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Des Drachens grauer Atem

Des Drachens grauer Atem

Titel: Des Drachens grauer Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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und wartete.
    Wilkers hatte, wie immer in den letzten Tagen, vor dem Pfahlhaus des ehemaligen Soldaten Muchathien gesessen und seine Beobachtungen zu Papier gebracht. Inzwischen hatte er von Lo Wen, dessen anfängliche Zurückhaltung geschwunden war, weitere Einzelheiten erfahren, und er war dabei, alles zu ordnen Und zur Unterschrift durch die Zeugen vorzubereiten. Da kam Lo Wen gelaufen und teilte aufgeregt mit: „Mister Wilkers, die Banditen sind da!"
    Zunächst wusste Wilkers nicht, was er davon halten sollte, aber Lo Wen klärte ihn sehr schnell auf, um welche Leute es sich handelte. Er prophezeite: „Wenn diese Kerle kommen, dann wird es nicht mehr lange dauern, bis ein Flugzeug landet, das ist sicher!
    Kommen Sie, ich werde den Kerlen erzählen, sie wären einer von Mister Warrens Mitarbeitern, dann können Sie selbst alles mit anhören." Der Professor erhob sich und legte seine Papiere zusammen.
    Vielleicht ergab sich hier eine Gelegenheit zur Beweisführung, die nie mehr wiederkam! Er nahm seinen Hut und schloss sich Lo Wen an, der ihn in westlicher Richtung aus der Siedlung heraus in die Hügel führte.
    Nautung musterte den Fremden misstrauisch und erkundigte sich gedämpft: „Was soll das bedeuten? Wer ist er?"
    Aber Lo Wen verstand es, das Misstrauen schnell zu zerstreuen. Er teilte dem Banditenführer mit ernster Miene mit, bei diesem Herrn handle es sich um einen Beauftragten Mister Warrens, den dieser nach Muong Nan geschickt hatte, um die Verbindungen weiter auszubauen. Ohne Nautung die Möglichkeit zu einer Entgegnung zu geben, fragte er sofort: „Aber was ist mit dir? Du siehst aus, als hättest du eine Woche nicht mehr geschlafen?"
    „Habe ich auch nicht", erwiderte Nautung unlustig, dann ließ er sich herbei, Wilkers zu begrüßen.
    Dieser entschuldigte sich bedauernd: „Sie werden verstehen, dass ich Ihnen meinen Namen nicht nennen kann."
    Nautung grinste. Diese Art des Umganges kannte er, deshalb stellte er keine weiteren Fragen. Er rief seine Leute aus ihren Verstecken herbei, und Wilkers konnte sich in aller Ruhe den Trupp betrachten, der den Eindruck machte, als wäre er am Verhungern. In der Tat erkundigte sich Nautung auch sofort: „Habt ihr wenigstens für jeden von uns eine Schale Reis?"
    Lo Wen wiegte den Kopf. „Reis ist knapp. Aber wir haben Wildgemüse und Hühnereier; wenn ihr damit zufrieden seid, werde ich den Weibern Bescheid sagen."
    „Wir sind mit allem zufrieden", rief Nautung. Er befahl seinen Männern, sich niederzulassen und abzuwarten. Aus seinem Zigarettenvorrat bot er Lo Wen an, aber dieser lehnte ab, auch Wilkers rauchte nicht, und es machte den Eindruck, als wäre Nautung darüber recht froh. Er fragte Lo Wen, wie lange er zurück sei, und ließ sich erzählen, wie das mit der Polizei in Chiengmai ausgegangen sei. Der Dorfvorsteher berichtete, es habe sich nur um einen Irrtum gehandelt, den Mister Warren leicht aufklären konnte. Aber seit Nautungs letztem Besuch wäre Bansammu verschwunden. Lo Wen wollte wissen, was sich damals abgespielt hatte.
    Darüber war Nautung ehrlich erstaunt. Er hörte mit hochgezogenen Brauen, dass Bansammu die gesamte Ladung Opium mitgenommen hätte, die damals gebracht worden war.
    „Das ist nicht möglich", behauptete Nautung.
    Wilkers zweifelte. „So? Warum nicht?"
    „Weil ich selbst dabei war, wie wir das Zeug aus dem Keller in die Maschine getragen haben."
    „Zehn Säcke?"
    „Zehn Säcke."
    Der Professor wechselte einen Blick mit Lo Wen, ehe er fragte: ja, wo kann denn Bansammu sein? Hier ist er nicht. Seit jener Nacht ist er verschwunden, und das Opium auch."
    „Alle zehn Säcke?"
    ja."
    Nautung schwieg. Er begriff nicht, was da vorgegangen war, und schließlich überlegte er laut: „Dann müsste der alte Bansammu noch in der Nacht, während die Flieger schliefen, die Säcke allein wieder ausgeladen haben." Er schüttelte den Kopf. „Nicht Bansammu. Dafür ist er nicht stark genug."
    Lo Wen sagte nur: „Mister Warren hat mir bestätigt, dass seine Flieger ohne Stoff heimkamen." Dann beendete er das Gespräch, denn er meinte, Wilkers habe genug gehört. Er schlug Nautung vor: „Ruht euch aus. Ich werde zusehen, dass die Weiber etwas Essbares bringen. Opium habt ihr nicht dabei?"
    „Nichts", sagte Nautung. Er fügte etwas leiser hinzu: „Wir sind in schweren Nöten. Die Ranguner jagen uns. Das Zeug, was die Maschine uns von Mister Warren bringt, kann vielleicht das schlimmste

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