Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
diese zu jener sagete: Betriege mich meine Augen nicht / Herzen Schwester / so werden die eure von Herr Ladisla nicht angefeindet; und die Götter geben euch ja nimmermehr keinen unwirdigern Buhlen. Herzliebe Schwester / antwortete Frl. Sophia / ob Herr Ladisla mich nicht anfeindet / so habe ich ihm darzu auch keine Ursach gegeben / da es nicht durch Beschwerung auff dem Pferde geschehen ist. Es ist mir aber lieb / Gelegenheit zu haben / euch eure grosse Unträue vorzuhalten / welche ihr mir heut in dem Unglükswalde erzeigetet / in dem ihr mich nacket und bloß bey H. Ladisla einem Wildfremden so gar allein liesset; nimmermehr könte ich euch ein solches Bubenstük anthun. Daß ihr mir aber keinen unwirdigern Buhlen wünschet als diesen / kan ich anders nicht außdeuten / als daß ich gar keinen haben sol; dann wo würde mann sein und seines Gesellen gleichen finden? Frl. Ursula sagte hierauff; Ich sahe uñ merkete wol / mein Schwesterchen / daß euch beyderseits geliebte allein zu seyn (dann sonst währet ihr wol mit uns zugleich davon gangen) darumb wolte ich euch einen Dienst durch unser beyder abweichen thun / wie mich dann eigen gedauchte / ihr hättet mir deßwegen einen Wink gegeben. Sahe sie hierauff traurig an / und fuhr also fort: Es ist aber iezt nicht Zeit zuscherzen / sondern wann ich bey euch der Verschwiegenheit versichert währe / müste unser Freundschafft nach ich euch eine wichtige Heimligkeit offenbahren /die ihr sonst zuspät erfahren möchtet. Diese bekam grosse Begierde solches zu vernehmen / und lobete an / Hand und Mund zu halten. Worauff jene sagte: Wisset ihr auch / Schwester / daß ihr schon eine verlobete Braut seyd? Was? antwortete diese; bin ich eine Verlobete? fing aber bald an zulachen / und sagte: Haltet ihr mich dann vor so frech / daß ich mich diesem Fremden solte so leicht und bald versprochen haben? aber ich werde schon Gelegenheit finden / euch dieses Auffzuges gereuen zu machen. Leget meine Reden nicht ungleich noch vor einen Auffzug aus / antwortete jene; und seyd ihr eures eigenen Zustandes noch unberichtet / stehet es umb eure Sache so viel gefährlicher / weil ich fürchte / der Bräutigam möchte euch ungenehmer als der Tod selbst seyn; Ich verlasse mich aber auf eure Zusage / und frage in allem Ernst / wie euch der geizige Fulvius gefalle / welchen ich trauen umb aller Welt Gut nicht heyrahten wolte / ungeachtet ich keines Stathalters Tochter bin wie ihr. Frl. Sophia erinnerte sich / daß ihr Vater etliche Zeit her diesen Römischen Herren in ihrer Gegenwart zun offtern trefflich gerühmet hatte / mit vermeldung / es währe kein Römischer Herr / der ihm eine Tochter versagen würde; fassete deßwegen traurige Gedanken / und sagte: Ach herzgeliebte Schwester / ich bitte zum allerhöchsten mir zu vertrauen / von wem ihr dessen berichtet seid. Was gehet euch daß an? antwortete sie /ists nicht gnug / daß ich euch die Heimligkeit selbst vertraue? die so gewiß ist / daß wo ich fehle / ihr mir alle Freundschafft auffkündigen sollet. Ich sage euch noch mehr; Fulvius ist schon auff dem Wege / euch abzuhohlen / weil euer H. Vater / ungeachtet alles Wiedersprechens / von euer Fr. Mutter geschehen /ihm völlige uñ unbedingte Zusage getahn hat; welches ich von niemand anders habe / als der mit dabey gewesen ist. Werdet ihr mich nun verrahten / so bringet ihr mich in die gröste Ungelegenheit. Schwester /ich kan Gott Lob wol schweigen / antwortete sie /aber von dieser Heiraht werden mich die Götter / oder der Tod frey sprechen / dessen seyd ungezweifelt versichert. Ich danke euch aber von herze dieser eurer träue / die ich / wo ich leben sol / unvergolten nicht lassen wil. Aber wir stehen allhier zu lange / und möchte unser Gespräch etlichen einen Argwohn bringen. Seyd aber gebehten / und führet H. Ladisla unsere Schwester Helenen zu / daß wir sehen / ob diese sonst so volkommene Ritter auch den Tanzbodem besuchet haben. Was habe ich vor Ursach / sagte Frl. Ursula / ihm Helenen zuzuführen? Ihr habt selbst eines geträuen Freundes von nöhten / der euch von Fulvius loßwirke / und wisset nur / daß ichs heut wol sahe / wie kek er sich der guten Gelegenheit hinter dem Baum gebrauchete. Herzen Schwester / antwortete sie / das Gesicht muß euch mächtig betrogen haben / welches ich auff bessere Gelegenheit verfechten wil /mit dem Tanze aber möget ihrs nach eurem willen ordnen. Also bestellete Frl. Ursula einen sonderlichen neuen Tanz / und foderte Ladisla mit diesen worten
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