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Des Erdenmannes schwere Bürde

Des Erdenmannes schwere Bürde

Titel: Des Erdenmannes schwere Bürde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson Poul Anderson
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„Welche Vorschriften?“
    „Der in den Seedienst Gepreßte wird immer zum Ersten Offizier befördert“, schnaubte Captain Yardly, „und das, obwohl er starke Sympathien für die Mannschaft hegt … Sie hegen doch starke Sympathien für die Mannschaft?“
    „Nun … ich denke schon …“ stammelte Alex schwach. „Ich meine … so etwas gehört sich doch für einen Ersten Offizier … Nein, warten Sie, ich bin ganz durcheinander. Ich meine …“
    „Keine Widerrede, wenn ich darum bitten darf!“ unterbrach ihn der Hoka. „Nun gehen Sie fröhlich und heiter ans Werk, Mr. Grünbart. Wir befinden uns auf dem Weg um das Horn, und Faulpelze kann ich an Bord nicht gebrauchen.“
    „Das Horn?“ gackerte Alex.
    „Sie haben es doch gehört, Mr. Grünbart.“
    „Aber …“ protestierte Alex entsetzt, während Billy Bosun ihn mit sanfter Gewalt aus der Kapitänskajüte zu schieben begann. „Wie … wie lange wird die Reise denn ungefähr dauern?“
    Das Gesicht des Captains nahm plötzlich einen unglücklich-verlegenen Ausdruck an.
    „Das“, sagte er griesgrämig, „kommt darauf an, welchen Kurs wir nehmen.“
    Dann wandte er sich ab und verschwand durch eine Verbindungstür in einer anderen Kabine. Lediglich seine Stimme drang noch – gedämpft durch die Tür – an Alex’ Ohr: „Lassen Sie jeden Fetzen setzen, Mr. Grünbart. Und rufen Sie mich, wenn der Wind auffrischt.“
    Diesen Worten folgte ein Geräusch, das sich nach einem verzweifelten Schluchzen anhörte.
     
    Ohne sich weiter über die ihm übertragene Aufgabe auszulassen, kehrte Alex an Deck zurück. Eine steife Brise ließ die Aber nicht mit uns flott über die spiegelglatte, blaue See dahintreiben. Die Takelage knarrte, und der Wind griff kräftig in die Segel. Die Mannschaft ging mit stoischem Gleichmut ihrer Pflicht nach und Alex hoffte inbrünstig, daß es zu keiner Situation kam, in der er sie würde anführen müssen. Es war zwar kein Problem für ihn, ein Raumschiff zwischen den Sternen umherzusteuern, aber die vielen Segel über seinem Kopf verwirrten ihn.
    Vielleicht wurde er aber auch gar nicht benötigt, und er stellte in diesem Spiel nur einen kleinen Teil des Musters dar, dem die Hokas mit der ihnen eigenen Loyalität folgten. Gleichermaßen war das Gerede über die grausamen Bestrafungen an Bord eines Schiffes nichts anderes als Geschwätz – die Marine wußte schließlich, daß man nichts anderes von ihr erwartete. Das war für Alex allerdings auch nur ein schwacher Trost, denn es war nicht auszuschließen, daß das blindwütige Nachahmen der Geschichte irgendeines britischen Seglers dazu führen würde, daß sie sich solange auf See aufhielten, wie die literarische Vorlage es erforderte. Ohne den auf alle Ewigkeit verfluchten Bart wäre es Alex ein leichtes gewesen, an Bord das Kommando zu übernehmen und nach Plymouth zurückzusegeln; sein Pech war es aber, daß er ihn erst an Land wieder loswerden konnte. Alle Bemühungen sich des Bartes zu entledigen, mußten an Bord des Schiffes wirkungslos bleiben.
    Als er über das Deck schlenderte, fiel Alex’ Blick auf eine Gestalt, die sich an eine der Deckkanonen lehnte und allem Anschein nach hier vollkommen fehl am Platze war. Der Hoka trug Hemd und Hosen aus einem grobgewebten Stoff, ein Kettenhemd, lederne Beinkleider, einen zerknitterten Umhang und einen spitz zulaufenden Helm mit großen, gekrümmten Hörnern und ein überdimensionales Schwert. Ein ziemlich buschiger und offensichtlich angeklebter blonder Schnauzbart wuchs über seiner Oberlippe und verlieh ihm einen geradezu melancholischen Ausdruck.
    Alex näherte sich dem lebenden Anachronismus mit festem Schritt, erkannte in ihm einen Angehörigen der irgendwo im hohen Norden begründeten Wikinger-Versuchskultur und fragte sich, was ihn wohl in diese Breitengrade verschlagen haben mochte. „Hallo“, sagte er, „mein Name ist Jo…“ Er hielt inne; solange noch dieses dreimal verfluchte Spinatgewächs in seinem Angesicht wucherte, war es zwecklos, seine Identität preiszugeben. „Ich heiße Grünbart.“
    „Freut miss, diss kennessulärne“, sagte der Wikinger mit einem piepsigen Singsang. „Iss bin Olaf Stupsnase aus Swede. Bisst du ssohn mal in Könstantinöpel gewehse?“
    „Äh … nein“, sagte Alex verdattert.
    „Dass hatte iss ssohn befürsstet“, sagte Olaf, während sich an den Enden seines Schnauzbarts zwei dicke Tränen sammelten.
    „Niemand iss je sagewehsse. Und dabei bin iss extra desswege nach

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