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Des Drachens grauer Atem

Des Drachens grauer Atem

Titel: Des Drachens grauer Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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beiseite. So war Sloane zwischen den beiden eingeklemmt. Seine Zigarette fiel ihm aus der Hand. Charuk trat sie schnell aus, hielt aber Sloane gleichzeitig ein sehr schmales Messer mit langer Spitze genau an die Halsschlagader.
    Sloane konnte die Spitze nicht sehen, er sah nur den Griff und ein Stück der Klinge. „Was... soll das?" setzte er an.
    Somchai startete den Motor. Charuk erklärte: „Sitzen Sie ganz ruhig, Mister. Dies ist ein Überfall. Wenn Sie sich bewegen, werden Sie merken, dass dieses Messer außergewöhnlich scharf ist. Schnittwunden sind unangenehm. Also beherrschen Sie sich."
    Der Wagen schoss auf der Allee vorwärts, an dem Taxi vorbei.
    Sloane keuchte wütend: „Das ist die Höhe! Das werden Sie büßen!" Er machte eine Bewegung mit der rechten Hand. Als hätte Somchai nur darauf gewartet, nahm er seine Linke vom Lenkrad und griff Sloane unter das Jackett. Während Charuk die Klinge am Hals des Gefangenen leicht bewegte, zog Somchai aus Sloanes Achselholster einen kurzläufigen Revolver und steckte ihn ein.
    „Gefährliches Ding", sagte er gleichmütig. „Sie gestatten, dass ich es für Sie verwahre."
    Minuten später waren sie bereits auf der Sukhumvit Road, die in südöstlicher Richtung aus der Hauptstadt führte, hinunter zur Mündung des Menam und von da zur Ostküste des Golfes von Siam.
    Sloane verhielt «sich still, solange er den Druck des Messers am Hals spürte. Er überlegte, ob er es wagen sollte, mit dem linken Ellenbogen dem Burschen das Messer aus der Hand zu schlagen und ihn dann durch einen Hieb gegen den Hals kampfunfähig zu machen. Der andere würde nicht viel tun können, denn er konnte nicht beide Hände zugleich vom Lenkrad lassen, und um den Wagen abzubremsen, bedurfte es immerhin einiger Sekunden. Sloane unterließ den Angriff. Es war fraglich, ob er gelang. Statt dessen fragte er wütend: „Was wollen Sie eigentlich von mir?"
    „Gar nichts", erwiderte Charuk freundlich.
    „Warum verschleppen Sie mich?"
    „Wir verschleppen Sie nicht", berichtigte Charuk ihn geduldig. „Wir möchten nur mit Ihrem Auto bis nach Bangsaen fahren, zum Baden. Weil wir selbst kein Auto haben."
    „Das ist doch..." Sloane fuhr auf, aber das Messer brachte ihn schnell wieder zur Ruhe. „Das können Sie doch nicht machen", sagte er kleinlaut.
    Charuk sah ihn an. Eine Weile betrachtete er im Schein der vorüber fliegenden Straßenlampen das Gesicht des Mannes. Wie schnell sich dieser Ausdruck der Überheblichkeit verliert, den sie alle tragen, dachte er. Man braucht sie nur einmal hart anzupacken, und sie werden wie folgsame Kaninchen. Ein Amerikaner ohne Pistole und ohne Möglichkeit, andere unter Druck zu setzen, ist ein Waschlappen. Ich könnte wetten: Wenn er jetzt noch ein paar Ohrfeigen bekäme, finge er an, mir von seiner kranken Frau und den drei lieben, kleinen Kinderchen daheim in Massachussetts zu erzählen, wie sie leiden würden, wenn sie den Ernährer verlören. Oder er finge an zu beten. Aber sowie die Wirkung der Ohrfeigen nachlässt, würde er wieder Mut fassen. Dann würde er mir Verletzung der Gesetze vorhalten, der Freiheit seiner Persönlichkeit, der Menschenrechte womöglich. Was für ein jämmerliches Pack! - Somchai fuhr jetzt in hohem Tempo. Sie verließen die Stadt und näherten sich der Küste des Golfes.
    „Hören Sie, bitte, meine Herren", begann Sloane.
    Aber Charuk fuhr ihn scharf an: „Lehnen Sie sich zurück, Mister, und halten Sie den Mund. Wir möchten nicht mit Ihnen reden. Und hören Sie auf zu wimmern, bevor uns das auf die Nerven fällt und wir Sie da vorn bei den Salzgärten hinauswerfen. Haben Sie schon mal eine Nacht in einer Salzpfanne verbracht?"
    Sloane verstummte. Der Wagen flitzte über die etwas erhöht liegende Küstenstraße. Unten schimmerten die Quadrate, in denen Meerwasser langsam verdunstete, so dass am Boden der Pfannen ein fester Niederschlag zurückblieb, der Kochsalz enthielt und andere Mineralien.
    Somchai brannte sich eine Zigarette an. Seine Augen bohrten sich in das von den Scheinwerfern erhellte Stück Nacht vor ihm. Bald musste die Gabelung kommen, an der es nordostwärts nach Chachoengsao ging und südwärts entlang der Küste des Golfes weiter nach Chonburi und Bangsaen. Er drosselte das Tempo nur wenig, als das erste Hinweisschild auftauchte. Hinter der Gabelung wurde wieder das Meer sichtbar. Vor der im schwachen Mondlicht glänzenden Wasserfläche standen die schwarzen Silhouetten der Palmen.
    „Idyllisch",

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