niemand beschädigten / weil ihnen aber gar zu hefftig zugesetzet ward / und Klodius sich neben sie an den Baum stellete / daß sie nicht kunten von hinten zu angegriffen werden / wolten sie jhnen gleichwol zu erkennen geben / mit was Leuten sie es zu tuhn hätten / und aus höchstem Nohtzwange hieben sie jhrer sechsen die Köpffe vonander / daß sie todt zur Erde stürzeten. Ihr Führer wolte solches rächen / und setzete auff Herkules hefftig an / der auß seiner Gestalt urteilete / daß er was vornehmes seyn müste / daher er jhn nicht beschädigen wolte / sondern schlug ihn mit der Fläche seines Schwerts über den Kopff / daß er taumlich ward / gleich da Ladisla zu den Fräulein trat / und ihnen zurieff: Lieber bemühet euch diese eure ohn Zweifel bekante zu befriedigen / daß wir nicht zu mehrer Blutstürzung gezwungen werden. Erst gedachten diese / es würden ihre Leute / und wegen jhrer Rettung außgezogen seyn / deßwegen Frl. Sophia ungescheuhet hinzu lief / wie der von Herkules geschlagene sich wieder erhohlet hatte / und einen behuetsamern Kampff mit ihm angetreten wahr / so daß wenig fehlete / er hätte jhn gezwungen niderschlagen müssen / weil er mit gar zu hefftigem wüten auff ihn drang / und die bißher geschehene Verschonung der Unerfahrenheit seines Bestreiters zulegete. So bald ihn das Fräulein erblickete / rieff sie überlaut; herzliebster Bruder / wiltu unsern besten Freunden keinen bessern Dank sehen lassen? thue gemach / thue gemach / du hast keine Feinde vor dir. Als ihr Bruder Kajus Fabius solches hörete / zohe er sich zurük / gab auch seinen leuten einen Wink einzuhalten / und antwortete ihr; wie dann / Schwester / ist dir durch die gewaltsame entführung eine Freundschafft erwiesen /so hüte dich / daß du nimmermehr deinen Eltern unter die Augen kommest; und wolte hiemit den Kampff wieder anheben. Aber das Fräulein / nebest ihren Gespielen / stelleten sich zwischen die blossen Schwerter / und fiel diese ihrem Bruder in die Arme / mit heissen trähnen sagend: O Bruder öffne doch die Augen deiner Vernunfft
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