Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
grösseres vermöchte / so wird er doch / seiner / ohn Ruhm beywohnenden Klugheit nach wissen und erkennen / wie viel er meinem Hochwerten Herrn und seinem tapfferen Gesellen schuldig ist. Daß aber mein Herr sich bey meiner Wenigkeit über die Gebühr entschuldiget / weiß ich nicht zu beantworten / ohn daß ich denselben wol versichern kan / daß mir die höchste Vergnügung dieser Welt jezt diese Stunde begegnet ist / in dem die gütigen Götter mir gegönnet / den Erlöser meiner Ehr und Lebens in etwas zu erkennen / dessen bessere Kundschafft mir der Himmel / wie ich hoffe / zugeben wird. Ladisla machte ihm aus dieser Antwort gute Hoffnung eines glüklichen Fortganges seiner vorgenommenen Liebe; küssete jhr die Hand mit hoher Ehrerbietung /und im fortgehen gab er zur Wiederantwort: Durchleuchtiges Fräulein / die von mir beschehene Rettung ist gedenkens nicht wert / würde auch der Himmel nimmermehr zugegeben haben / daß einem solchen vollkomenen Fräulein von diesen schändlichen Räubern einige Gewaltsamkeit hätte sollen angelegt werden / sondern vielmehr hätten die Bäume selbst sich auß der Erde reissen / und diese Buben erschlagen müssen; daß also ich nur bloß vor eine Glükseligkeit rechnen muß / daß die Götter meiner schlechten Dienste hieselbst gebrauchen wollen / dessen ich mich zeit meines Lebens mehr / als aller meiner vorigen Glükseligkeiten rühmen werde. Mein Herr / sagete sie; seine grosse Höfligkeit machet ihn also reden /welche ihre eigene Tahten zu preisen ungewohnt ist; mir aber wil gebühren / die empfangene Woltaht zu erkennen / dessen ich mich äusserst bemühen werde; Vor dißmahl bitte ich / meiner unwitzigen Jugend hochgünstig zu verzeihen / daß anfangs ohn gegebene Ursach / sein tugend-ergebenes Herz / welches aus seinen Worten und Tahten eben so klar / als aus seiner Tapferkeit hervor strahlet / ich in Zweifel zihen dürffen; welches wie ich hoffe / mein Herr / in Betrachtung der Jungfräulichen Zucht und Vorsorge /mir wol übersehen wird. Ladisla verwunderte sich über jhre vernünfftige Reden / und wahr willens / es zu beantworten; hielt aber zurük / da er hörete / daß sie also fort fuhr; Ich wil aber die gebührliche Abbite meines Fehlers biß auff gelegenere Zeit verschieben /und mein erstes wiederhohlen / daß mein Herr mir zu ehren sich mit mir nach Padua erheben wolle / umb /sein hochgeltendes Zeugniß / meiner / dem Himmel sey Dank / erhaltenen Keuscheit / bey meinen Eltern abzulegen; fassete hiemit seine Hand und sagete: Mein Herr / diese streitbahre Hand / wie kräfftig sie gleich ist / wil ich gefangen halten / biß sie durch des Mundes Zusage sich frey machen wird. So würde ich viel lieber ein solches nimmermehr zusagen / antwortete er / daß meine unwirdige Hand von so zarten allerschönsten Händichen immer und ewig möchte gehalten werden. Das Fräulein erröhtete vor dieser Rede / fand sich doch bald / und sagete: Meinen Herren beliebet dergleichen höfflichen Scherz mit mir zutreiben / und dafern er gedenket / mit solcher Antwort mich von meinem bittlichen Ansuchen abwendig zu machen / wird es eine vergebliche Mühe seyn / weil die schon empfangene Wolthat mich zimlich kühn gemacht / nach Art aller unverschämten und geizigen immerhin in der Anfoderung zu bleiben; deßwegen ichs dan nicht allein wil erwiedert haben / sondern auch angenehmer Antwort mich ohn ferners wegern versehen. Mein Fräulein / sagete er / ich verspreche alles / was in meinem äussersten vermögen / und ienem meinem Gesellen nicht zu wieder ist. Je mein Herr / sagte sie / ist iener dan zugleich euer Geselle und Gebieter? Ja mein Fräulein / antwortete er / darzu habe ich ihn erwählet / ungeachtet wir gleiches Standes / und ich in etwas älter bin. So mus eures Gesellen Stolz ja so groß / als eure Demuht seyn / sagte sie / wann er sich über seines gleichen / und zwar älterern / der Botmässigkeit annimt. Ich habe ihm diese Gewalt so willig übergeben / sagte er / als gerne er mir ein gleichmässiges gönnet / da ich michs nur gebrauchen wolte. Wol / sagte sie / so hat mein Herr seiner bedingung den Kauff selber auffgesagt / und dafern er günstig und gewogen ist / wird er sich auffs minste in diesem Stük / seiner Freyheit gebrauchen. Mit diesem Worte gelangeten sie bey Herkules an / dem Frl. Sophia sehr tieffe Ehrerbietung erzeigete / und seine Gestalt fast vor übermenschlich hielt / so daß sie schier auff des ersten Räubers Wahn gerahten währe / und redete ihn also an:
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