Des Drachens grauer Atem
verhindern."
„Waffen?"
„Sprengstoff. Wir müssen ihnen den Weg verlegen."
Die Dunkelheit brach herein. Lo Wen sagte: „In der Nacht wird die Maschine nicht kommen. Sie kommt nie nachts. Es ist zu gefährlich, bei Dunkelheit hier zu landen. Also morgen früh."
Nautung nickte. „Wir werden schlafen. Sieh nur zu, dass es mit dem Essen nicht mehr zu lange dauert."
Lo Wen versprach es, dann ging er mit Wilkers zum Dorf zurück. Als sie sich weit genug von dem Trupp entfernt hatten, blickte der Dorfvorsteher den Professor an und fragte: „Nun, glauben Sie mir jetzt, was ich Ihnen gesagt habe?"
„Ich habe es auch vorher geglaubt", gab Wilkers zurück. „Nur ging es mir darum, Beweise zu haben."
„Die haben Sie jetzt."
„Ja", sagte Wilkers grübelnd, „jetzt habe ich sie." Er erwog, ob das, was er hier mit eigenen Augen sah, in New York Ungläubigkeit erregen würde oder Empörung. Wer konnte sich dort schon ausmalen, wie die Dinge an Ort und Stelle aussahen? Der zentrale Geheimdienst der Vereinigten Staaten als Großabnehmer von Opium, als Nachschublieferant für in Burma operierende Banditen! Ob ich das Ganze lieber aufgebe, ohne Ergebnisse nach New York zurückfliege und darauf verzichte, etwas aufzuklären, an dessen Aufklärung eine so mächtige Institution wie die CIA ganz sicher nicht interessiert ist? Dessen Aufklärung sie sogar mit allen Mitteln zu verhindern versuchen wird. Ihre Mittel entsprechen in den seltensten Fällen dem, was man unter allgemein geltendem Recht versteht.
„Sie meinen, die Maschine kommt morgen? wandte er sich an Lo Wen.
„Sicher."
„Ob ich sie mir ansehen kann?"
„Lo Wen zuckte die Schultern. „Wenn Sie es so machen, dass man Sie dabei nicht sieht, gewiss."
„Sie kennen die Piloten?"
„Mister Kinney und Mister Bates", sagte Lo Wen mit einem Unterton, der Wilkers aufhorchen ließ, „ja, ich kenne sie." Erst nach einer ganzen Weile fügte er hinzu: „Jetzt kenne ich sie noch besser als zuvor, Mister Wilkers. Ich weiß jetzt, dass sie Bansammu getötet haben!"
Sie hatten das Dorf erreicht. Wilkers blieb stehen und blickte in das Gesicht des Dorfvorstehers. „Wie wollen Sie das beweisen?"
Lo Wen lächelte. „Ich werde es nicht zu beweisen brauchen, Mister. Satchanasai hat gesehen, wie die beiden Piloten einen elften Sack in die Maschine schafften. Und ich selbst habe von Mister Warren in Bangkok erfahren, dass mit dieser Maschine nicht ein einziger Sack Opium in Bangkok angekommen ist."
„Aber das ist kein Beweis für einen Mord", wandte Wilkers ein.
„Nein. Doch man braucht nicht einmal eine Schule besucht zu haben, um zu durchschauen, was sich da abgespielt hat.
Bansammu wusste als einziger von der Übergabe des Opiums. Wenn die Flieger es auf eigene Rechnung verhökern wollten, brauchten sie nur Bansammu zu beseitigen. Dann konnten sie Mister Warren erzählen, er habe es gestohlen. So einfach ist das, Mister!"
Er setzte seinen Weg fort, Wilkers ging ernüchtert neben ihm. Er wusste nicht, was er zu Lo Wens Kombination sagen sollte. Aber er fand, sosehr er sich auch anstrengte, kein vernünftiges Argument dagegen.
Lo Wen riet ihm, sich in Muchathiens Haus zu begeben und sich am Morgen nicht von den Piloten sehen zu lassen. Er sorgte dafür, dass ein paar Frauen den Leuten Nautungs Gemüse und Eier brachten. Erst dann legte er sich in seinem Pfahlhaus auf Schlafmatte und dachte angestrengt nach. Er würde morgen tun, was er Bansammu schuldig war. Aber er musste es so tun, dass niemand es ihm jemals nachweisen könnte. Als ziemlich spät noch Satchanasai zu ihm kam und ihm etwas zu essen anbot, lehnte er ab. Er bat das Mädchen: „Du musst morgen, wenn die beiden Flieger kommen, für sie da sein. Ich meine das so, dass sie frühstücken werden wie immer, während Nautungs Leute die Maschine ausladen. Sie werden hier in meinem Haus frühstücken. Ich möchte, dass du dich mit ihnen unterhältst, als sei nichts geschehen. Und lange musst du dich mit ihnen unterhalten.
So lange wie möglich. Wirst du das tun?"
Sie nickte. Und sie fragte nicht, warum Lo Wen das von ihr verlangte.
Joe Bates setzte die DC-3 bei Sonnenaufgang sanft auf der Landepiste bei Muong Nan auf. Sie waren noch bei Dunkelheit in Chiengmai gestartet. Kinney hatte unterwegs Kaffee aufgebrüht; in dieser Maschine gab es, im Gegensatz zu der, die Bates sonst flog, eine Pantry mit elektrischen Kochgeräten.
„Schiff für Eierköpfe", hatte Kinney lakonisch festgestellt, als er die
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