Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
sich ein / hatte sich statlich herauß geputzet / und sechs wolbekleidete Diener hinter sich her treten /deren Mantel mit Sammet durchfüttert wahren / wiewol er leyden muste / er hätte sie von andern entlehnet. Er wahr groß und starker Gliedmassen / hatte ein schwaz dicke Kraußhaar / welches er selten zu kämmen pflegete / schwarzgelbe Farbe / magere Backen und lange Habichsnase / wuste sich zimlich höfflich anzustellen / aber man merkete / daß es gezwungen Ding wahr. Als dem Stathalter seine Ankunfft vermeldet ward / ging er ihm entgegen / nam ein fröliches Gesicht an / und hies ihn wilkommen seyn. Ladisla und der junge Fabius traten auch zu ihm hin / und empfingen ihn nach wirdigkeit / wiewol Ladisla über Gewohnheit sich gar ernsthafft und mit kurzen Worten vernehmen lies. Die Stathalterin kam mit ihrer Tochter / den Gast zu wilkommen / welches die Mutter mit guter Freundligkeit / die Tochter aber so kaltsinnig und mit gezwungenem Hochmuht verrichtete /daß ihr Bruder bald merkete / es müste ein angelegtes Spiel seyn / sonderlich / weil er vor wenig Tagen in erfahrung kommen wahr / daß sein Vater mit dieser Heyraht umbginge / in welchem Wahn er durch dessen Rede gestärket ward / da derselbe / wie er der Tochter Entführung vernahm / also loßbrach: O daß nun H. Fulvius verhanden währe / und die Rettung selbst verrichten möchte. Nun wahr diesem das Geschrey seiner Untugend wol bewust / nahm ihm auch vor / die Heyraht nach allen Kräfften zuhindern / insonderheit als er zu der Schwägerschafft mit Ladisla Hoffnung hatte. Fulvius / so bald er das Fräulein sahe / befand er sich verliebet / redete / ungeachtet ihrer Ernsthafftigkeit sie freundlich an / und gab ihr sein grosses Mitleyden wegen gestriger Gefahr zu vernehmen / mit bezeugung / wie bereit und willig er seyn wollen / sie loßzumachen / da er dessen einige Wissenschafft gehabt hätte. Sie bedankete sich des Erbietens gar nicht / sondern sagete: Die Götter behüten mich vor dergleichen Gefahr / und daß ich ja nimmermehr wieder in Tugendloser Leute Gewalt fallen möge; Daß ich aber bey Ehr und Leben erhalten bin /habe ich diesem meinem höchstwerten Herren und unvergleichlichen Helde zu danken / dem ich mich daher in ehren ganz verpflichtet weiß und wissen muß. Fulvius sahe Ladisla an / lachete in seinem Herzen dieser hohen Benahmung / und sagte zu ihm: Herr und unbetanter Freund / daß er dieser treflichen Fräulein in ihren nöhten zu Hülffe getreten ist / dessen bedancke ich mich gegen ihn / und erkenne mich demselben hinwiederumb mit einem Ritterdienste verbunden. Herr und unbekanter Freund / antwortete Ladisla /daß wenige so etwa in Rettung dieser Durchl. Fräulein ich verrichten mögen / darzu hat mich die Pflicht meiner selbsteigenen Ehre verbunden / gebühret mir also von keinem Menschen dank davor / wiewol ich Unwirdiger von meinem Gnädigen Fräulein so hohe Vergeltung ihrer Gutwilligkeit wieder meinen Willen annehmen müssen / daß ich mich schuldig erkenne /derselben Zeit meines Lebens als ein verpflichteter Knecht und Diener ohn einige Außrede auffzuwarten. Ach mein Herr / antwortete sie / ich bitte sehr / meine geringfügige Dankbarkeit nicht so hoch zuerheben weil dieselbe viel zu schwach ist / an daß minste seiner hohen Verdienste zu reichen; dann weil ja über Ehr und Leben kein Ding in der Welt mag geschätzet werden / und aber dieses beydes euer siegreiches Schwert mir erhalten hat / muß ich die allmögenden Götter bitten / den Abgang meines unvermögens zuersetzen / und wird mir Vergnügungs gnug seyn / wann ich sehen werde / daß mein dankbegieriger Wille meinem Herren nicht wird unangenehme seyn. Mein Fräulein / wieder antwortete er; was erhebet sie ihres unwerten Dieners gar zu schlechte Dienste über allen Verdienst / daß ich vor anderen deßwegen schamroht stehen muß? Ihre ja ihre Krafft / so in ihrer Tugend und Volkommmheit bestehet / wahr nicht allein meines leichte Schwertes Nachdruk / sondern benam den Råubern alle Muht und stärke / und stürzete sie zur Erden / daß ihnen weder Vermögen mich zubeschädigen / noch sich zubeschützen übrig blieb. Das Fräulein blickete ihn hierauff mit liebreizenden Augelein an / und sagete: Mein Herr und wahrer Freund; es beliebet ihn also / mich leichtes Federchen zu schmucken / die ich Ungültigkeit halben wol hätte verstäuben müssen; Dann O weh mir elenden / wann sonst keine mächtigere / als meine eigene Krafft sich meiner angenommen hätte / so würde ich
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