Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
und leibes / und sihe dort die erschlagene boßhaffte Räuber / welche von diesen beyden tapfferen Helden erlegt / und wir dadurch bey Ehren erhalten sind. So bald er dieses hörete / warff er den Schild nider / nahete sich zu Herkules / und boht ihm sein Schwert mit diesen Worten: Gewaltiger Ritter / wer ihr seyd / ich bezeuge mit übergabe meines Schwerts / daß ich wider Rittergebühr mich an euch vergriffen / indem vor eure Woltaht ich euch unabgesagt und feindlich überfallen; Welches / da es von mir lebendig kan gebüsset werden / sol mein äusserstes Vermögen zu euren Diensten seyn; wo nicht; so nehmet von mir die gebührliche Rache / nach meiner eigenen Urtel. Hiemit boht er ihm sein Häupt dar / und sagete: Weil dieses Gehirn so unwitzig verfahren /muß es der Straffe sich nicht entbrechen. Fräulein Sophia währe hierüber schier in Ohmacht gerahten / nur die vermeynete Gefahr ihres Bruders erhielt ihre Krafft / daß sie Ladisla zun Füssen fiel / und hefftig weinend zu ihm sagete: Ach mein Herr / dieser ist mein leiblicher und einiger Bruder / die ganze Hoffnung seiner Eltern; bitte deßwegen demühtigst / ihm von meinetwegen zu verzeihen / deß wil ich zeit meines Lebens mich zu allen euren Diensten schuldig erkennen. Durchl. Fräulein / antwortete er / sie zuvor auffhebend; ich verbleibe ihr gehorsamer Knecht /und versichere sie / dz sie meines Gesellen Höfligkeit weder in diesem noch andern Stücken wird zu beschuldigen haben. Wie dann Herkules solches in der Taht erwieß / da er dem jungen Fabius diese Antwort gab; Mein Herr / ihr beweiset mir mit diesem zumuhten mehr Verdrießligkeit / als vorhin mit eurem überfall / nach dem ich euch nicht verdenken muß / daß ihr wegen Entführung dieses treflichen Frauenzimmers entrüstet seyd; aber nicht absehen kan / was gestalt ich das übrige entschuldigen sol; nur ist mir sehr leid / daß durch diesen Irtuhm Menschenblut hat müssen vergossen / und sechs Seelen eurer Reuter auffgeopffert werden / als deren mein Geselle und ich uns aus gezwungener Noht erwehren müssen. Mein Herr /antwortete er / meine Reuter haben nicht auff Römisch gehandelt / daß ihrer so viel ohn mein Geheiß drey Ritter angegriffen; ist ihnen darob etwz zugestanden / haben sie es jhrem Frevel zuzuschreiben; ich aber bin wol vergnüget / daß eure Leiber von mir und den meinen unverlezt blieben sind; werde mich auch befleissigen / eurem guten Willen Abtrag zu machen /so viel mein unvermögen zulässet. Er kunte sich aber über Herkules Schönheit und Stärke in dieser seiner Jugend nicht gnug verwundern / daher er ihn mit unverwendeten Augen ansahe. Hingegen wahr das Frauenzimmer von Herzen froh / daß es zum Vertrage kommen / und ein so gefährlicher Streit beygelegt wahr / und vermahnete Frl. Sophia ihren Bruder / er möchte diese fremde nöhtigen / mit nach Padua zu kehren; Worauff er antwortete: Du hast der gebührlichen Bescheidenheit mich billich erinnert; dañ an stat des ersten Schwertschlages hätte ich solches verrichten sollen. Hierauff hielt er bey jhnen gar inständig an / sie möchten neben jhren Dienern mit ihm reiten /und der ganzen Freundschafft gönnen / wegen geleisteter Rettung ihre Dankbarkeit abzulegen. Die Fräulein traten mit herbey / und erhielten ihr Begehren. Fabius gieng vor seinem Abzuge hin / die erschlagenen Räuber zu besichtigen / die er alsbald / insonderheit den ersten / vor die beschrihenste Fechter erkennete / und zu seinen Leuten sagete; Er hielte fast vor unmenschlich / daß diese zween junge Ritter solche ausgeübete Fechter vor der Faust erlegt hätten. Aber Frl. Sophia / die mit jhm gieng / wuste ihm das Gefechte so zu beschreiben / daß er öffentlich sagete: Dafern er wissen solte / daß diese Helden Göttliches Herkommens währen / wolte er sie davor gerne erkennen und ehren; Kehrete wieder umb / und zeigete ihnen an / sie würde schwerlich gläuben / was vor einen ruhmwirdigen Sieg sie an den Erschlagenen behäuptet / als welche XX Geharnischten nicht würden entlauffen seyn / sondern die überwindung ihnen zweifelhaftig gnug gemacht haben. Worauff Ladisla antwortete; Es könte wol seyn / daß in einer an ihrer Seiten so gerechten Sache / sie ihnen viel zu schwach gewesen währen; Weil aber die Billigkeit / sagte er /unsere Schwerter selbst führete / auch diese trefliche Fräulein mit jhrem andächtigen Wunsch uns zu hülffe kahmen / und Krafft erteileten / haben sie dem Tode nit entgehen können; massen solche leichtfertige Buben durch
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