Des Erdenmannes schwere Bürde
Geschichten über die Hitze und den Durst, den sie in der Wüste hatten erleiden müssen und faselten über die reizenden Mädchen in der Kasbah. Von ihnen konnte er keine Hilfe erwarten; dazu gefielen ihnen die Rollen, die sie spielten, viel zu gut … Nein, Moment mal! Plötzlich hatte er eine Idee.
Eilig begab er sich an den Tisch, wo Le Forgeur gerade damit beschäftigt war, trickreich und geschickt eine Fünfzig-Franc-Note zu kopieren. „Ähm … entschuldige mal.“
„Allo“, sagte der Hoka liebenswürdig.
„Äh … schau mal, Kamerad … Du könntest mir nicht zufällig einen Entlassungsschein fälschen, wie?“
„Einen Entlassungsschein?“ echote der Fälscher und sah verwundert auf. „ Mais, mon ami, in der Legion gibt es doch gar keine Entlassungsscheine. Man desertiert einfach.“
„Oh, tut man das?“
„ Exactement. Wenn man dabei erwischt wird, stecken sie einen allerdings ins Strafbataillon.“
„Ulp!“ sagte Alex.
Le Forgeur stand auf. Sein Gesicht leuchtete mit der Begeisterungsfähigkeit, die seiner Rasse zu eigen war. „Hast du vielleicht vor, abzuhauen?“ rief er aus. „ Alors, ich werde dich begleiten!“
„Häh?“ machte Alex. „Du?“
Eine freundliche Hand legte sich auf seinen Arm. „Wenn Sie desertieren wollen, alter Junge“, sagte Smith, „werden Sie die Unterstützung eines alten Wüstenfuchses brauchen. Ich komme natürlich auch mit. Nein, nein, keinen Dank, darauf muß ich bestehen.“
„Ach, if I nur noch einmal Alt-Heidelberg sehen könnte“, rief von und zu Griffentaffel aus. „ I werde too mitgehen!“
„Buono! Bravo!“ schrie Giuseppe Fortissimo. „Neapel! Der Vesuv! Tutti Frutti! Und die Scala!“ Er begann aus vollster Lunge eine Opernarie zu schmettern: „ Si, fuggiam da queste mura …! “
„Oh, nein“, stöhnte Alex, als sie sich alle um ihn versammelten.
„Hier entlang“, flüsterte Alex.
Er führte die Hokas genau auf den schattenhaften Umriß seines Kurierbootes zu.
„Seid leise“, warnte er seine Gefährten, als er die Luftschleuse öffnete.
„Verdammte Saubande!“ ertönte plötzlich eine schrille Stimme und zerschnitt die nächtliche Stille. Vor ihnen wuchs die muskulöse Gestalt Sergeant LeBrutes aus dem Boden. „Aha, Deserteure!“
Alex schluckte den sich in seinem Hals bildenden Klumpen hinunter und dachte eilig nach.
„Nein, nein mon … äh … Sergeant“, sagte er. „Wir sind in einer Geheimmission un… äh, ich meine, wir sind auf Geheimpatrouille. Ja, genau das ist es. Wir sind eine Patrouille, deren Bestimmung es ist, versprengt zu werden.“
„Eine versprengte Patrouille!“ rief LeBrute aus. „Ein verlorener Haufen!“ Selbst in der Finsternis konnte Alex erkennen, daß sich seine Augen in einer plötzlichen Aufwallung von Mitleid mit Tränen füllten. „Ah, mes enfants, dann werdet ihr auf den Rat des alten LeBrute nicht verzichten können!“
„A-aber …“ stammelte Alex.
„ Silence! C’est un fait accompli! Ich, Sergeant LeBrute, übernehme hiermit das Kommando. En avant, marche! “
„Rein ins Boot“, fügte Alex hastig hinzu.
„Ins Bâteau “, sagte LeBrute zustimmend.
Nacheinander krochen sie hinein.
Nun … Alex hatte zwar jetzt seine Hilfstruppen, aber wie geplant war die Sache ja wirklich nicht vonstatten gegangen. Er programmierte den Autopiloten auf den Planeten Telko und jagte das Boot mit Höchstgeschwindigkeit in den Raum hinaus. Die Hokas waren zu sehr damit beschäftigt, sich durch die Bullaugen den Sternenhimmel anzusehen und herumzuspekulieren, als daß sie hätten Ärger machen können. Damit gaben sie Alex die Möglichkeit, das neuerworbene Wissen um Telko noch einmal in sein Gedächtnis zurückzurufen.
Peinlich war allerdings, daß man über die nördliche Halbinsel, auf der Tanni gefangengehalten wurde, so gut wie gar nichts wußte. Von einem zackigen Felsengebirge vom Rest des Kontinents abgeschnitten, hatte die Halbinsel ihre eigenen Kulturen hervorgebracht. Wie immer sie auch aussehen mochten, man konnte sich nur sicher sein über (a) die Sprache, (b) die bäuerlich-primitive, gerade Eisen bearbeitende Technologie, und (c) permanent andauernde Kriegszustände.
Na gut, sie würden also ohne Noten spielen müssen. Seine Gefährten besaßen immerhin Flinten, auch wenn sie nicht sonderlich weit reichten. Sein Abenteuer mit den Piraten von Tortuga hatte ihn zudem auf den Gedanken kommen lassen, sich ein wenig im Schwertkampf zu üben und mit Pfeil und Bogen
Weitere Kostenlose Bücher