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Des Drachens grauer Atem

Des Drachens grauer Atem

Titel: Des Drachens grauer Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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zunahm und dass die Studenten der Universitäten eine Petition mit der Forderung nach mehr Demokratie an die Regierung gerichtet hatten. Die Situation spitzte sich zu. Auf den Stützpunkten der Army und der Air Force herrschte Alarmzustand. Ausgang in Uniform gab es nur in Sonderfällen. Man instruierte die Soldaten, sie sollten sich in der Öffentlichkeit möglichst unauffällig bewegen und keinesfalls Zusammenstöße provozieren. Wenn man sie selbst provozierte, sollten sie sich zurückziehen.
    Warren erhielt vom Regionalhauptquartier der Agentur in Udorn die Anweisung, die Flüge nach dem Norden bis auf weiteres einzustellen. Ausnahmen bedürften der speziellen Genehmigung des Regionalhauptquartiers und würden nur in dringenden Fällen gestattet werden. Außerdem teilte man ihm mit, dass er sich jederzeit erreichbar halten sollte. Warren war darüber nicht sehr erstaunt. Viel von dem, was sich jetzt abspielte, hatte er vorausgesehen, das Regionalhauptquartier kannte die Lage aus seinen Berichten. Bestürzt hingegen war er über das Verbot von Flügen nach dem Norden. Sosehr diese Anordnung gegenwärtig verständlich war - sie brachte Warrens Pläne gefährlich durcheinander. Einen erkannten Fehler musste man möglichst schnell korrigieren. Was konnte da oben alles geschehen, wenn man den Leuten nicht das Maul mit ein paar Lebensmitteln stopfte? Die ersten Anzeichen des Ungehorsams waren alarmierend genug. Dazu noch dieser Schnüffler Wilkers auf dem Weg in die Berge. Warren brütete lange über der Anweisung aus Udorn, und er entschloss sich, sofort eine Sondergenehmigung zu beantragen.
    Im ;,Karma" begann der Betrieb erst zwei Stunden vor Mitternacht. Kinney und Bates wurden von einem jungen Burschen, der sie am Eingang empfing, durch das Lokal geführt, einen nur schwach beleuchteten Gang entlang bis zu einer Stahltür. Sie mussten warten, während der Bursche in ein Telefon sprach, das an der Wand hing. Wenig später öffnete sich die Tür, und Lomsok begrüßte die beiden. Er führte sie in seine Privaträume hinter der Bar. Von hier aus konnte er auf mehreren Monitoren verfolgen, was in den Gasträumen vorging. Kinney überlegte, ob wohl in den Zimmern der Mädchen auch Kameras angebracht wären, als der kleine, untersetzte Mann, dessen Haar stark geölt war und glatt am Schädel anlag, die beiden höflich aufforderte, in den riesigen Ledersesseln an einem Konferenztisch Platz zu nehmen. Auf ein Klingelzeichen brachte ein Diener Whisky mit Ei«. Lomsok trank mit seinen Gästen, dann begann er eine nichts sagende Unterhaltung über die Schwere des Berufes, die schlechten Geschäfte und das Nachlassen des Stromes der amerikanischen Soldaten, die während des Vietnamkrieges im Rahmen des Erholungsprogramms der Armee nach Thailand geschickt worden waren.
    ja", sagte er schließlich gedehnt, „das alles sieht nicht sehr gut aus. War es schwer für Sie, Urlaub zu bekommen?"
    Kinney und Bates schauten einander verdutzt an. Der Barbesitzer hob lächelnd eine Hand: „Aber meine Herren! Verwundert es Sie, dass ich weiß, wenn bei Ihnen Alarmzustand herrscht? So etwas erfahre ich immer." Er griff zu seinem Glas und prostete ihnen zu.
    „Wenn Sie so gut Bescheid wissen", meinte Kinney, „dann werden Sie uns vielleicht auch sagen können, wann dieser Zustand wieder zu Ende ist."
    Lomsok strich mit einem Finger über das beschlagene Glas. „Nicht so bald."
    Als er sah, dass die beiden ihn mit erstaunten Blicken maßen, in denen ein wenig Verärgerung war, zuckte er die Schultern. „Es wird etwas durcheinander gehen in den nächsten Tagen, meine Herren. Ich hoffe nur, dass ich Sie danach immer noch zu meinen Gästen zählen kann."
    Zu deinen Geschäftspartnern vielleicht, dachte Bates, wenn sich wieder einmal eine so goldene Chance bietet wie in Muong Nan, aber als Gäste wohl kaum. Wer lässt sich schon gern mit einer Fernsehkamera beobachten, wenn er bei einem Mädchen auf der Matte liegt! Trotzdem sagte er freundlich: „Aber sicher."
    Lomsok äußerte sich nicht weiter zu seiner Andeutung, obwohl er den Fliegern anmerkte, dass sie Näheres erfahren wollten. Er hatte in der Tat Sorgen. Den Einheimischen fehlte das Geld, um Nachtbars besuchen zu können, wenn man die finanzkräftige Oberschicht außer acht ließ. Doch die besaß Villen und hielt ihre Feste lieber dort ab, unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Dem Barbesitzer hatten die Soldaten das Geld gebracht, jene aus Vietnam vorzugsweise. Auch jetzt kam immer

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