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Des Drachens grauer Atem

Des Drachens grauer Atem

Titel: Des Drachens grauer Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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Pilotenkanzel, würde er den Sprengstoff anbringen. Noch einmal ging er bis zum Schott und überzeugte sich, dass sich niemand der Maschine näherte. Dann kniete er sich vor die geöffnete Klappe und knetete die beiden ziegelgroßen Sprengstoffladungen fest um die Leitungen. Er war erstaunt, wie einfach sich das machen ließ. Zum Schluss holte er die Zündeinrichtung aus der Tasche. Er stellte die Uhr auf eine Stunde Laufzeit ein. Die Flieger würden sich in der Siedlung nicht lange aufhalten, doch selbst wenn sie sofort starteten, musste die Ladung explodieren, bevor sie Chiengmai erreicht hatten. Sorgfältig überprüfte Lo Wen den Sitz des Sprengstoffes, dann presste er den Zünder in die weiche Müsse und klemmte ihn zusätzlich hinter einem der Drähte fest, dass er sich nicht lösen konnte, wenn es beim Start Er- schütterungen gab. Ohne sich weiter aufzuhalten, schloss er die Klappe wieder. Danach beschäftigte er sich noch eine Weile damit, die Halteseile zusammenzulegen, worauf er die Maschine verließ und zu seinem Haus hinüberging.
    Er war ganz ruhig, und er hatte auch keine Angst. Im Gegenteil, er hatte das Gefühl, eine gute Tat vollbracht zu haben. Dass niemand jemals erfahren würde, wer diese Tat vollbracht hatte, schien sich auf seltsame Weise mit dem Willen der alten Götter zu vereinbaren, nach dem man nicht damit prahlen sollte, was man zum Wohle anderer oder für die Ehre ihres Angedenkens getan hatte. Dies ist ganz allein meine Sache, dachte der Alte. Ich habe das angefangen mit Mister Warren und dem Opium, ich habe Bansammu dafür gewonnen, und er war mir wie ein Bruder. Jetzt ist er vermutlich tot, und das Dorf steht vor dem Ruin. Also werde ich wenigstens das tun, was ein Mann unbedingt tun muss, der einen Bruder verloren hat: Ich werde sein Angedenken mit einem Blitz ehren, der diesen grauen Satansvogel mitten in der Luft sterben lässt und mit ihm die beiden Männer, die ihn steuern.
    Er betrat höflich lächelnd den Wohnraum seines Hauses, wo Satchanasai dabei war, den Fliegern Tee aufzugießen. Sie hatte darauf bestanden, obgleich die beiden viel lieber ihr Bier tranken. Schließlich hatten sie sich bereit erklärt, einen Schluck des herben, heißen Getränks gewissermaßen auf die Freundschaft mit dem Dorf zu trinken. Auch Lo Wen bekam eine Schale, und er schlürfte den Tee mit viel Genuss. Das Mädchen hatte es vorzüglich verstanden, diese beiden hier festzuhalten, bis er mit allem fertig war.
    Als Bates sich erkundigte: „Na, alles in Ordnung?", machte Lo Wen eine Handbewegung, die andeutete, dass es nichts mehr zu tun gäbe. Er trank einen Schluck Tee, dann antwortete er: „Ich habe mich selbst davon überzeugt, dass alles aufgeräumt ist, Mister Bates. Sie können sofort starten, wenn Sie wollen."
    „Und ob wir das wollen, mein Guter!" Bates stieß Kinney an und drängte: „Trink aus."
    Satchanasai wollte die Schalen erneut füllen, aber die Piloten winkten ab. „Wir haben Eile. Es hat sich allerlei in der Hauptstadt ereignet, und man erwartet uns." An der Maschine gestand Lo Wen zögernd: „Mister Bates, ich hatte vorhin völlig vergessen, mich bei Ihnen für die Ungelegenheit zu entschuldigen, die Bansammu Ihnen bereitet hat."
    Er übersah nicht den plötzlichen Blick, den der Pilot ihm zuwarf, einen fast erschrockenen, forschenden Blick. Ruhig fügte er hinzu: „Es ist mir heute noch unbegreiflich, wie er sich zu so etwas hinreißen lassen konnte. Und Sie mussten den Flug hierher seinetwegen umsonst machen." Bates klopfte ihm begütigend auf die Schulter. „Schon gut.
    Solche Sachen kommen vor, Alter. Hauptsache, du selbst hast es überlebt." Er lachte laut, und Kinney wurde aufmerksam, aber da stieg Bates schon die Leiter empor und drängte Kinney, sich zu beeilen. Der zog die Bremskeile von den Rädern des Fahrwerks weg und eilte hinter Bates her. Aus der Luke winkten die beiden noch einmal zurück. Lo Wen rechnete sich aus, dass die Uhr des Zünders jetzt wohl zwanzig Minuten gelaufen war. Mit lautem Gebrüll sprangen die Motoren an. Das kurze Gras duckte sich unter dem Luftstrahl der Propeller. Lo Wen und Satchanasai traten beiseite. Sie sahen zu, wie die DC-3 drehte und wie sie unter der Gewalt der auf Hochtouren getriebenen Motoren erzitterte. Als Bates die Luftschrauben auf Zug stellte und die Bremse löste, schoss die Maschine vorwärts. Am Ende der Piste richtete sie ihre Nase steil in den Himmel. Satchanasai, die Lo Wen beobachtet hatte, sagte verwundert:
    Du

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