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Des Drachens grauer Atem

Des Drachens grauer Atem

Titel: Des Drachens grauer Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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Verschneiden mit Milchzucker und anderen Strecksubstanzen, womit es etwa auf das Doppelte seines Gewichts gebracht wird, bei Abgabe an den Endverbraucher fünfunddreißigtausend Dollar. Glauben Sie, jemand, der so viel dabei verdienen kann, würde sich dafür einsetzen, dass Straßen in die Berge gebaut würden? Oder das auch nur zulassen?"
    Wilkers wurde immer verwirrter. „Man hat mir gesagt, der Hauptanteil der hiesigen Rohopium-Produktion würde von einem einzigen großen Syndikat aufgekauft, hinter dem sich eine bestimmte amerikanische Dienststelle versteckt. Würden Sie das auch sagen?"
    „Natürlich! Sie meinen die CIA, Professor. Absolut richtig."
    „Nun gut", beharrte Wilkers, „dann muss ich doch fragen, weshalb die Regierung Thailands nicht in der Lage ist, im Hinblick auf die Situation der Bergbewohner ihre eigenen Entschlüsse zu fassen."
    Sinhkat sah ihn beinahe mitleidig an. „Professor", mahnte er ihn sanft, „vielleicht halten Sie mich jetzt für einen Kommunisten und sprechen nicht länger mit mir, aber erklären Sie mir nur: Wie kann sich das, was in diesem Lande als Regierung bezeichnet wird, gegen die Interessen einer so mächtigen Einrichtung der Vereinigten Staaten wie deren Geheimdienst zur Wehr setzen, wenn es von den Vereinigten Staaten bezahlt wird?"
    „Das muss doch mit dem Teufel zugehen!"
    Sinhkat korrigierte nachsichtig: „Nicht mit dem Teufel, Professor. Mit dem Dollar. Die Agentur zieht nach meinen Berechnungen allein aus dem Verkauf des Rohopiums jährlich fünfunddreißig Millionen Dollar. Diesen Betrag kann sie verhundertfachen, wenn sie nur einen Teil des Rohopiums zu Heroin verarbeiten lässt. Und sie tut es. Also - was kann der Teufel dagegen tun?"
    Das kann nicht wahr sein, sagte sich Wilkers. Ich kann das nicht glauben. Man mag dieser Agentur, die auf der ganzen Welt für das Pentagon Spionage treibt und die überhaupt eine Menge undurchsichtiger Manipulationen ausführt, alles mögliche nachsagen, aber sie mit diesem Geschäft zu identifizieren, das hieße, sie als eine Vereinigung von Gangstern abzustempeln Nein, das ist gar nicht möglich; schließlich gibt es Kontrollinstanzen. Da ist der Kongreß. Außerdem steckt ganz sicher auch in dieser Agentur wenigstens eine Handvoll ehrenhafter Leute, die sich nicht auf kriminelle Handlungen der schäbigsten Art einlassen. Alles, was ich bisher gehört habe, sind Behauptungen. Man spricht sie hier zwar so selbstverständlich aus, als wären sie zu beweisen, doch wer hat sie jemals bewiesen?
    „Sagen Sie mir eins", fragte er nun etwas skeptisch, „wenn das so ist, wie Sie es ziemlich überzeugend dargestellt haben - warum machen Sie sich dann überhaupt die Mühe, nachzuweisen, dass man in den Bergregionen etwas verändern kann?"
    „Weil ich glaube, dass man Veränderungen schaffen muss."
    „Und was soll daraus werden, wenn die Leute Nahrungsmittel anbauen?"
    „Der erste Schritt", behauptete Sinhkat. Er faltete die Landkarte zusammen. „Man muss irgendwann einmal den ersten Schritt tun, Professor. Was unser Land braucht, ist eine Regierung, deren Entschlüsse nicht von amerikanischen Politikern gelenkt werden. Um das zu erreichen, wird noch viel zu tun sein. Aber dort, wo die Bevölkerung direkt den Amerikanern ausgeliefert ist, wie in den Bergen, müssen die Leute sich zuerst selbst helfen. Sie müssen den Einfluss der Amerikaner ausschalten. Das werden wir in Muong Nan beginnen, sobald ich zurück bin. Wir werden das, was wir zum Leben brauchen, selbst anbauen. Keinen Mohn mehr. Das wird Schule machen, ganz bestimmt. Und damit haben wir ein kleines Stück der Welt verändert. Vielleicht verändert sich die Welt in den Ebenen inzwischen auch, vielleicht sogar in Bangkok."
    „Das hoffen Sie?"
    „Natürlich! Was wären wir ohne diese Hoffnung! Wenn wir uns nicht selbst helfen, sind wir nicht wert, dass andere uns beistehen. Wenn man aber in der Welt merkt, dass wir dabei sind, unsere Lage mit eigenen Kräften zu verändern, dann wird es viele geben, die uns unterstützen. Vielleicht sogar die großen internationalen Institutionen. Meinen Sie nicht?"
    Es war schwer, darauf zu antworten. Wilkers begriff immer mehr, dass für ihn die Reise nach dem Norden nicht zu umgehen war. Ich muss dorthin und mir selbst ein Bild machen. Eine schwere Aufgabe, vielleicht die schwerste meines Lebens. Aber ich werde sie lösen. Ich muss wissen, ob diese Agentur wirklich eine solche Rolle spielt. Es ist sinnlos, wenn ich mich mit

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