Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
kan angenommen werden / ey so gebet unser Entschuldigung stat / damit unser Ritterstand / den wir kaum vor drey Jahren angefangen / nicht durch unverantwortlichen Geiz und Unbescheidenheit im ersten Grase ersticket werde / sondern wir von diesem Laster befreyet / sie uñ andere Woltähter frey ansehen / und so grobes verbrechens uns nicht schämen dürffen. Ein Zeichen dieser hohen ganz unverdieneten Ehre anzunehmen / wegern wir uns nicht / sondern sol uns vielmehr eine stete Erinnerung seyn / wie fest Euren Durchleuchtigkeiten wir verbunden bleiben. Nam hiemit ein zierliches Ringelein von den außgeschüttene Kleinoten /steckete es auf den Goldfinger / uñ taht ihm Ladisla ein gleiches nach; hernach fuhr er in seiner Rede also fort: Ja meine hochwerte Herren / Frauen uñ Fräulein / wir wollen uns noch einer kühnern Freyheit unternehmen / uñ diese aufgesetzete köstliche Geschenke von ihrer gar zu freygebigen Hand empfahen; aber mit diesem bedinge / daß unsere gebietende Frauen / die drey Müttere sie mögen in guter verwahrung bey sich behalten / damit wir dermahl eins solche alle / diesen dreyen Fräulein in künfftig zum Brautgeschenke bey ihren hochzeitlichen Ehrentagen einliefern können. Den hohen Ruhm / von unserm gnädigen Herrn dem Stathalter uns zugelegt / schreiben wir billich seiner ungezweifelten väterliche Gewogenheit zu / wollen uns auch befleissigen / daß ob wir gleich keine gebohrne Söhne / wir dannoch keine andere Herzen / so lange wir leben / unserm Herrn als Vater erzeigen. Nach geendigter Rede raffeten sie die Kleinoten wieder in die Lådichen / und lieferten sie nebest obgedachten Bechern den dreyen Frauen ein / mit bitte /dieselben in gute verwahrung anzunehmen. Die Anwesenden alle beantworteten dieses anmuhten mit einem freundliche Lachen. Nur der Stathalter sagte drauff: Ihr meine Herren und Freunde; wann eurer Antwort auff meine gehaltene Rede ich mit einer neuen begegnen solte / würde solches / bekenne ich /nicht sonder Anwendung der wolgegründeten Vernunfft geschehen können; währe auch zu befahren / dz entweder meine entgegen gestellete Ursachen zurük prallen / oder ihre angeführete ausflüchte angegriffen werden müsten; gestehe sonst gerne / daß Herr Herkules uns anjetzo nicht weniger jhrer beyder hohen Verstand und wolgebildete Geringschätzung zeitlicher Güter / als unsern Kindern / ja auch unsern Feinden jhre unüberwindliche Herzhafftigkeit zu erkennen gegeben. Ich wil vor dißmahl weder ihre getahne Verehrung an unsere Töchter wieder ruffen / noch mich der geschehenen wegerung beschweren / sondern wie ihnen ich allen freyen Willen hierin lasse / also werden sie / ich müste dann gar unglükselig seyn / mir dieses mein ansuchen weder streitig noch abschlägig machen / da ich sie freundlich ersuche / nicht schleunig von uns hinweg zu zihen / sondern umb bessere Kundschafft zu machen / etliche Zeit bey und zu verbleiben. Keine angenehmere Bitte håtte dem verliebeten Ladisla können angelegt werden / und kunte dannoch über sein Herz nicht bringen / sie zu beantworten / weil Herkules Wille ihm unbewust wahr; welcher aber zu seines Freundes Vergnügung diese Antwort gab: Höchstgewogener Herr als Vater / wir müsten zumahl baurisch und unbehöfelt seyn / wann wir ohn Urlaub hinter der Tühr Abscheid nehmen würden; erkennen uns schuldig / unsern Herren / Frauen und Fräulein gehorsam und ehrerbietig auffzuwarten / und zweifeln im wenigsten nicht / sie werden auff geleistetes begehren uns zu unser nöhtigen Reise hinwiederumb beförderlich seyn.
Der Stathalter kunte sich des jungen Herren unaußsinlicher Verschlagenheit nicht gnug wundern / daß er im Augenblick so vorträgliche Antwort zufinden wuste / nicht allein daß angebohtene höfflich außzuschlagen / sondern auch daß begehrete auff solche Weise zu verheissen / daß er immerzu unverbunden bleiben / und sein Versprechen nach belieben auffruffen kunte. Sein Gemahl aber wolte weil der Abend einbrach / dieses Gespräch aufheben / daher sagete sie: Unsere Töchter / wie ich merke / solten fast mehr belieben nach einem Tanze als ferneren höfflichen reden tragen: hieß demnach die Spielleute und Diener (welche bißher einen Abtrit genommen) wieder herein gehen / und nach etlichen künstlichen stücken einen Tanz auffmachen / da Frl. Sophia mit Frl. Ursulen einen zierlichen Reihen Tanz mit gefasseten Händen; hernach jede einen absonderlich vor sich / wiewol zugleich / und nahe bey einander hielt / nach dessen Endigung
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