Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
drey Frauen traten zusammen / und überlegeten das grosse Elende ihrer Töchter / welches sie unvermeidlich hätten angehen müssen / dafern dieser Helden Hülffe nicht so schleunig kommen währe; und sagte Fr. Pompeja; es währe sehr gefährlich / eine mannbare Tochter in der Eltern Wohnung / und nichts sicherer /als daß man ihr einen Mann gäbe; Aber ihre Schwester Fr. Julia antwortete: Sie hielte davor / daß die Töchter in der Eltern Häusern sicherer währen / als wann man sie nach jhren Willen ausfahren liesse. Der Stathalter und seine Schwäger hatten sich an einem andern Orte zur Unterredung nidergesezt; so nam Ladisla dieser guten Gelegenheit wahr / wie imgleichen Frl. Sophia dieselbe nicht verseumen wolte; traten von den andern in einer zimliche Absonderung zusammen / und brachte er seine Werbung folgender gestalt vor: Hochgebohrnes Fräulein / demnach ich schon zu unterschiedlichen mahlen ihr meine ungefärbte Liebe und herzergebene Träne angemeldet /und doch nicht die geringste Gewißheit eines Ja oder Nein erhalten mögens mir aber unmöglich ist / die über mich schlagenden Flammen ohn Kühlung länger zu erdulden / sintemahl ich ungleich grossere Angst /als mein Fråulein unter Räubers Händen / in meiner Seele empfinde / so daß den Schmerzen / welchen die Erkäntniß durch den Dienst meiner Augen eingenommen in mir wirket / und ihre außbündige Schönheit einig verursachet / ich nicht ertragen mag; als bitte ich von Grund meines Hertzen / sie wolle mich nicht ohn Mitleiden verderben lassen / noch zugeben / daß derselbe durch ihre Grausamkeit getödtet werde / welcher vor jhre Wolfahrt zu sterben / sich nun und nimmermehr wegern wird; jedoch / dafern mit und bey ihr zu leben / mir nicht kan zugelassen seyn / ey so verweile sie nur nicht / mir die Urtel wegen meines Frevels zu sprechen / weil ich rundaus bekenne / daß denselben ich niderzulegen weder willens noch vermögens bin; solte aber mein Fräulein sich erklären können / mich vor den ihren in ehelicher Verbindung aufzunehmen /als dañ wolle sie ihre gedanken mir nicht länger verbergen / damit ich meine unruhigen Geister stillen /und inkünfftig bedenken möge / was zu Fortsetzung meines Wunsches dienen kan. Das Fråulein wahr nicht willens / länger unter der Decke zu spielen /weil die Gefahr mit Fulvius jhr zu hart anlag / deßwegen sie ihm mit dieser Antwort begegnete: Der Himmel ist mein Zeuge / mein Herr / daß ich bißher keinen Liebesgedancken in meinem Herzen empfunden /ehe und bevor ich seiner Kundschafft bekommen; habe auch noch in dem unverständigen Alter gelebet /welches von dergleichen Sachen sehr wenige Erkäntniß / viel weniger Genieß hat; so bin ich über das /Zeit meines Lebens unter so strängem Zwange von meinen Eltern gehalten / daß ich nirgend in Gesellschafften mich dürffen finden lassen / ohn wo sie mit zugegen gewesen / nur daß mir gestern mit meinen Wasen außzufahren gegönnet ward / welches / dafern euer mitleidiges Herz nicht gewesen / mir übel bekommen währe. Ich lasse mich aber bedünken / mein Herr habe in seiner Rede mir mit verdekten Worten /den entblösseten zustand wollen zu Gemüht führen /in welchem er mich angetroffen; da ich dann bekennen muß / daß / wann es mit meinem guten Willen geschehe währe / ich billich vor das leichtfertigste Weibesbild muste gehalten werden / die jemahls gelebet; weil es aber durch unwidertriebliche Gewalt also ergange / welche doch / den Göttern sey Dank / ausser dem sehen nichts an mir gehabt / hoffe ich gnug entschuldigt zu seyn; und kan ich mich so viel besser trösten / daß die leichtfertigen Buben des an mir begangenen Frevels sich nicht rühmen können / sintemahl eure Ritterliche Faust jhnen solches wol verbohten hat. Daß ich nun auff den Zweg seiner Reden komme / so wundert mich sehr / daß mein Herr sich so verliebet anstellet / da er mich doch nicht wirdiget / mir seines Wesens etwas vertraulichere Kundschafft zu gonnen. Er sihet und kennet nunmehr meinen und der meinigen Zustand; und ruffe ich die Warheit zum Zeugen / daß an seinem gnugwirdigen Adel und Herkommen ich vor mich nicht zweifele / sondern ihn so hoch schätze als keine andern in ganz Rom; jedoch müste mirs ohnfehlbar zur unbesoñensten Leichtfertigkeit außgelegt werden / wann ich vor dieser gebührlichen Nachfrage / mich auf getahne Anmuhtung richtig erklären würde; ja wann ich mein Herz demselben ergäbe / von welchem ich noch nicht so viel weiß / ob er mir eins seinen rechten
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