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Des Drachens grauer Atem

Des Drachens grauer Atem

Titel: Des Drachens grauer Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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geduldig suchte er mit Wilkers aus dem kleinen Laden der Karawanserei die vielen Gegenstände zusammen, die ein Mann braucht, der in die unbewohnte Gegend der Berge will: Benzinkocher und Schlafsack, Decken und Bodenmatte, Geschirr und Wasserkanister, Regenplanen und Konserven.
    „Möchten Sie ein Gewehr?"
    Wilkers wiegte unschlüssig den Kopf. „Wofür?"
    Der Mann lächelte. „Man kann damit jagen, Nahrung machen."
    Aber Wilkers wollte kein Gewehr. „Ich werde mir lieber so viel Konserven mitnehmen, wie ich brauche. Ich glaube nicht, dass ich ein guter Jäger bin."
    Der Mann kratzte sich mit dem chinesischen Füllhalter hinter • lein Ohr und erkundigte sich: „Sie wollen nach Muong Nan? Waren Sie schon einmal dort?"
    „Nein."
    „Das ist am Ende der Welt", warnte der Mann.
    „Reisen öfter Leute dorthin?"
    „Seit ich die Karawanserei betreibe, sind Sie der erste, der es auf diese Weise versucht."
    „Und wie lange betreiben Sie Ihre Karawanserei?"
    „Zwanzig Jahre."
    Der Mann suchte weiter. Er fand einen Kompass, und er wühlte aus den Fächern des Ladens solche Raritäten wie amerikanische Desinfektionstabletten hervor, mit denen man Wasser entgiften konnte, Ledertaschen, die eine Feldapotheke enthielten, und Päckchen mit Schlangengiftserum. Er gab Wilkers noch eine Reihe nützlicher Ratschläge, wie man sich in den Bergen zur Übernachtung einrichten kann, wie man sich orientiert und das Tragetier versorgt.
    Als der Professor die Landkarte ausbreitete, die er beim Chiengmai Travel Service erworben hatte, zog der Mann mit seinem Füllhalter eine Linie, die von Chiengmai aus fast geradeaus nach Norden verlief, bis zu einer Ortschaft namens Fang. „Dahin müssen Sie. Quer über das Gebirge. Fang ist die letzte größere Ortschaft. Danach kommen nur noch Bergnester. In Fang kann Ihnen jedermann sagen, welcher Weg der günstigste nach Muong Nan ist."
    Er half Wilkers, die Ladung in Säcke und Packtaschen zu verstauen, und versprach ihm, das Tragetier am nächsten Morgen damit zu beladen. „Wenn Sie aufbrechen, ist alles fertig. Kommen Sie zurück?"
    Wilkers lächelte. „Ich hoffe es! Jedenfalls habe ich es mir vorgenommen."
    Der Mann äußerte sich nicht über die Wahrscheinlichkeit, mit der Wilkers wohl nicht zurückkommen würde, sondern bot ihm an: „Wenn Sie das Tier zurückbringen - ich zahle Ihnen dann noch die Hälfte des Kaufpreises dafür."
    Wilkers gab ihm etwas mehr Geld, als alles kostete. Dann ließ, er sich von einem Taxi zurück in das kleine Hotel Suraphol fahren, wo er übernachtete. Am nächsten Morgen, als die Sonne gerade über dem Horizont stand, trieb er das Maultier in nördlicher Richtung aus der Stadt. Er traf wenige Leute, und die wunderten sich zwar über den Fremden, der mit einem beladenen Maultier nordwärts zog, aber sie fanden nichts weiter dabei.
    Am Tor der Weißen Elefanten, dort, wo die Stadt zu Ende war, machte er noch einmal halt und blickte zurück. Die Stadt lag verlockend bunt unter der Morgensonne. Wilkers strich mit der Handfläche über den rauen Beton, aus dem die Elefanten gefertigt waren, dann drehte er sich um und klopfte dem Maultier auf den Rücken. „Los geht's!"
    Das Tier trottete folgsam vorwärts, und Wilkers fühlte sich sonderbar frei und ungebunden, je weiter er sich von der Stadt entfernte. Gegen Mittag kam er an ein schmales Rinnsal, andern er rastete. Er legte sich auf eine der Bodenmatten aus seinem Gepäck und blinzelte in die Sonne. Vogelrufe waren um ihn herum. Kein Geräusch deutete an, dass es hier Menschen gab. Wilkers fühlte sich wohl. Er aß Keks und trank dazu von dem klaren, eiskalten Wasser des Flüsschens. Lächelnd sagte er sich, es gibt wohl in ganz Europa keinen Platz, an dem man das noch machen kann. Vielleicht in den Hochalpen. Anderswo würde mir ein Trunk aus einem Bach nichts weiter einbringen als Magenschmerzen oder eine Diarrhöe, wenn nichts Übleres. Das Maultier graste friedlich. Wilkers schlief ein. Er wachte eine Stunde später auf, erfrischt und ausgeruht. Die Sonne stand noch hoch. Wilkers fühlte sich voller Kraft, als er sich wieder auf den Weg machte.
    An diesem Abend gingen Kinney und Bates ins „Karma". Die beiden Flieger hatten Ausgang. Im Quartier der Air America war bekannt gegeben worden, dass sich keiner weit von seinem Einsatzort entfernen und dass jeder alle zwei Stunden dort anrufen sollte. Niemand wusste Genaues, aber man hörte, dass die Zahl der Streiks in den Fabriken der Hauptstadt auffällig

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