Des Erdenmannes schwere Bürde
sagte der Gouverneur und schnappte pfeifend nach Luft. „Ihre Dame?“
„Sie … äh … nun, ich glaube, ich sollte besser nicht darüber reden“, stotterte Alex.
„Aber natürlich!“ rief LaFontanelle aus und hob entsetzt beide Hände. „Mein armer Freund! Sie wollen also zur Legion Etrangère , nicht wahr?“
Verblüfft über diese Hellsichtigkeit konnte Alex nur noch nicken. „Kommen Sie mit“, sagte der Gouverneur und legte seine pelzige Hand auf die seine. Er hatte Tränen in den Augen. Abgeschafft ließ Alex sich von ihm in die Festung bringen.
Um sicherzugehen, daß die Legionäre und die Araber einander nicht wirklich töteten, war Alex bereits einmal hiergewesen. Sein anfänglicher Verdacht hatte sich rasch als haltlos erwiesen, denn in Wirklichkeit trieben die beiden Gruppen einen schwunghaften Handel miteinander und fühlten sich nur hin und wieder zu einem Schußwechsel verpflichtet. Wenn es zu Kampfhandlungen dieser Art kam, hielten die Araber sich meist hinter riesigen Sanddünen auf und ließen sich auf den Rücken ihrer Kamele höchstens dann sehen, wenn sich die Möglichkeit bot, während des Sonnenuntergangs effektvoll über den Horizont zu reiten. Was die vermeintlichen Franzosen anbetraf, so gaben diese – der Legionärstradition gemäß – nur dann Schüsse ab, wenn sich ihre Gegner mindestens fünfhundert Meter weit zurückgezogen hatten. Ihre Schwarzpulvergewehre erzeugten zwar einen Höllenlärm und beeindruckende Rauchwolken, vermochten Distanzen von zweihundertfünfzig Metern jedoch nicht zu überwinden.
Wachtposten in blauen Uniformjacken und weißen Hosen, bekleidet mit roten Schärpen und kleinen Käppis, präsentierten das Gewehr, als der Gouverneur und der Botschafter durch das Haupttor eilten. Sie kamen in einen staubbedeckten Innenhof, der von flachen Lehmziegelhütten umringt wurde. Der Gouverneur führte Alex auf das größte Gebäude zu, und ehe er sich versah, stand er auch schon vor dem Schreibtisch des ältlichen Kommandanten.
„Qu’est-que-c’est-ça?“ ratterte der Kommandant.
„La Femme …“ sagte der Gouverneur.
„Non!“ Der Unterkiefer des Kommandanten fiel herab.
„Mais oui.“
„Avec un autre … un plus jeune …“
„On ne le dit pas; cependant …“ sagte der Gouverneur und nickte wissend. Der andere Hoka nickte ebenfalls und legte ein Formular auf den Schreibtisch.
„Brassard!“ stieß Alex zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
„Ah, Brassard son nom-de-guerre.“ Der Kommandant schrieb den Namen nieder. „Wenn Sie hier unterschreiben wollen …“ Alex kritzelte ohne aus seinen Grübeleien aufzuschrecken seinen Namen auf das Papier. Der Kommandant strahlte, beugte sich über den Tisch und schüttelte ihm die Hand. „Herzlichen Glückwunsch, mon brave “, brummelte er. „Jetzt sind Sie ein Legionär. Melden Sie sich bei Sergeant LeBrute.“
„Was?“ kläffte Alex, der nun wieder in die Wirklichkeit zurückfand. „Was haben Sie gesagt?“
Der Kommandant rieb sich die Hände und lächelte väterlich. „In der Legion sind Sie genau richtig, wenn Sie vergessen wollen, welch schweres Schicksal Sie heimgesucht hat.“
„Was hat das zu bedeuten?“ schrie Alex verzweifelt. „Ich kann der Legion doch gar nicht beitreten! Ich bin doch der Botschafter der Liga!“
„Er will uns auf die Probe stellen“, sagte der Gouverneur hinter vorgehaltener Hand zum Kommandanten. Und dann: „Oh, mein Freund, haben Sie keine Angst; die Legion weiß ein Geheimnis zu wahren! Hier weiß man zu verstehen, daß Ihr Geheimnis nicht gelüftet werden darf. Ja, ja, der Wankelmut der Frauen.“ Er seufzte. „Ein Wort, ein Blick, und dann gehört ihr Herz auch schon einem anderen. Nein, nein, Gefreiter Brassard, bei mir ist Ihr Geheimnis sicher.“
„Das gleiche gilt für la Legion “, sagte der Hoka hinter dem Schreibtisch. „Fürchten Sie sich nicht, Gefreiter Brassard. Wer Sie waren bevor Sie zur Legion kamen, wird ein Geheimnis bleiben, das Sie mit in Ihr kühles Grab nehmen. Die Legion stellt keine Fragen. Sie wird auch niemandem gegenüber ein Wort verlauten lassen.“ Er wandte den Kopf. „Sergeant LeBrute!“
Die Tür flog auf und ein dicker, kleiner Hoka trat ein.
„Warten Sie!“ schrie Alex verzweifelt, dem mit plötzlichem Entsetzen klar wurde, daß er schon wieder in eine Situation hineingeschlittert war, die seinen Weg auf diesem Planeten wie Treibsandlöcher säumten. „Das können Sie mir doch nicht antun! Ich
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