Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Des Drachens grauer Atem

Des Drachens grauer Atem

Titel: Des Drachens grauer Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
Vom Netzwerk:
dieses Geschäft verwickelt?"
    „Nein", antwortete Blake knapp. Er fügte hinzu: „Vor einigen Jahren habe ich gelegentlich Rohopium aufgekauft, und zwar aus dem Gebiet, in dem entfernte Verwandte meiner Frau wohnen. Ich konnte ihnen damit helfen. Ich habe keine Veranlassung, mich vor Ihnen zu rechtfertigen, Professor. Aber ich muss sie darauf aufmerksam machen, dass dieses Opium, das ich weiterverkaufte, grundsätzlich nur an pharmazeutische Fabriken ging, die es zu rezeptpflichtigen Medikamenten verarbeiteten."
    „Heute tun Sie das nicht mehr?"
    „Nein."
    „Warum?"
    „Weil ein sehr gut organisiertes, sehr mächtiges Syndikat mir die Möglichkeit dafür genommen hat."
    „Ein Syndikat?" Wilkers war ebenfalls aufgestanden, er lehnte sich neben Blake an die Reling.
    Der nickte. „Ein Syndikat. Bestehend aus Leuten, die nicht Thailänder sind."
    „Amerikaner?"
    Blake sah ihn an. „Offiziell und legal in Thailand residierende Amerikaner, ja. Angehörige einer Dienststelle der amerikanischen Regierung, daher nicht erreichbar durch thailändische Gesetze, ausgerüstet mit allen Mitteln, ein solches Riesengeschäft schnell und rationell abzuwickeln."
    „Sie tun das demnach in Missbrauch ihrer dienstlichen Befugnisse?"
    „Nein, im Gegenteil, Sie tun es im Auftrage ihrer Dienststelle und mit deren vollster Unterstützung. Das Geschäft ist ein Bestandteil der Arbeit, die sie in diesem Land leisten."
    „Was für eine Dienststelle ist das?"
    „Die CIA", sagte Blake langsam. „Der zentrale Geheimdienst der Vereinigten Staaten. Nicht nur einzelne korrupte Beamte, sondern die Agentur offiziell."
    Wilkers wurde unsicher. Über Verbindungen der CIA zu zwielichtigen Geschäften wurde immer wieder einmal gesprochen oder geschrieben. Es gab kleine Skandale und größere. Zuletzt war während des Vietnamkrieges aufgedeckt worden, dass Angehörige der Agentur im Verein mit einigen hochgestellten Saigoner Politikern Geschäfte mit Opium betrieben hatten. Doch das war etwas anderes gewesen. Blake hingegen behauptete nicht mehr und nicht weniger, als dass die CIA sich als Dienststelle im Rahmen ihrer Arbeit in den Handel eingeschaltet hatte. Ein schwerwiegender Vorwurf, und trotzdem neigte Wilkers dazu, ihn nicht von vornherein zurückzuweisen. Die Dimensionen des illegaler Opiumhandels über die Grenzen Thailands hinaus deuteten zu klar darauf hin, dass es sich nicht um mühsam bewältigten Detailschmuggel handelte, sondern um die groß angelegte Arbeit einer eingespielten, reibungslos funktionierenden Organisation. Gedankenvoll fragte der Professor: „Mister Blake, haben Sie Beweise für das, was Sie behaupten?"
    Blake sah ihn kühl an. Um seine Augen lagen kleine scharfe Fältchen. Wilkers hatte den Eindruck, der Mann belächle ihn, aber bei dessen folgenden Worten erkannte er seinen Irrtum. „Die Beweise müssen Sie selbst suchen. Ich kann Ihnen lediglich den Weg nennen, der dazu führt. Wenn Sie das wollen, bin ich bereit, Ihnen zu helfen."
    „Nun gut, nennen Sie mir den Weg."
    Blake ging zum Tisch zurück. Aus einem Fach nahm er eine Landkarte und entfaltete sie. „Kommen Sie, ich werde Ihnen zeigen, wo Sie die Beweise finden können."
    Wilkers setzte sich. Die Landkarte umfasste das nördliche Thailand und die angrenzenden Gebiete.
    Bates hatte die C-47 auf etwas mehr als dreitausend Meter steigen lassen, während Kinney Verbindung mit Chiengmai aufnahm. Er bekam vom Turm seine Höhe bestätigt und brauchte den Kurs nur um eine Kleinigkeit zu korrigieren. Die Route führte über gebirgiges, zerklüftetes Land, dann wieder über ausgedehnte Dschungelkomplexe, die so gut wie nicht besiedelt waren. Die wenigen winzigen Ortschaften waren aus dieser Höhe nicht auszumachen. Die Landschaft war in ein rötlich anmutendes Licht getaucht. Noch erreichte die Morgensonne nur die Osthänge der Berge. Die Täler lagen im Grau. Dicht über dem Boden zogen sich stellenweise zähe Dunstschichten dahin. Bates warf einen Blick hinab. Er hätte die Route auch ohne die Korrekturen aus Chiengmai nach Sicht fliegen können. Es war nicht schwierig, sich zu orientieren, wenn man einige Hunderte von Malen den gleichen Weg gemacht hatte.
    „Gib mir was zu trinken", forderte er. Kinney entnahm einer Kühltasche eine Büchse Coca-Cola und zog sie auf.
    „Kein Bier mehr?"
    Kinney schüttelte den Kopf. Sie hatten alles ausgetrunken in der vergangenen Nacht. Brummend löschte Bates seinen Durst. Er blickte erneut nach unten. Zehn Minuten noch,

Weitere Kostenlose Bücher