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Des Drachens grauer Atem

Des Drachens grauer Atem

Titel: Des Drachens grauer Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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Informationen, die ich in Bangkok sammle, zufrieden gebe. Ich brauche Beweise, wenn ich der Kommission vernünftige Vorschläge machen will. Also - wie hieß das Dorf, aus dem der Student stammte?
    „Muong Nan", antwortete Sinhkat. Er faltete die Karte nochmals auseinander und zeigte es. „Hier oben, gleich an der Grenze zu Burma. Ein kleines Dorf. Man wird Sie freundlich aufnehmen." Er holte aus der Tasche seines weißen Kittels Papier und Bleistift, schrieb ein paar Worte auf und gab Wilkers den Zettel.
    „Mein Pflegevater Bansammu und meine Verlobte wohnen da. Mein Pflegevater hat einen Partner in seinem Geschäft, Lo Wen. Auch er wird Ihnen über alles Auskunft geben. Man lebt einfach dort oben, aber es wird Ihnen vielleicht sogar gefallen." Er lächelte. „Es gibt keinen Benzinqualm in Muong Nan, das Wasser ist gut, und man hört noch die Vögel."
    „Bis Chiengmai kann ich mit der Bahn fahren?"
    Sinhkat nickte. „Ganz einfach, am Nachmittag geht der Zug ab, vom Zentralbahnhof. Am nächsten Vormittag sind Sie in Chiengmai. Von da fährt ein Bus bis Fang. Aber das ist eine unangenehme Art zu reisen. Ich gebe Ihnen, wenn Sie wollen, die Adresse einer Ausleihstation für Tragetiere in Chiengmai, wo Sie für wenig Geld ein Maultier mieten können. Man würde Ihnen auch einen Führer beschaffen, wenn Sie das wünschen. Aber auf jeden Fall können Sie Landkarten bekommen, auf denen die Wege eingezeichnet sind, die Sie nach Muong Nan benutzen können. Es sind nur schmale Fußwege, steil manchmal. Es gibt auch keine Herbergen, aber man leiht Ihnen in der Station in Chiengmai alles Nötige, einen Schlafsack, Decken, Kochutensilien."
    „Das klingt sehr verlockend", sagte Wilkers. „In Europa kann man sich so etwas zuweilen im Urlaub leisten."
    Sinhkat schmunzelte. „Es wird ganz gewiss kein Urlaub für Sie, sondern eine erhebliche Anstrengung."
    Wilkers winkte ab. „Ich kann mir noch einiges zumuten." Er versuchte sich einen Augenblick lang vorzustellen, was seine Frau zu diesem Vorhaben sagen würde. Den Kopf würde sie schütteln und darauf verweisen, dass selbst einem alternden Mann noch die allergrößten Torheiten zuzutrauen sind. Dann würde sie den Teetisch sorgfältig decken für den zweimal in der Woche üblichen Plaudernachmittag mit ein paar Freundinnen. Am Opernhaus würde vermutlich ein neuer Tenor sein, über den es zu reden lohnte, und in England war ganz sicher wieder irgendein neuer Gesellschaftsskandal aufgedeckt worden. Es konnte auch sein, dass man sich an dem Teetisch mit den blütenweißen Spitzendeckchen über ein paar Eskapaden der neuen Mode erregte oder über die gestiegenen Fleischpreise.
    Wie fern das alles schon für mich ist, dachte Wilkers. Und wie unbedeutend erscheint es, von hier aus betrachtet. Er stellte mit Verwunderung fest, dass ihn seine Aufgabe in diesem Land immer stärker faszinierte, wie alles andere, was in seinem Leben bisher eine Rolle gespielt hatte, dahinter zurücktrat. Nach dem, was ich hier erlebe, wird es mir vielleicht nie mehr möglich sein, mit der gleichen Unbefangenheit wie früher an jenem Teetisch daheim zu sitzen und Interesse für das aufzubringen, was meine Gäste bewegt. Nun ja, ich werde meine Aufgabe zu Ende führen, wie ich es mir vorgenommen habe. Ich werde in die Berge reisen, auf primitive Art. Es wird ein Sinn darin sein, das zu tun. Das wird mich mit den Anstrengungen versöhnen.
    „Danke", sagte er zu Sinhkat. Er hielt ihm die Hand hin.
    Der Student wies mit dem Kopf zur Tür des Gewächshauses und sagte: „Ich bringe Sie hinaus."
    Der Buick hielt mit quietschenden Reifen. Somchai bremste ihn so scharf ab, dass Sloane nach vorn geschleudert wurde. Charuk nahm noch rechtzeitig das Messer von seinem Hals. Dann öffnete er die Tür und forderte den Amerikaner auf: „Aussteigen!" Der Wagen stand kurz hinter Bangsaen. Sie hatten den kleinen Ort, der idyllisch an der Ostküste des Golfes lag, zwischen der Provinzstadt Chonbury und dem Ferienzentrum Pathaya, hinter sich gelassen und hielten dort, wo weit von der Straße entfernt die letzten Bungalows standen.
    Bangsaen besaß außerordentlich luxuriöse Hotels. An seiner Palmenküste spazierten reiche Thailänder neben Urlaubern aus aller Welt. Von hier aus konnte man mit einem Motorboot zu der kleinen Insel Si Chang fahren, mitten im blauen Wasser des Golfes, und man konnte die Ruinen des einstigen Sommerpalastes der siamesischen Könige besichtigen. Man konnte auch der Vorführung stilechter

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