Des Drachens grauer Atem
gegen Skepsis? In gewissen Phasen ist sie gesund. Ich würde beispielsweise mein letztes Hemd an dich verwetten, dass wir in ein paar Monaten ein oder zwei Dutzend Parteien haben werden. Reiche Leute werden sie steuern, auch Militärs übrigens, und trotz dieses scheinbaren Aufblühens der Demokratie ist unwahrscheinlich, dass etwa die Kommunisten ebenfalls als Partei zugelassen werden. Möchtest du wetten?"
Sie schmunzelte. „Ich könnte mit deinem letzten Hemd nicht viel anfangen, das bessere Geschäft würde daher bei dir liegen."
„Aber du gibst die Wette nicht nur wegen meines Hemdes verloren?"
„Nein. Du hast vermutlich recht. Aber ist es denn nicht schon etwas, wenn wir wenigstens diesen ersten Schritt tun konnten?"
„Es ist sogar eine Menge. Nur wird es nicht lange vorhalten.
Wie ein Regenschwall in der Trockenzeit, nach einem Tag Sonne ist er vergessen, und man wartet weiter auf den Monsun."
„Manchmal könnte man dich nicht nur für einen Skeptiker halten, sondern vielmehr für einen Zyniker."
Sinhkat widersprach: „O nein. Das wäre nur richtig, wenn man meine Unzufriedenheit, dass sich vieles, was nötig ist, nicht in der Lebensphase einer einzigen Generation verwirklichen lässt, für Zynismus hielte. Nein, ich glaube einfach, dass wir für das, was bei uns wirklich dem Volke dient, noch einige Generationen brauchen werden. Was wir geschafft haben, ist ein Anfang, mehr nicht."
„Also wirst du zu jenen gehören, die in Zukunft der bürgerlichen Schicht, die jetzt wohl dieses Land regieren wird, den Kampf ansagt, ja?"
Sinhkat schüttelte lachend den Kopf. „Du irrst. Ich werde niemandem von ihnen den Kampf ansagen. Ich werde vollauf damit beschäftigt sein, gegen etwas ganz anderes zu kämpfen, und zwar dort, wo ich hingehöre, in Muong Nan."
Vanna provozierte ihn nicht weiter. Sie erinnerte sich: „Satchanasai hatte uns geschrieben. Es ging um euren Dorfvorsteher. Er hatte heimlich Opium verkaufen wollen und war von der Polizei nach Bangkok gebracht worden."
„Lo Wen?"
„Ja. Tracy stellte Nachforschungen an. Aber da war der Mann schon wieder entlassen. Auf Fürsprache von Mister Warren."
„Soso", sagte Sinhkat nachdenklich. Der Mister züchtigt seinen ungehorsamen Diener. „Als die Engländer noch in Indien saßen, nannte man das ,Zuckerbrot und Peitsche'."
Er schwieg, bis sie schließlich fragte: „Was wirst du zu Hause als erstes machen?"
„Ich werde damit anfangen, den Leuten so etwas wie ein neues Selbstbewusstsein zu vermitteln. Das brauchen sie am meisten. Und dann werde ich sie organisieren für die Aufgabe, ihre Mägen aus eigener Kraft zu füllen. Wenn das geschafft ist, werden wir an eine Schule denken können. Es gibt junge Leute, die Pädagogik studiert haben und die sich nicht zu fein dafür sind, den Kindern armer Bergbewohner Lesen und Schreiben beizubringen. Mit solchen Dingen fangen wir an. Wo das Ende ist, weiß ich noch nicht. Es gibt vermutlich keins. Aber das ist der einzige Weg, uns an dem zu beteiligen, was du den Sieg nennst, der hier in Bangkok mit ein paar hundert Toten erkämpft worden ist."
Die Frau trank aus der Limonadenflasche, zündete sich eine Zigarette an und rauchte. Sie winkte dem Wirt des Straßenrestaurants, der kam und holte die leeren Flaschen.
„Wirst du Satchanasai heiraten?" fragte sie plötzlich.
„Sobald ich kann."
Vanna Blake griff nach einer Ledertasche, die auf dem Rücksitz lag. Dabei sagte sie langsam: „Ich habe sehr viel Respekt vor dem, was du unternehmen willst, Sinhkat. Außerdem bin ich auch aus den Bergen gekommen. Wenn nicht ein paar Zufälle gewesen wären, ein paar familiäre Verbindungen, könnte ich aufgewachsen sein wie Satchanasai. Vielleicht habe ich deshalb Verständnis dafür, was dort oben bei euch zu tun ist, obwohl du mir das nicht zutraust."
Sie sah ihn an, als wollte sie die Wirkung ihrer Worte an seinem Gesicht ablesen.
Sinhkat antwortete nur: „Warum sollte ich dir kein Verständnis für unsere Probleme zutrauen? Ich weiß, dass du sogar für viele andere Dinge Verständnis hast. Oder dachtest du, ich hätte nicht gewusst, dass sich die Führer unserer Studentenorganisationen in eurem Haus treffen konnten?"
Sie sagte leise: „Nun gut, du weißt dies und jenes. Es ist mir nicht unangenehm, aber ich spreche nicht gern über diese Dinge. Ich tue sie, und mein Mann tut sie, damit ist das, was wir tun können, erledigt. Aber jetzt möchten wir etwas Neues, und es kommt auf dich an, ob wir es tun
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