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Des Drachens grauer Atem

Des Drachens grauer Atem

Titel: Des Drachens grauer Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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Haus trafen, weil sie dort sicher sein konnten, dass ihre Gespräche nicht belauscht wurden. Blake hatte diese Zusammenkünfte gebilligt. Bei den Teilnehmern handelte es sich um junge Intellektuelle, die berieten, wie die Verhältnisse in ihrer Heimat verändert werden könnten. Sie gingen von der Einsicht aus, dass Thailands absolute Abhängigkeit von den Vereinigten Staaten das Land immer mehr zu einem in ganz Asien gehassten Ausführungsinstrument amerikanischer Außenpolitik machte und ihm nach und nach seine nationale Identität nahm. Dazu kam die wirtschaftliche Misere. Gewiss, wenn man von den traditionell unterentwickelten Bergregionen absah, für die so gut wie nichts getan worden war, hungerten die Bürger Thailands nicht gerade, und sie waren in der Lage, sich ausreichend zu kleiden. Aber immer weniger von den natürlichen Schätzen des Landes wurden zur Hebung des Wohlstandes seiner Bürger verwendet, eine dünne Schicht aus korrupten Generälen und Verbindungsleuten der Amerikaner mästete sich vielmehr daran.
    Blake war sich klar darüber, dass auf lange Sicht nur ein Wandel in der Regierungspraxis und eine Revision der amerikanischen Politik gegenüber Thailand die Katastrophe aufhalten konnten. In den letzten Monaten hatte es Streiks in verschiedenen Industriebetrieben gegeben. Vor allem aber gärte es unter den Studenten. Sie verlangten eine umfassende Veränderung der gesellschaftlichen Verhältnisse im Lande sowie die Liquidierung des amerikanischen Einflusses. Blake hatte seit langem den Eindruck gewonnen, dass entsprechende Maßnahmen unvermeidlich sein würden, und er entschloss sich, die Kräfte, die sie anstrebten, vorsichtig zu fördern. Bis die absolute Herrschaft der Vereinigten Staaten über Thailand und das Regime der von den Amerikanern ausgehaltenen Militärs endgültig beseitigt waren, würde viel Zeit vergehen, es würde Rückschläge geben, auch Opfer, aber der Prozess würde letztlich nicht aufzuhalten sein. Diese Überlegungen, die seine Frau teilte, bewogen ihn, den Studenten Zusammenkünfte in seinem Haus zu ermöglichen. Er vermied es zwar, sich an ihren Vorhaben zu beteiligen, aber er sicherte sich durch die stillschweigende Unterstützung ihrer Absichten für die Zukunft eine Erfolg versprechende Position.
    „Am besten wird es sein", riet er seiner Frau, „wenn du Charuk noch einmal ansprichst. Er kann zu Hause anrufen und ausrichten, dass man die Leute einlässt. Wir selbst brauchen ja nicht unbedingt dabeizusein."
    Wilkers, der den Blick von der Landkarte hob, in die er sich vertieft hatte, konnte von dem Gespräch der Eheleute nichts verstehen. Sie unterhielten sich in der Thai-Sprache. Aber Wilkers war daran auch nicht sonderlich interessiert. Er war mit dem beschäftigt, was Blake ihm anhand der Karte erläutert hatte.
    Das „Goldene Dreieck", wie man das Gebiet im Nordwesten nannte, war die Quelle der Droge, darüber gab es keinen Zweifel. Blake hatte geschildert, auf welche Weise es da zum konzentrierten Anbau von Mohn gekommen war, und er hatte auch darüber gesprochen, wie unter sachkundiger Förderung der CIA eine ihrer größten illegalen Geldquellen entstanden war. Natürlich klang das alles reichlich phantastisch, aber vieles, was auf diesem Gebiet zunächst als phantastisch erschien, hatte sich in der Vergangenheit oft als real erwiesen. Ebenso selbstverständlich wie sich die Agentur neben den Mitteln, die der US-Kongreß ihr zubilligte und deren Verwendung er kontrollieren konnte, in den Vereinigten Staaten durch Zuwendungen der Monopole Ellenbogenfreiheit für ihre Ziele schaffte, nahm sie diese Gelegenheit auch hier wahr. Sie besserte ihr Budget auf, wo sie nur konnte. Sie verfolgte im Verein mit den großen amerikanischen Monopolen und der Kaste der höchsten Militärs strategische Ziele, von denen der Kongreß kaum eine Ahnung hatte, bis er durch die Ergebnisse der CIA-Aktionen vor vollendete Tatsachen gestellt wurde, die meistens den Einsatz der bewaffneten Kräfte der USA erforderten. Das war ebenfalls nicht verborgen geblieben. Es war also durchaus nicht unwahrscheinlich, dass ein großer Teil der Finanzmittel, die von der Agentur für ihre strategische Wühlarbeit in Asien und anderswo gebraucht wurden, aus dem Verkauf des Opiums auf den illegalen Drogenmärkten stammte. Doch das musste bewiesen werden. Behauptungen dieser Art konnte jedermann aufstellen, es galt aber, in New York absolut stichhaltige Beweise vorzulegen, die allein dazu führen

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