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Des Drachens grauer Atem

Des Drachens grauer Atem

Titel: Des Drachens grauer Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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werden, denn jedes der Tiere hatte fast die doppelte Last wie sonst zu tragen. Nautung rauchte nervös. Ihm war nicht wohl bei dem Gedanken, dass er mit diesem Sprengstoff durch die von den Ranguner Regierungstruppen durchstreiften Gebiete schleichen sollte, bis an den Salween. Niemand würde ihm bei der Sprengung helfen können, denn die anderen Trupps waren bereits zurückgegangen, höher hinauf in die Berge, auf die chinesische Grenze zu. Irgendwoher war das Gerücht gekommen, dass die Chinesen notfalls den flüchtenden Banditen ihre Grenze öffnen würden, aber es gab keine Bestätigung dafür. Man wusste nur, dass die Pekinger nicht besonders gut auf die Regierung in Rangun zu sprechen waren, seit man dort untersagt hatte, dass für die „Ideen des großen Steuermanns" öffentlich geworben werde.
    „Hat das Gemüse gestern gereicht?" wandte sich Lo Wen an Nautung.
    Der verzog das Gesicht. „Es hat nicht gereicht, aber wir wissen, wie es bei euch aussieht."
    „Wenn wir mehr haben, können wir euch wieder besser bewirten", versprach Lo Wen. Dann erkundigte er sich: „Ist das guter Sprengstoff?"
    ja. Sehr gutes Zeug. Ganz weich. Man kann es gut anbringen." Etwas später fragte Lo Wen leise: „Du könntest mir wohl nicht eine Handvoll davon abgeben, wie?"
    Nautung blickte ihn erstaunt an. „Abgeben? Was willst du damit anfangen?"
    Lo Wen wies zum Dorf hinüber. „Wir haben da ein paar alte Eisenholzbäume stehen, von denen wollen wir einen umlegen. Aber das ist eine harte Arbeit."
    Nautung überlegte nicht lange. Er ging zu einem der Maultiere und öffnete mit seinem Buschmesser eine Kiste. „Du bist mein Freund", sagte er, „und wenn du C-4 brauchst, bekommst du es von mir. Nur musst du den Mund halten."
    „Darauf verlass dich", beteuerte Lo Wen. Er sah zu, wie Nautung zwei in Wachspapier gehüllte Blöcke in der Größe von Ziegelsteinen herausnahm und den Deckel der Kiste mit ein paar Schlägen des Messerknaufes wieder zumachte. „Hier, das wird genügen."
    Der Dorf vor Steher nahm den Sprengstoff; Nautung öffnete noch eine andere Kiste, in der sich Zünder befanden. Er entnahm ihr ein kleines Instrument, das entfernt an eine Uhr erinnerte, und fragte: „Wie viel Bäume?"
    „Einer."
    Nautung gab ihm das kleine Gerät und schloss die Kiste. Dann erklärte er: „Du kannst den Sprengstoff rings um den Baum legen. Fest andrücken. In die Masse drückst du diese kleine Uhr mit dem Zapfen, der hier an ihrer Rückseite befestigt ist. Das ist alles. Dann stellst du den Zeiger ein. Eine Stunde... zwei... drei... bis zu zwölf Stunden." Er führte es vor. „Genau nach Ablauf der Zeit, die du eingestellt hast, zündet das Ding den Sprengstoff. Mehr ist nicht zu tun. Wirst du dir das merken?"
    „Ich bin dir zu großem Dank verpflichtet", sagte Lo Wen bescheiden.
    Aber Nautung wehrte ab. „Wir haben genug von dem Zeug, um ganze Berge zu sprengen. Es kommt auf ein Pfund mehr oder weniger nicht an. Nur - achte darauf, dass sich keine Leute in der Nähe des Baumes aufhalten, wenn du ihn sprengst."
    Lo Wen lächelte. Er blieb mit dem Sprengstoff in der Hand in der Nähe der Maschine stehen, bis Nautungs Leute mit dem Ausladen fertig waren. Als sie mit den Tragetieren abzogen, verabschiedete er sich von Nautung, der sagte: „Du kannst uns Glück wünschen, wir werden es brauchen!"
    Lo Wen winkte ihm nach, sein Gesicht war freundlich dabei, seine Gedanken waren längst nicht mehr bei Nautung und dessen Angelegenheiten. Er wartete, bis der Trupp weit genug entfernt war, dann warf er einen kurzen Blick zur Siedlung hinüber. Dort war nichts Besonderes zu sehen. Die Flieger schienen noch beim Frühstück zu sein. Sie kümmerten sich nie um das Ausladen, sie taten es auch heute nicht.
    Lo Wen stieg die eiserne Leiter in den Frachtraum der Maschine hinauf. Dort schaute er sich suchend um. Jetzt musste er das, was er sich in der vergangenen Nacht vorgenommen hatte, binnen weniger Minuten ausführen, sonst verdarben ihm die Flieger den Plan, wenn sie zum Flugzeug zurückkamen. Lo Wen kroch in die Kanzel, aber als er hier nur einmal kurz um sich geblickt hatte, entschloss er sich zurückzugehen. In der Pantry hatte er unter dem Anrichtetisch eine Klappe am Boden entdeckt. Lo Wen untersuchte sie und fand heraus, dass hinter dieser Klappe einige Dutzend Stränge elektrischer Leitungen aus der Kanzel zum Heckteil der Maschine verliefen. Ein Kontrollschacht also.
    Lo Wen zögerte nicht länger. Hier, in der Nähe der

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