Des Drachens grauer Atem
Tempeltänze beiwohnen oder einem traditionellen Hahnenkampf. Viele Besucher zogen Bangsaen dem weiter südlich gelegenen Pathaya vor, weil es weniger von Touristen überlaufen war. Um diese späte Abendzeit war es ziemlich still hier, denn nach Sonnenuntergang spielte sich das Leben meist in den Restaurants und Nachtlokalen ab.
Sloane kannte Bangsaen, er hatte Warren begleitet, als dieser sich hier mit einem thailändischen Politiker beim Golf spiel getroffen hatte. Das lag allerdings schon eine Weile zurück, trotzdem fand sich Sloane in Bangsaen zurecht und war gespannt, was die jungen Burschen mit ihm anfangen würden. In Lebensgefahr wähnte er sich nicht mehr. Es ging den beiden wohl tatsächlich nur um das Auto, das hatte er aus den Gesprächen entnommen. Nun stand er abwartend neben dem Buick und sah Charuk an, der geruhsam das Messer zusammen schob und in die Tasche steckte. Der andere besah sich Sloanes Revolver, ließ die Patronen aus der Trommel herausfallen, überlegte es sich aber und schob sie wieder hinein. Dann richtete er die Waffe auf Sloane und befahl: „Gehen Sie!"
Sloane erschrak. Aber Somchai sagte schnell: „Haben Sie keine Angst. Wenn Sie tun, was ich sage, schieße ich nicht. Gehen Sie da seitwärts in die Reisfelder. Sie können auf dem Damm gehen."
Er beobachtete, wie Sloane ängstlich die ersten Schritte machte. Dabei sah er sich nach Charuk um, und beide schüttelten lautlos lachend die Köpfe. Erst als Sloane schon auf einem der schmalen Dämme zwischen zwei Reisfeldern balancierte, rief Somchai: „Sie finden Ihr Auto morgen früh dort, wo wir Sie ums Mitnehmen baten. Angenehmen Nachtmarsch! Der Revolver wird im Handschuhfach liegen."
Er drehte sich um und ermunterte Charuk: „Los jetzt! Weg!"
Sie stiegen in den Buick, der Motor sprang an, und Somchai wendete den Wagen. Er schoss den Weg zurück, den sie gekommen waren. Sloane stand auf dem Damm und ballte wütend die Fäuste. Er schrie ein paar ordinäre Ausdrücke hinter dem Wagen her, aber schließlich sah er ein, dass er verloren hatte.
Professor Wilkers war etwa eine Stunde vor Mitternacht wieder in seinem Hotel. Er beauftragte den Service, ihm für den nächsten Tag eine Fahrkarte nach Chiengmai zu besorgen. Um die gleiche Zeit wurde Mister Warren, der sich in einem Club der amerikanischen Truppen - auf abgesperrtem Gebiet im Süden der Hauptstadt - mit einem höheren Offizier der Luftstreitkräfte unterhielt, ans Telefon gebeten. Sloane rief ihn aus Bangsaen an und teilte ihm mit, dass er das Opfer von zwei gewalttätigen Räubern geworden war, die seinen Wagen gestohlen hätten.
„Warum haben Sie sich nicht gewehrt?" fragte Warren ruhig. Es gab schlimmere Verbrechen in Bangkok als den Diebstahl eines Autos.
Nachdem Sloane den Hergang der Sache berichtet hatte, empfahl Warren ihm, sich ein Taxi zu rufen und nach Bangkok zurückzukehren. Wilkers sei am nächsten Tag weiter zu beobachten.
Danach kehrte er zu seinem Gesprächspartner zurück. Dieser erwartete ihn schon mit der Frage: „Können Sie mir nicht wenigstens erklären, wer hinter diesen Streiks steckt? Es sind jetzt fast ein Dutzend Betriebe in der Hauptstadt, die bestreikt werden. So etwas kommt doch nicht zufällig."
„Natürlich nicht", antwortete Warren geduldig. „Es gibt Kräfte in diesem Land, die eine erhebliche Gefahr für unsere Absichten darstellen."
„Kommunisten?"
Warren wiegte den Kopf hin und her und meinte dann: „Ich werde das in der Öffentlichkeit immer behaupten. Nur - unter uns: Die Kommunisten sind gar nicht so gut organisiert, um eine Bewegung dieser Art zustande zu bringen. Es stecken vorwiegend aufrührerische Studenten hinter der ganzen Sache. Und..."
Da er schwieg, blickte der Offizier ihn erstaunt an und drängte: „Na, und was?"
Zögernd sagte Warren: „Es sieht so aus, als ob sich selbst der König dreht und wendet. Er hat wohl gewittert, dass etwas in der Luft liegt. Auf unserer Seite steht er jedenfalls nicht. Wir haben Informationen, nach denen er sich mit Studentenführern getroffen hat. Auch seine Frau."
Der Offizier pfiff leise durch die Zähne. Dann ließ er sich noch einen Whisky mit Limonensaft bringen, ein hellgelbes Getränk, das unter dem Namen „Softy" angepriesen wurde. Er trankt das Glas in einem Zug aus und bemerkte: „Dieses einäugige Aas! Ich habe immer geahnt, dass er falsch ist. Wenn es brenzlig wird, stellt er sich auf die Seite, auf der er die meisten Chancen vermutet. Eine Sorte König ist
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