Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
vermuhten wahr / und jhn nicht wenig verdroß / daß er dieses Streichs sich selber nicht gebrauchet hätte; ließ auch seinen Stolz in dem sehen / daß er Ladisla nicht folgen wolte / sondern umb Freyheit /einen annehmlichen Siz zu wählen / anhielt / auch bald darauff sich auff des Stathalters seinem Wirtsstuel / gerade gegen Ladisla über setzete. Herr Kornelius ermahnete Frl. Sophien / sich zu Fulvius niderzusetzen; und dieser selbst hielt darumb beständig an / mit Einwendung / daß er eigentlich diese Reise getahn /umb ihre bessere Kundschafft zu erlangen / und nähme ihn wunder / da sie solches annoch nicht wissen solte. Sie aber brachte höflich vom es wolte einer Tochter des Hauses nicht gebühren / über erbehtene Herren und Gäste sich zusetzen / sondern gar vom Tische zu bleiben oder den untersten Plaz zunehmen; das übrige währe nach seinem Gefallen / wie wol in sehr handgreiflichem Scherze geredet / und währe nichts neues / daß die einfältigen Paduanischen Medchen sich von den Römischen Herren zur Kurzweil müsten auffzihen lassen / als deren Unachtsamkeit nicht verdienete / daß man ihretwegen einen Schrit /geschweige / zehn und mehr tägige Reisen tuhn solte /wiewol sie ihres teils solches in höchster Warheit nicht begehrte / sondern ihrer geringfügigkeit sich wol erinnerte / welches Herr Fulvius / wie sie bähte / eins vor alle mahl wolte lassen geantwortet seyn. Dieser wolte solches beantworten / und umb das beysitzen weiters anhalten; aber Frl. Ursul und Helehn traten gleich in den Saal / die von Frl. Sophien empfangen und zum Tische geführet wurden; da Ladisla von seiner Stelle hervor sprang / uñ diesen beyden Fråulein selbige einräumete / sich aber neben sie niederließ /da Frl. Sophia ihm ungenöhtiget folgete / als an den untersten Ort; worüber Fulvius schier währe rasend worden; meynete / es håtte Ladisla ein solches mit ihr angelegt / und schwuhr bey sich selbst / es ungerochen nicht zu verdäuen. Ladisla merkete aus seiner Gesichtsverenderung / dz ihm das Herz gerühret wahr / ließ sich doch nichts anfechte / sondern erzeigete sich gar freymuhtig. Der junge Fabius setzete sich wieder an seiner Ursulen seite; Herr Kornelius blieb bey Fulvius / dem H. Emilius / und zulezt die Stathalterin folgete. Frl. Sophia nam auf ihres Bruders Vermahnung das Vorschneideramt über sich / und reichete Ladisla das erste; welches er der Stadthalterin gab. Sie boht ihm das ander und dritte / aber die beyden Fräulein musten es von ihm nehmen. Als sie ihm nun das vierde zuhielt / baht sie ihn / es ohn fernere Wegerung zu behalten; worauff er gehorsamete. Das fünffte ubergab sie Frl. Helenen / mit Bitte / es H. Fulvius zu reichen. Dieser hatte sich inzwischen eines andern bedacht / und den äusserlichen Zorn sinken lassen / weil er Ladislaen freymühtigkeit sahe / und ward die halbe Mahlzeit ohn denkwirdiges verrichtet /nur / da Fulvius Frl. Ursulen ein Glaß mit Wein einreichen / und die zierliche Höfligkeit gar zu groß machen wolte / schüttete er ihr solches unversehens in den Busem / daß ihr der Wein am Leibe gar hinunter biß auff die Knie lief / und sie sich des Schrekschreyens nicht enthalten kunte. Frl. Sophia hatte dieses Plumpstükchen nicht gesehen / erschrak daher über ihrem ruffen / und fragete ängstig was ihr gebräche? Sie aber antwortete: mir gebricht nichts / Herzen Schwester / nur daß ich gar zuviel bekomme. Ladisla håtte diesen Grobrunk nicht umb viel gemisset / taht doch / als såhe ers nicht / und blieb in seinem Gespräch mit Frl. Helenen / welche fleissig nachfragete /warumb Herr Herkules nicht zu Tisch kommen wåhre / und als sie seiner Unpäßligkeit bericht einnahm /ward sie dessen leidig. Der junge Fabius nam hieselbst gelegenheit / dessen Tugend zu ruhmen / wünschend / dz er den Kampf mit Orgetorix hätte mögen ansehen; welches Fulvius also beantwortete: Zwar den besten sihet man nicht / massen ein jeder / wañ er in der Welt umsuchet / allemal seines gleichen findet; jedoch möchte ich eines solchen Ritters Kundschafft /wie dieser beschrieben wird / wol haben / dem das Glük sehr günstig muß gewesen seyn / daß er dem jeztge dachten guten Fechter hat anfiegen können /welches ich mit rühmen wil / weil ich nicht zweifele /es werde im Kampffe auffrichtig zugangen seyn. Ladisla hörete den Spot und Beschimpffung mit grosser Empfindligkeit / begriff sich aber / und antwortete: Herr / dieses Ritters Kundschafft / der nie als auffrichtig gekämpffet / und sich
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